St.-Jakobi-Kirche (Greifswald)
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Die St.-Jakobi-Kirche liegt am westlichen Rand der Greifswalder Altstadt und ist die kleinste der drei gotischen Kirchen der Hansestadt.
Die frühgotische Backsteinkirche besteht aus einer dreischiffigen Halle, dem quadratischen Westturm, der ebenso wie der mehrseitige Chorraum im Osten schmaler als das Kirchenschiff ist. Im südöstlichen Winkel von Schiff und Chor ist die Sakristei angefügt. Das Kirchenschiff ist mit einem ziegelgedeckten Satteldach gedeckt, während der Turm von einem spitzwinkligen Pyramidendach abgeschlossen wird. Das Westportal ist aufwändig gestaltet.
Der Ursprungsbau entstand im 13. Jahrhundert, als sich westlich von Greifswald die Neustadt entwickelte, die jedoch schon bald in der Altstadt aufging. 1280 wurde die Kirche, die dem Apostel Jakobus, dem Schutzpatron der Fischer geweiht wurde, erstmals namentlich genannt. Sie war damals noch, für eine Pfarrkirche ungewöhnlich, ein zweischiffiger Hallenbau. Um 1400 erfolgte der Umbau zu einer dreischiffigen Kirche, wobei die Halle nicht verbreitert wurde. Aus diesem Grunde mussten die jeweils vier Strebepfeiler nach außen verlegt werden, und die Seitenschiffe fielen entsprechend schmal aus. Das Kreuzrippengewölbe des Kirchenschiffs wird von vier unverputzten Stützpfeilerpaaren getragen, die im Gegensatz zu den beiden anderen Greifswalder Backsteinkirchen rund ausgeführt wurden.
Der heute dreistöckige Turm hatte ursprünglich noch einen Fachwerkaufsatz mit kleinerem Grundriss. Dieser wurde samt Dach am 31. März 1955 durch einen Brand zerstört und bei der 1965 vollendeten Wiederherstellung des Turmdaches weggelassen. Die Ursache des Brandes konnte nie endgültig geklärt werden, eine Anklage gegen den amtierenden Pfarrer wegen fahrlässiger Brandstiftung wurde fallengelassen. Von Zeitzeugen wurde behauptet, der Brand sei von der Stasi gelegt worden, um den politisch unbequemen Pfarrer auszuschalten.
Das Kirchenschiff war wahrscheinlich bereits zum Ende des 16. Jahrhunderts weiß getüncht. Allerdings ist im östlichen Mittelschiffgewölbe noch ein gotisches Deckenfresko erhalten. Da die Kirche während der napoleonischen Besetzung als Feldbäckerei genutzt wurde, sind die meisten Ausstattungsgegenstände verloren gegangen. Ab 1817 wurde das Innere der Kirche unter Leitung von Johann Gottfried Quistorp, unter anderem Neffe des Jakobi-Pastors Bernhard Friedrich Quistorp und auch Zeichenlehrer von C. D. Friedrich, wieder hergestellt. Die drei farbigen Chorfenster wurden 1842 eingesetzt. Als wertvollste Inventarstücke zählen der aus Granit gefertigte Taufstein aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts sowie ein gotischer Abendmahlskelch. Die Kanzel mit Bildern der vier Evangelisten stammt aus dem Jahre 1855. Die Orgel wurde 1968 von der Potsdamer Orgelbaufirma Schuke installiert, das Vorgängerinstrument war beim Turmbrand 1955 zerstört worden.
Koordinaten: 54° 5' 43" N, 13° 22' 23" O