Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten
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Der "Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten" war ein paramilitärisch organisierter Wehrverband im Deutschen Reich, der kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs im Dezember 1918 von dem Reserveoffizier Franz Seldte in Magdeburg gegründet worden war. Er galt im allgemeinen als bewaffneter Arm der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). So stellte der Stahlhelm bei Parteiversammlungen vielfach den (bewaffneten) "Saalschutz".
Der Stahlhelm verstand sich als Organisation, in der das Wirken aller Kriegsteilnehmer Anerkennung finden sollte und stand in eindeutiger Opposition zum politischen System der Weimarer Republik. Im Stahlhelm herrschte eine Weltanschauung vor, die sich stark an der Kaiserzeit orientierte. Ehemaligen Frontsoldaten jüdischen Glaubens wurde die Mitgliedschaft verwehrt (siehe hierzu Reichsbund jüdischer Frontsoldaten). In eigenen Untergliederungen (Jungsta, Studentenring Langemarck, Landsturm) wurden ab 1924 interessierte Heranwachsende und ältere frontunerfahrene Männer militärisch ausgebildet, wobei die Reichswehr tatkräftige Unterstützung leistete. Die Mitglieder und ihre Führer verstanden sich als Personalreserve für die durch den Versailler Vertrag größenmäßig beschränkte Reichswehr. Die Mitgliederzahl vergrößerte sich bis 1930 auf über 500.000 Mitglieder. Der Stahlhelm war somit der stärkste paramilitärische Verband des Deutschen Reiches.
Finanziert wurde er von ehemaligen Militärs und den im Deutschen Herrenklub zusammengeschlossenen Unternehmern sowie von ostelbischen Großgrundbesitzern.
Obwohl sich der Stahlhelm offiziell als überparteilich darstellte, trat er seit 1929 offen als republikfeindlich und demokratiefeindlich in Erscheinung. Ziele waren die Errichtung einer Diktatur in Deutschland, die Vorbereitung eines Revanchekrieges und die Errichtung eines antiparlamentarischen Ständestaates. Deshalb bezeichneten die Stahlhelm-Mitglieder gegen Ende der Weimarer Republik sich selbst in Abgrenzung zur NSDAP auch als die "deutschen Faschisten". Gemeinsam mit der DNVP unter Alfred Hugenberg und der NSDAP unter Adolf Hitler organisierte der Stahlhelm einen Volksentscheid gegen den Young-Plan. Der "Stahlhelm" gehörte 1931 zu den Gründungsorganisationen der gegen die Weimarer Republik gerichteten Harzburger Front. Bei den Präsidentschaftswahlen 1932 stellte der Stahlhelm mit Theodor Duesterberg einen eigenen Kandidaten auf.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte 1934 die freiwillige "Gleichschaltung" des größten Teils des Wehrverbands. Unter der Bezeichnung "Nationalsozialistischer Deutscher Frontkämpferbund" wurde er organisatorisch als sogenannte SA-Reserve I in die Sturmabteilungen (SA) eingegliedert und als Traditionsverband 1935 aufgelöst. Seldte wurde im ersten Kabinett Hitler Reichsarbeitsminister. Im April 1933 trat er der NSDAP bei. Im August 1933 wurde er SA-Obergruppenführer und später Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst. Die Funktion als Reichsarbeitsminister behielt er bis 1945. Er ist ein herausragendes Beispiel persönlicher Kontinuität aus dem rechten Lager der Weimarer Zeit hin zur NSDAP.
[Bearbeiten] Nach 1945
Alt- und Neonazis und Teile der rechtsextremen Szene knüpfen bis heute auch an die Ideologie des Stahlhelms an. 1951 wurde in Köln erstmals versucht, den Stahlhelm auch organisatorisch wieder ins Leben zu rufen. Besonders der so genannte "Bundesvorsitzende" Günter Drückhammer war bis zur öffentlichen Enttarnung der Organisation 2000, die insbesondere durch Waffenfunde auffiel, eine der aktiven Persönlichkeiten. An der Neugründung beteiligte sich auch Albert Kesselring. Die Familie Drückhammer errichtete südwestlich vor Hamburg auf ihrem Grundstück in Jork in der Ortschaft Klein Hove ein "Franz-Seldte-Haus". Seit dem Jahr 2006 ist Michael Hess aus Kaiserslautern neuer Landesvorsitzender des Stahlhelm, Rheinland-Pfalz. Das Vereinsheim des Stahlhelm ist auf dem Potzberg bei Altenglan im Landkreis Kusel.