Syrische Sprache
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Syrisch ist als mittelostaramäischer Dialekt eine semitische Sprache des nordwestlichen Zweiges.
Syrisch ist nicht die Landessprache Syriens - dies ist das Arabische -, sondern die Minderheitensprache der christlichen Bevölkerung, die vorwiegend im Osten der Türkei und Norden des Iraks lebt. Auf Grund der Verfolgungen mussten allerdings viele dieser Christen emigrieren.
Syrisch ist auch die Liturgiesprache verschiedener östlicher Kirchen: Syrisch-Orthodoxe Kirche, Syrisch-Katholische Kirche, Syrisch-Maronitische Kirche, Chaldäische Kirche, Assyrische Kirche des Ostens und die alte apostolische Kirche des Ostens. Die melekitischen Kirchen wurden weitgehend sprachlich arabisiert.
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[Bearbeiten] Bezeichnung
Die Bezeichnung „Syrisch“ deutet auf die aramäische Sprache. Folglich machen die meisten Sprecher in der Selbstbezeichnung keinen Unterschied.
Sprachwissenschaftlich werden beiden Begriffe dagegen nicht immer identisch benutzt, sondern mit „Syrisch“ nur ein Teil der aramäischen Sprache bezeichnet, das moderne Ostaramäische.
[Bearbeiten] Sprachgeschichte
[Bearbeiten] „Aramäisch“
Das heutige Syrisch ist die Weiterentwicklung des Altaramäischen und Reichsaramäischen, das seit der Christianisierung Syrisch genannt wird.
[Bearbeiten] Altsyrisch
Altsyrisch ist die von Edessa ausgehende Kirchensprache, die eine Form des Mittelaramäischen ist. Altsyrisch ist in mehreren Formen überliefert. Die verschiedenen Formen spiegeln die religiöse und konfessionelle Teilung in dieser Zeit wieder. Mit der Ausbreitung des Islams wurde das Altsyrische, das in der Spätantike eine literarische Blütezeit erlebt hatte, seit dem 8. Jahrhundert immer weiter zurückgedrängt. Etwa mit dem Mongolensturm um 1250 spricht man nicht mehr von Altsyrisch, sondern von Neusyrisch oder schlicht Syrisch.
Das Altsyrische wurde von der griechischen Sprache stark beeinflusst, dies betrifft v.a. den Wortschatz und die Satzkonstruktion. In der jakobitschen Schrift werden auch griechische Buchstaben als Vokalzeichen verwendet.
[Bearbeiten] Christlich-Palästinisch
Christlich-Palästinisch war ein von den Melkiten zwischen dem 6. und 13. Jahrhundert verwendeter aramäischer Dialekt, der in Estrangelo, der ältesten Form der syrischen Schrift, geschrieben wurde. Er zeichnet sich durch starke Verwendung der Konsonanten Alaph, Waw und Judh als Vokale und starken Gebrauch griechischer Fremdworte aus. Aufgrund der Verwendung der syrischen Schrift hat man diesen Dialekt lange Zeit der Syrischen Sprache zugeordnet, er wurde auch als Palästinisch-Syrisch bezeichnet. Die neuere Forschung hat aber erwiesen, dass dieser Dialekt zur westaramäischen Gruppe gehört, während das Syrische ein ostaramäischer Dialekt ist.
[Bearbeiten] Neusyrisch
Auch das Neusyrische wurde im Laufe der Geschichte immer weiter zurückgedrängt, so dass heute nur noch einzelne, relativ kleine Sprachinseln im ursprünglichen Verbreitungsgebiet übrig geblieben sind. Die Verfolgungen und der Völkermord, vor allem während des Ersten Weltkrieges hat bei den überlebenden Sprechern zu einer Auswanderungswelle geführt, die bis heute anhält, wodurch das Sprachgebiet weiter schrumpft.
[Bearbeiten] Dialekte
Es gibt zwei verschiedene Formen des Syrischen. Unterteilt werden die Dialekte in klassisches West- und Ostsyrisch und in gesprochenes Turoyo (aus der westsyrischen Tradition entstanden) und in Madenhoyo (aus der ostsyrischen Tradition entstanden, auch als Zentralaramäisch bezeichnet). Das Westsyrische wird hauptsächlich von der syrisch-orthodoxen Kirche von Antiochien, der Syrisch-Katholischen und der maronitischen Kirche als Liturgiesprache gepflegt. Das Ostsyrische (Swadaya) ist die Liturgiesprache der Assyrischen Kirche des Ostens, der Alten Apostolischen Kirche des Ostens und der chaldäischen Kirche.
[Bearbeiten] Verbreitung
Es wird von höchstens 1.000.000 Menschen in Syrien, dem Iran, dem Irak, Libanon, der Türkei und auch von Immigranten aus diesen Ländern in den USA, Lateinamerika, Australien und Europa gesprochen, hauptsächlich wegen der zum größten Teil durch die genozidale Verfolgung der Christen im 19. und 20. Jahrhundert erzwungene Auswanderung.
[Bearbeiten] Schrift
Im Gegensatz zum jüdischen Aramäisch, dessen Schrift dem heutigen Hebräischen sehr ähnelt, weist das Syrische eine eigene Schrift und eine eigene umfassende Literatur auf.
Das syrische Alphabet besteht aus 22 Buchstaben. Wie in den meisten anderen semitischen Schriften, gibt es auch in der syrischen Schrift keine eigenen Buchstaben für die Vokale. Diese werden aber z.T. durch die Zeichen für die Halbvokale waw und jod oder, wenn gewünscht, durch Zusatzzeichen über oder unter dem Wort dargestellt. Das Alphabet wies je nach Konfession gewisse Unterschiede auf (Estrangelo, Serto bzw. jakobitische Schrift, nestorianische Schrift).
[Bearbeiten] Literatur
Das Syrische weist eine umfassende eigene Literatur auf. Berühmte Verfasser syrischer Werke sind u. a. Bardaisan, Ephräm der Syrer, Isaak von Ninive und Gregorius Bar-Hebraeus.
Vom Kreis Aramäischer Studierender der Universität Heidelberg wurde Der kleine Prinz ins Neusyrische (Surayt/Turoyo) übersetzt. Malkuno Zcuro kann bezogen werden unter www.kras-hd.de.
- Sebastian P. Brock: An introduction to Syriac studies. Gorgias Press, Piscataway 2006. (Bibliographische Hinweise etc. von einem der führenden Forscher auf diesem Gebiet.)
- Sebastian Brock: An Introduction to Syriac Studies. Eine Zusammenfassung
[Bearbeiten] Lehrbücher des Altsyrischen
- Carl Brockelmann: Syrische Grammatik. Leipzig 1951.
- T. Muraoka: Classical Syriac. 2. Aufl. Wiesbaden 2005. ISBN 3-447-05021-7
- Theodor Nöldeke: Kurzgefaßte syrische Grammatik. Nachdr. Darmstadt 1966 (orig. 2. Aufl. 1898).
- Artur Ungnad: Syrische Grammatik. Mit Übungsbuch. 2. verbesserte Auflage. München 1932 (ND 1992).
[Bearbeiten] Lehrbuch des Neusyrischen
- Otto Jastrow: Laut- und Formenlehre des neuaramäischen Dialekts von Mīdin im Ṭur cAbdīn. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1985.
- Otto Jastrow: Lehrbuch der Ṭuroyo-Sprache. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1992. ISBN 3-447-03213-8.
- Rudolf Macuch / Estiphan Panoussi: Neusyrische Chrestomathie. Wiesbaden 1974. ISBN 3-447-01531-4