Wintershall
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Unternehmensform | Aktiengesellschaft |
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Gegründet | 1894 (1930 erstes Erdölvorkommen) |
Unternehmenssitz | Kassel, Deutschland |
Unternehmensleitung | Reinier Zwitserloot |
Mitarbeiter | 1.755 (2006) |
Umsatz | 8,4 Mrd. EUR (2005) |
Branche | Öl und Gas |
Webadresse | www.wintershall.com |
Die Wintershall AG ist der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent mit Hauptsitz in Kassel.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Allgemein
Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der BASF in Ludwigshafen. Der Name Wintershall setzt sich aus dem Nachnamen des Unternehmensgründers Carl Julius Winter und dem keltischen Wort für Salz (Hall) zusammen. Vorstandsvorsitzender ist der Niederländer Reinier Zwitserloot[1]. Das Unternehmen erzielte 2005 einen Umsatz von 8,4 Milliarden Euro, nach 5,8 Milliarden Euro im Vorjahr.[2] Im Jahr 2006 arbeiteten weltweit 1.755 Menschen für Wintershall[3].
[Bearbeiten] Geschichte
Die Bohrgesellschaft Wintershall wurde im Jahr 1894 von dem Industriellen Heinrich Grimberg und dem Bohrunternehmer Carl Julius Winter, ursprünglich als Bohrgesellschaft zur Förderung von Kalisalz gegründet.
Der zufällige Ausbruch von Erdöl in einem der Kalischächte in Volkenroda erwies sich bald als zukunftsweisende Perspektive für Wintershall. So kam im Jahre 1930 die Erdölförderung als weiteres Arbeitsfeld hinzu. Durch die zunehmende Motorisierung und die später einsetzende Kriegsrüstung war Erdöl ein gefragtes Produkt, so dass sich Wintershall fortan auf die Erschließung von Erdölquellen konzentrierte. Wärend des Zweiten Weltkrieges wurden verstärkt Zwangsarbeiter eingesetzt. Von den 1360 Gefangenen stammten viele aus dem KZ Buchenwald. Bei der Erschließung und Gewinnung von Erdgas gehörte Wintershall ebenfalls zu den Pionieren in der Bundesrepublik Deutschland. Wintershall gelang 1951 in Norddeutschland der erste Erdgasfund. Das Unternehmen begann danach die professionelle Förderung von Erdgas. Von 1924 bis 1969 wurde Wintershall im wesentlichen durch August Rosterg und Günther Quandt bestimmt, denen zusammen die Mehrheit der Aktien gehörte.
Im Jahr 1969 übernahm die BASF-Gruppe Wintershall. Für die BASF AG ist Wintershall ein wichtiger Lieferant von Rohstoffen und Bestandteil ihrer strategischen Ressourcensicherung. Der Kalibergbau wurde 1970 in die Kali&Salz AG eingebracht. Seitdem konzentriert sich die Arbeit von Wintershall auf die Bereiche Erdöl und Erdgas.
Seit 1987 betreibt Wintershall in einem Konsortium mit der RWE Dea AG das Ölfeld Mittelplate am südliche Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Auf der mit 70 x 95 Meter relativ schmalen Förderinsel wurden bis Ende des Jahres 2004 insgesamt 14 Millionen Tonnen Erdöl gefördert.[4]
Seit den 1990er Jahren hat Wintershall ihr Engagement im Erdgashandel verstärkt. So traf man z. B. im Herbst 1990 mit dem russischen OAO Gazprom eine langfristige Vereinbarung über die Vermarktung von russischem Erdgas in Deutschland. Dabei stellte der „Vertrag über die gaswirtschaftliche Zusammenarbeit“ kurz vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten die Basis für ein absolutes Novum in der Erdgaswirtschaft dar – für die Kooperation von Partnern aus der russischen und deutschen Energiewirtschaft.
Als Gemeinschaftsunternehmen von Wintershall und OAO Gazprom wurde 1993 die WINGAS GmbH gegründet. Das über 2.000 Kilometer lange WINGAS-Leitungsnetz verbindet die großen Gasreserven Sibiriens und die Erdgasquellen in der Nordsee mit den wachsenden Absatzmärkten in Westeuropa. Im norddeutschen Rehden verfügt WINGAS über den größten Erdgasspeicher Westeuropas – mit einem Volumen von über vier Milliarden Kubikmetern Arbeitsgas.
Zusätzlich vereinbarten die Partner Wintershall und Gazprom im März 1999, zukünftig gemeinsam Erdöl und Erdgas sowohl in Russland als auch in anderen Ländern zu fördern. Im Jahr 2006 startete Wintershall mit der Erdölförderung in Sibirien.[5] Mit dem deutsch-russischen Joint Venture Achimgaz ist Wintershall der erste deutsche Produzent, der bei der Förderung von Erdgas in Russland aktiv ist. In den nächsten 40 Jahren wird das Gemeinschaftsunternehmen dort insgesamt 200 Milliarden Kubikmeter Erdgas und 40 Millionen Tonnen Kondensat fördern. Das noch zu erschließende sibirische Erdgasfeld Juschno Russkoje, aus dem Gazprom und Wintershall zusammen mit E.ON fördern werden, ist nach Achimgaz ein zweites Projekt zur gemeinsamen Förderung von Erdgas in Westsibirien. Das Feld Juschno Russkoje hat förderbare Reserven von mehr als 600 Milliarden Kubikmetern und ist damit etwa dreimal so groß wie Achimgaz.
Die steigende Nachfrage nach Erdgas und die sinkende eigene Förderung machen den Ausbau der Leitungskapazitäten erforderlich. OAO Gazprom, E.ON Ruhrgas AG und Wintershall werden mit der Ostseepipeline Nord Stream die benötigten zusätzliche Transportkapazitäten schaffen. Westeuropa erhält auf diese Weise eine direkte Anbindung an russische Gasvorkommen. Nord Stream wird die russische Ostseeküste bei der Stadt Vyborg mit der deutschen Ostseeküste in der Höhe von Greifswald verbinden. Die Pipeline wird Erdgas nach Deutschland transportieren, von wo es nach Dänemark, Niederlande, Belgien, Grossbritannien und Frankreich gelangen kann.
[Bearbeiten] Tätigkeitsbereiche
Die Aktivitäten der Wintershall umfassen zwei Bereiche: Zum einen die Exploration (Erforschung, Erkundung, Untersuchung) und Produktion von Erdöl und Erdgas, zum anderen den Erdgashandel, der auch Transport und Speicherung beinhaltet. Wintershall konzentriert sich auf ausgewählte Schwerpunktregionen. Dies sind Europa, Nordafrika, Südamerika sowie Russland und der Raum am Kaspischen Meer. Das Unternehmen ist heute der größte Erdöl- und Erdgasproduzent mit Sitz in Deutschland.
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ WINTERSHALL: Vorstand/Aufsichtsrat, Stand: August 2006
- ↑ Wintershall-Gruppe: Bilanz zum 31. Dezember 2005 (PDF, 300kb)
- ↑ hr-online: Gute Kontakte nach Sibirien zahlen sich aus, Stand: August 2006
- ↑ WINTERSHALL: Projekt Mittelplate - Eine Förderinsel mitten im Watt, Stand August 2006
- ↑ taz: Wintershall bohrt in Sibirien, 29. März 2006, S. 9