Yenidze
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Das ehemalige Fabrikgebäude der Zigarettenfabrik Yenidze gehört zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten der Stadt Dresden. Es wurde von 1908 bis 1909 gebaut, ist ähnlich einer Moschee gestaltet und wird heute als Bürogebäude genutzt.
Der Unternehmer Hugo Zietz, der den Tabak für seine Zigaretten aus dem Anbaugebiet von Yenidze, einem Ort im griechischen Teil Mazedoniens (heute „Giannitsa“ genannt), das zur damaligen Zeit noch unter osmanisch-türkischer Verwaltung stand, importierte, wollte auf dem Grundstück direkt an der Eisenbahntrasse unweit der Dresdener Innenstadt nicht nur ein neues Fabrikgebäude errichten, sondern auch ein einprägsames Werbemonument für seine Orientalische Tabak- und Zigarettenfabrik „Yenidze“ schaffen. Der Architekt Martin Hammitzsch entwarf daher auf Anregung von Zietz ein Bauwerk in einem fantasievollen „orientalischen“ Stil, das auch weniger weitgereiste Zeitgenossen unschwer als islamische Moschee erkennen konnten. Abgesehen von der großen, farbig verglasten Kuppel trugen dazu auch die „Minarette“ bei, die teilweise die Funktion von Schornsteinen hatten. Davon rührte der umgangssprachliche Begriff „Tabakmoschee“ her, der heute offiziell nicht mehr verwendet wird, weil es sich in Wirklichkeit nicht um eine Moschee handelt.
Im für seine historischen, vor allem barocken Bauten berühmten Dresden traf der Neubau im Stil einer völlig fremden, noch sehr wenig bekannten Kultur auf heftige Ablehnung; um die negativen Auswirkungen für den Bauherrn und den Architekten ranken sich Legenden. Allen Anfeindungen zum Hohn erfüllte das Gebäude seinen Werbezweck hervorragend: Es war in aller Munde, und – als die Dresdner sich schließlich mit ihm abgefunden hatten – immer noch in aller Augen!
Als außergewöhnliches Baudenkmal wurde der Bau 1996 restauriert und umgenutzt. Unter der Kuppel finden zum Beispiel Märchenlesungen nicht nur für Kinder statt.
„Yenidze“ ist der alte Name der nordgriechischen Kleinstadt Giannitsa, circa 60 Kilometer nordwestlich von Thessaloniki auf der Nationalstraße nach Edessa gelegen. Sie wurde während der Besatzungszeit Griechenlands durch die Osmanen (siehe Osmanisches Reich) im Jahre 1385 vom osmanischen General Ghazi Achmet Ebrenos gegründet. Der Name bedeutet „Neue Stadt“. Es ist eine wichtige, relativ wohlhabende Provinzstadt in der Präfektur Pella mit circa 30.000 Einwohnern.
Seit mehr als einhundert Jahren wurde beziehungsweise wird in dieser fruchtbaren Ebene Mazedoniens, in der Giannitsa liegt, Tabak angebaut. Allerdings wird durch die strengen Reglementierungen der EU in der Landwirtschaft seit jüngster Zeit nur noch ein relativ kleiner Teil der Felder mit Tabak bewirtschaftet. Wichtige landwirtschaftliche Produkte der Region von Giannitsa sind heute Früchte, insbesondere Pfirsiche, Kirschen und Kiwi-Früchte, aber auch Baumwolle, Getreide und Zuckerrüben.
Aus der Zeit des Osmanischen Reiches und insbesondere der Jahre um 1908/1909, in der der Ort den Namen für die Zigarettenfabrik Yenidze in Dresden als Lieferant hergab, sind einige Bauruinen erhalten geblieben. Das Mausoleum und Gemeindehaus der Osmanen im Zentrum der Stadt wird derzeit mit EU-Mitteln restauriert.
[Bearbeiten] Literatur
- Gilbert Lupfer u.a. (Hrsg.): Architekturführer Dresden. Reimer, Berlin, 1997, ISBN 3-496-01179-3
- Tilo Richter (Text), Hans-Christian Schink (Photos): Industriearchitektur in Dresden. Kiepenheuer, Leipzig, 1997, ISBN 3-378-01019-3
[Bearbeiten] Weblinks
- Ergänzende Infos zur Yenidze
- Yenidze bei Dresden-Lexikon.de
- Märchen aus der Kuppel
- [1]
- http://de.structurae.de/structures/data/index.cfm?id=s0022402
- Bauten in Dresden und Sachsen
Koordinaten: 51° 3′ 32" n. Br., 13° 43′ 36" ö. L.