Archivsoftware
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Ein Archivprogramm ist eine Branchensoftware für das Archivwesen
Die erste Generation solcher Software wurde in erster Linie für die archivischen Erschliessung von Archivalien eingesetzt (Verzeichnungssystem, elektronischer Archivkatalog).
Dem allgemeinen Konzentrationsprozess folgend werden statt Individuallösungen heute zunehmend Standardprodukte eingesetzt, die zahlreiche zusätzliche Funktionen für den gesamten archivischen workflow bieten.
[Bearbeiten] Standardprodukte
Zur Zeit befinden sich folgende Standardprodukte im Einsatz:
Produkt | Hersteller / Lieferant | Installiert u.a. bei | RDBMS* | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
AUGIAS-Archiv | AUGIAS-Data, Senden (D) | CH: Staatsarchiv AG; Stadtarchive Luzern, Sursee, St. Gallen, Chur D: StA Berlin, Sachsen, Brandenburg, Bremen, Thüringen, 800 weitere Anwender in D, A, CH, I, USA |
Access / SQL* | in verschiedenen Ausbaustufen erhältlich |
CMI STAR | CM Informatik AG, Schwerzenbach | CH: Staatsarchive ZG, NW, GL, GR, SH, SO, AfZ; Wirtschaftsarch. GL; Stadtarchive Zug, Bern; Kirchgde. Zug, Gde. Risch D: Archiv der Freien Universität Berlin |
SQL * | Software kann zur Archivierung elektronischer Akten in einem vollständig digitalen Life-Cycle genutzt werden. Die Übernahme elektronischer Akten aus Records-Management-Systemen wurde bereits produktiv umgesetzt. Das Programm ist modular aufgebaut und vollständig frei parametrierbar. |
Dachs | Iron Mountain DISOS GmbH, Berlin (D) | CH: Staatsarchive BL, ZH; D: |
SQL* | Situation unklar, wird die Software noch weiterentwickelt? |
Faust | Land Software | CH: Staatsarchiv SZ D: zahlreiche nichtstaatliche Archive, z.B. das Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a.M. oder das Landeskirchliche Archiv Stuttgart). |
grundsätzlich ein Bibliothekssystem; beruht nicht auf einem Standardformat wie SQL oder Oracle | |
midosa XML | http://www.midosa.de | CH: D: Archivschule Marburg, Bundesarchiv |
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scopeArchiv | scope solutions ag, Basel | CH: Staatsarchive AI, AR, BE, BS, FR, LU, OW, SG, TG, VS, ZH; Bundesarchiv; Stadtarchiv Frauenfeld; SRG, SBB, PTT, Universitätsarchiv Fribourg FL: Landesarchiv D: BW, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Stadtarchiv Saarbrücken, Stadtarchiv Dresden A: Österreichisches Staatsarchiv, Universitätsarchiv Wien NL: Stadtarchive Amsterdam, Almere AL: Albanisches Nationalarchiv LU: Archives Nationales du Grand-Duché de Luxembourg Firmen- und Spezialarchive: Nestlé, Credit-Suisse, Winterthur Group, Schweizerische Nationalbank, Uno Genf, WCC, BIS |
SQL* | |
VERA | startext GmbH | D: NRW |
*«SQL» in der Spalte RDBMS umfasst hier Produkte wie Oracle oder Microsoft SQL-Server
[Bearbeiten] Individuallösungen
Neben der kommerziellen Archivsoftware werden in den Archiven einzelner Bundesländer nach wie vor Eigenentwicklungen eingesetzt, dies gilt etwa für Hessen (HADIS), Mecklenburg-Vorpommern (ARIADNE), Niedersachsen (AIDA) oder Rheinland-Pfalz. Das Bundesarchiv nutzt neben MidosaXML noch die Eigenentwicklung BASYS-S. Selbst einzelne Kommunalarchive benutzen Eigenentwicklungen, z.B. das Stadtarchiv Heilbronn (HEUSS) oder das Stadtarchiv Mannheim - Institut für Stadtgeschichte (FindStarONLINE).
[Bearbeiten] Literatur
- Schweiz: Einen ersten Überblick über die in der Schweiz eingesetzte Archivsoftware und diesbezügliche Tendenzen gab 2002 die sogenannte Strategiestudie ([Konferenz der leitenden Archivarinnen und Archivare auf Kantons- und Bundesebene sowie des Fürstentums Liechtenstein (KLA CH/FL), Gesamtschweizerische Strategie zur dauerhaften Archivierung von Unterlagen, 2002, S. 101f.[1]):
- Deutschland: Einen Überblick über die in der Bundesrepublik genutzte Archivsoftware bietet Andreas Berger: Eine vergleichende Untersuchung von Erschließungssoftware unter archivfachlichen und softwareergonomischen Gesichtspunkten: Transferarbeit im Rahmen des Referendariats für den höheren Archivdienst, 2005 (PDF 451 kb)
- Frankreich: Die zahlreichen Produkte sind verglichen in: F. Cassuto, Logiciels de gestion intégrée d'archives, Paris 2001'.
- Englisch-sprachiger Raum: Hier sind die Produkte mehrheitlich nur in englisch erhältlich. Zudem sind sie auf die angelsäschsische, bibliotheks-nahe Archivtradition ausgerichtet und deshalb in unserer Verzeichnungstradition kaum anwendbar (vgl. International Council on Archives (Hg.), Market survey of commercially available off-the-shelf archival management software, 2003 (PDF)).