Alienabilität
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Die Alienabilität (von engl. alienable : veräußerbar) ist eine in vielen Sprachen gebräuchliche Unterscheidung zwischen veräußerbarem (alienablem bzw. nichtorganisch possessivem) und unveräußerlichem (inalienablem bzw. organisch possessivem) Besitz.
Die besessene Sache wird als Possessum, der Besitzer als Possessor bezeichnet. Das Faktum des Besitzens wiederum ist die Possession. Inalienabel sind meist Körperteile, Raumteile und Verwandtschaftsbezeichnungen. Levy-Bruhl hat diese Unterscheidung eingeführt. Seiler bezeichnet die inalienable Beziehung als relational.
So ist die Sprache Manding dazu in der Lage, in einem nominalem Possessivausdruck alienable von inalienabler Possession syntaktisch durch das Setzen des Linkers ká zu unterscheiden.
- alienabel: ní ká só "mein Haus"
- inalienabel: ní fà "mein Vater"
[Bearbeiten] Alienabilität im Deutschen
Europäische Sprachen kennen diese Art der Differenzierung mittels nominaler Possessivausdrücke nicht. Deshalb bringt "Mein Bild" in alienabler Verwendung "Ich besitze ein Bild", in inalienabler Verwendung "Ich habe ein Bild gemalt" zum Ausdruck.
Im Deutschen bezeichnen possessive Verben wie "haben" oder "gehören" ein Besitzverhältnis und können damit sowohl die organisch possessive Variante als auch das nichtorganisch possessive Gegenteil bezeichnen. Im Deutschen bleibt somit die possessive Relation syntaktisch unausgedrückt und muss semantisch erschlossen werden:
- Maria gehört ein Boot, Peter besitzt einen Schrank (alienabel)
- Magda besitzt einen Sohn, Karl hat ein Magengeschwür, Heike hat braune Augen (inalienabel)
- Meine Damen und Herren, Ich kenne ihren Bruder, Die Enkel des Nachbarns, Mein Bauch gehört mir! (inalienabel)
[Bearbeiten] Quellen
- Heine, Bernd. Possession. Cognitive sources, forces, and grammaticalization. 1997.
- Seiler, Hansjakob. Possession as an Operational Domain of Language, 1983.
- H. Chappell u. W. McGregor, The Grammar of Inalienability. Bln., 1995.
- Helmut Glück (Hsg), Metzler-Lexikon Sprache, 2000.