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Siegel - Wikipedia

Siegel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dieser Artikel handelt von Siegeln als Beglaubigungsmitteln für Urkunden; Für andere Bedeutungen siehe Siegel (Begriffsklärung).
Siegel Johanns III. von Straubing-Holland (1422)
Siegel Johanns III. von Straubing-Holland (1422)

Das Siegel (von lat. sigillum, Bildchen) ist eine Form der Beglaubigung von Urkunden oder Sicherstellung (Verschluss) der Unversehrtheit von Gegenständen oder Behältnissen (Briefumschlag, Tür) mit Hilfe eines Siegelstempels oder, sphragistisch (siegelkundlich) korrekt, eines Typars, der in eine weiche, erhärtende Masse (Siegelklumpen aus Siegellack, Wachs, früher Ton etc.) gedrückt wird. Oft wird zwischen "Siegel" als Abdruck und "Siegelstempel" als Prägewerkzeug begrifflich nicht unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Rechtliches

Rechtlich ist jedes „Siegel“ einzigartig (gegenüber beliebig herstellbaren „Stempeln“ ‒ es verhält sich hier ähnlich wie bei dem Unterschied zwischen Fahne und Flagge). Wer es führen darf, ist eigens geregelt. Der Siegelbruch, das unberechtigte Zerstören eines Siegels, ist in Deutschland strafbar (§ 136 Abs. 2 StGB). Ein unbrauchbar gewordener Siegelstempel einer Behörde darf nur unter Hinzuziehung eines Zeugen und mit einem entsprechenden Protokoll vernichtet werden.

[Bearbeiten] Historisches

Die Briefsieglerin, Jean Siméon Chardin, um 1732
Die Briefsieglerin, Jean Siméon Chardin, um 1732

Die frühesten Stempelsiegel sind im vorderen Orient seit der Djemdet-Nasr-Zeit belegt. Seit der Uruk-Zeit kamen Rollsiegel auf, die auch bei den Sumerern, Akkadern, Assyrern, und Babyloniern üblich waren. Dies sind kleine Steinzylinder aus Onyx, Lapislazuli, Achat, Fritte oder anderen Stoffen, in die Figuren und Inschriften eingraviert wurden. Die Größe schwankt zwischen 0,15 cm und 10 cm. Durch das Abrollen des Zylinders in eine weiche Masse (z.B. Ton) entsteht der charakteristische Siegelabdruck. Seit der Perser-Zeit werden wieder Stempelsiegel üblich.

Solche Siegelabdrücke (in Ton) finden sich außer bei den Sumerern, Assyrern und Babyloniern (Rollsiegel), später auch bei Griechen und Römern, von denen sie die Herrscher des Frühmittelalters übernahmen. Siegelführend waren zunächst Einzelpersönlichkeiten, später auch Körperschaften. Kaisersiegel finden sich in Byzanz seit dem 6. Jahrhundert, Papstsiegel seit dem 9. Jahrhundert. Im frühen und hohen Mittelalter siegelten Kaiser und Könige sowie Angehörige des Adels und der hohen Geistlichkeit, denen die Bürger seit dem 13. Jahrhundert folgten. Siegel geistlicher Korporationen finden sich seit dem 11. Jahrhundert, Städtesiegel seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts (Trier 1113, Köln 1149).
Später gebrauchte man Metallsiegel ("Bullen") (aus Gold und Silber bei byzantinischen Kaisern, aus Blei bei Päpsten). Später siegelte man

  • mit rotem Wachs: (Kaiser, Könige), die das Recht hierzu auch anderen Fürsten verliehen, grundsätzlich nur bei (staatsrechtlichen) "Souveränen";
  • mit grünem Wachs: geistliche Stifter und Klöster;
  • mit weißem Wachs: Freie Reichsstädte;
  • mit schwarzem Wachs: der Patriarch von Jerusalem und die Großmeister der geistlichen Ritterorden; heute noch gel. bei Trauerbriefen.

Später traten die Oblaten (runde weiße Papierflächen) an die Stelle des Wachses und im 16. Jahrhundert der bekannte Siegellack. Seit dem 11. Jahrhundert wurde es üblich, bildliche Darstellungen (wie Wappen) in die Siegel einzubeziehen.

Siegellack, Siegel, Siegelstempel
Siegellack, Siegel, Siegelstempel

Um Siegelmißbrauch zu verhüten, wurden die Siegelstempel im Mittelalter sorgfältig aufbewahrt. Die großen Siegel der Herrscher waren hohen Beamten anvertraut. Später wurde das Amt des Siegelbewahrers zum bloßen Titel (z.B. Lordsiegelbewahrer in England).

[Bearbeiten] Formen von Siegeln

Mit einem Griff versehen, wird ein Siegel Petschaft genannt, gebräuchlicher und älter sind Siegelringe. Das Siegel kann auf die Urkunde gedrückt sein oder an einer Schnur oder einem Pergamentstreifen befestigt sein.

Andere Ausführungsformen mit Siegel-Funktion sind Aufkleber wie das Pfandsiegel (umgangssprachlich auch Kuckuck genannt), die an Kfz-Kennzeichenschildern angebrachte Zulassung-Prüfplakette, Plomben an Verschlüssen und Geräten, Sicherungsstempel an Meßgeräten.

[Bearbeiten] Beispiele verschiedenartiger Siegel

[Bearbeiten] Siegel im ostasiatischen Kulturkreis

Die chinesische Bezeichnung für Siegel lautet yín (印) oder túzhāng (图章). Die japanische Bezeichnung für Siegel ist Inkan (印鑑) oder Hanko (判子). Diese Siegel werden geschäftlich und privat eingesetzt und sind oft wichtiger als die eigenhändige Unterschrift. In manchen Fällen wird gar nur das Siegel als Beglaubigung akzeptiert.

[Bearbeiten] Spezielle Siegel

[Bearbeiten] Verwandte Themen

  • Sphragis (Siegel) - Verschlüsselte Hinweise auf den Autor in einem literarischen Werk
  • manu propria - die eigenhändige Unterschrift eines Herrschers

[Bearbeiten] Literatur

[Bearbeiten] 1. Handbücher

Andrea Stieldorf: Siegelkunde, Hannover 2004 (Hahnsche Historischen Hilfswissenschaften 1).

Erich Kittel, Siegel (Bibliothek für Kunst- und Antiquitätenfreunde 11). Braunschweig 1970. (Mit umfangreicher Bibliographie S. 468-509)

Wilhelm Ewald, Siegelkunde (Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte 4). München-Berlin 1914 (ND München 1978).

Egon v. Berchem, Siegel (Bibliothek für Kunst- und Antiquitätensammler 11). Berlin 1923.

Michel Pastoureau, Les sceaux (Typologie des sources du moyen âge occidental, Fasc. 36). Turnhout 1981.

Toni Diederich, Rheinische Städtesiegel (Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz Jahrbuch 1984/85). Neuss 1984. (bes. S.25-149)

[Bearbeiten] 2. Tafelwerke

Otto Posse, Die Siegel der deutschen Könige und Kaiser von 751-1806. 5 Bde., Bd. 1: 751-1347. Dresden 1909. Bd. 2: 1347-1493, und Fälschungen 752-1493. Dresden 1910. Bd. 5: Text. Dresden 1913.

Friedrich Philippi, Siegel (Urkunden und Siegel in Nachbildungen 4). Berlin 1914.

Wilhelm Ewald, Rheinische Siegel (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 27). 6 Bde., Bonn 1906-1941.

Aldo Martini, Die Goldsiegelsammlung aus dem Geheimarchiv des Vatikans. Katalog der Ausstellung in der Bayerischen Landesbank München 1989. (o.J. und O.)

Pietro Sella, I sigilli dell'Archivio Segreto Vaticano (Inventari dell'Archivio Segreto Vaticano Bde. 1-3): Bd. 1: Vatikan 1937. Bd. 2: " 1946. Bd. 3: " 1964.

[Bearbeiten] 3. Hilfsmittel

Vocabulaire international de la sigillographie (Pubblicazioni degli Archivi di Stato, Sussidi 3). Rom 1990.

[Bearbeiten] 4. Bibliographie

Eckart Henning - Gabriele Jochums, Bibliographie zur Sphragistik. Schrifttum Deutschlands, Österreichs und der Schweiz bis 1990 (Bibliographie der Historischen Hilfswissenschaften 2). Köln-Wien-Weimar 1995.


[Bearbeiten] Weblinks

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