Klassenbewusstsein
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Klassenbewusstsein ist die spezifische Vorstellung einer Klasse über ihre grundlegenden Interessen und ihre Rolle in der Gesellschaft sowie ihre materiellen Existenzbedingungen. Anknüpfend an eine Forumlierung Karl Marx (1818-83) wurde in der Rezeption seines Werkes oftmals zwischen der „Klasse an sich“ und der „Klasse für sich“ unterschieden,[1] und dieses Konzept mit Hegels Denken in Verbindung gebracht.[2] Eine durch ihre Stellung in den gegebenen Produktionsverhältnissen „an sich“ gegebene Klasse könne nur zur politisch "für sich" handelnden Klasse werden, wenn sie gemeinsam lernt, kämpft und Erfahrungen sammelt.[3] Die Rezeption des Konzeptes fiel differenziert aus. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war zwischen dem sozialdemokratischem Revisionismus / Reformismus Bernsteins (1850-1932), Lenins (1870-1924) Avantgardismus (siehe Avantgarde), Rosa Luxemburgs (1871-1919) Spontaneismus, sowie Gramscis (1891-1937) oder Lukacs (1885-1971) „Philosophie der Praxis“ umstritten, unter welchen Bedingungen die Möglichkeit besteht, Klassenbewusstsein bzw. kollektives Identitätsbewusstsein und somit klassenbewusstes Handeln auszubilden.[2]
[Bearbeiten] Anmerkungen
- ↑ Vgl. Michael Heinrich, Welche Klassen und welche Kämpfe?, in: Grundrisse 11, 2004. : „In marxistischen Debatten wurde dieser Unterschied in Anlehnung an eine Formulierung aus dem „Elend der Philosophie“ (...) häufig als „Klasse an sich“ und „Klasse für sich“ bezeichnet.“
- ↑ a b Dieter Nohlen, Rainer-Olaf Schultze (Hrsg.), Lexikon der Politikwissenschaft. Theorien, Methoden, Begriffe. Band 1, 2005, Seite 435.
- ↑ Vgl. Karl Marx, Das Elend der Philosophie, 1847. MEW 4:180f. : „Die ökonomischen Verhältnisse haben zuerst die Masse der Bevölkerung in Arbeiter verwandelt. Die Herrschaft des Kapitals hat für diese Masse eine gemeinsame Situation, gemeinsame Interessen geschaffen. So ist diese Masse bereits eine Klasse gegenüber dem Kapital, aber noch nicht für sich selbst. In dem Kampf (...) findet sich diese Masse zusammen, konstituiert sie sich als Klasse für sich [Anm.: Eigene Hervorhebung] selbst. Die Interessen, welche sie verteidigt, werden Klasseninteressen. Aber der Kampf von Klasse gegen Klasse ist ein politischer Kampf.“
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Ralf Dahrendorf: Soziale Klassen und Klassenkonflikt in der industriellen Gesellschaft. Enke, Stuttgart 1957, keine ISBN
- Frank Deppe: Das Bewußtsein der Arbeiter - Studien zur politischen Soziologie des Arbeiterbewußtseins. Pahl-Rugenstein, Köln 1971, ISBN 3-760-90037-2
- Georg Lukács: Geschichte und Klassenbewußtsein. Luchterhand, Darmstadt 1988, ISBN 3-630-61011-0