Baggerindustrie
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Die Baggerindustrie ist ein Zweig der Industrie, der vor allem in den Niederlanden von Bedeutung ist (niederländische und belgische Unternehmen beherrschen etwa 75 % des Weltmarktes).
Sie beschäftigt sich weltweit mit dem Ausbaggern von Häfen, dem Bau von Häfen, Dämmen, Deichen, Schleusen, Pieren, der Eindeichung von Wasserflächen, so dass Polder entstehen, und anverwandten Werken.
Die Baggerunternehmen, wie z. B. Volker-Stevin und Smit-Tak aus den Niederlanden, beschäftigen sich auch mit der Schleppschifffahrt und der Bergung von Schiffswracks und dem Bau von Eisenbahnen.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Niederländer haben schon im Mittelalter angefangen, ihr Gebiet durch Deiche und Dämme vor dem Wasser zu schützen.
Im 17. Jahrhundert schafften sie es, nach Plänen von Jan Adriaanszoon Leeghwater aus Graft-De Rijp (1575-1650), die Seen in Nordholland: Purmer, Beemster, Wormer und Schermer, mit Hilfe von nur Windmühlen trockenzulegen. In dieser Epoche, dem Goldenen Zeitalter, gab es in Südholland in der Umgebung von Sliedrecht, östlich von Dordrecht schon sachkundige Deichbauer. Sie bauten im Moor Weiden an, dessen zähe, wasserfeste Äste und Zweige geerntet und zusammengeflochten wurden. Dieses "rijshout" ("Reisigholz") war sozusagen das Gerippe des Deiches. Es hielt den aufgebaggerten Lehm fest, und dieser Deich war verhältnismäßig sehr sicher. Deicharbeiter aus dieser Region waren vielgefragt im In- und Ausland.
Im 18. Jahrhundert entwickelten sie immer bessere Techniken, auch zum Ausbaggern von Untiefen in Flüssen. Im Jahr 1864 verwendete der Sliedrechter Bauunternehmer Adriaan Volker erstmals ein von einer Dampfmaschine angetriebenes Baggerschiff. Dadurch, dass die niederländische Regierung im 19. Jahrhundert weitere große Wasserwerke in Auftrag gab, wie die Eindeichung der Haarlemmermeer, die Grabung des Nordseekanals und des Nieuwe Waterweg für die Häfen von Amsterdam bzw. Rotterdam, wurde die Baggerindustrie zur niederländischen Spezialität. Das ausgebaggerte Erdreich wurde anderswo aufgeworfen um als Material für Deiche und Piers zu dienen. Auch in Niederländisch-Indien, dem heutigen Indonesien, wurden Häfen gebaut und ausgebessert.
Im 20. Jahrhundert war der Wasserbauingenieur Cornelis Lely ein großer Befürwörter der Eindeichung der Zuidersee, die tatsächlich verwirklicht wurde. Der Abschlussdeich kam 1932 zustande, und es folgten die Polder der heutigen Provinz Flevoland.
Nach der Wassersnot von 1953 wurden die Deltawerke im Südwesten der Niederlande zur hand genommen. Dabei wurden immer die neuesten Techniken entwickelt und angewandt. Riesige Schiffe und schwimmende Maschinen entstanden (Siehe auch das Museum Neeltje Jans in der Provinz Seeland).
In der Periode nach 1973, als die Inlandsnachfrage weitgehend befriedigt war, verlegten die niederländischen Spezialisten wie Volker-Stevin N.V. sich aufs Ausland. Im Nahen Osten und in Ostasien wurden riesige Hafenanlagen aufgebaggert, und immer noch sind die z. T. immer noch in der Umgebung von Sliedrecht gefestigten Unternehmen weltweit tonangebend.
Im Sliedrechter Baggermuseum ist eine Ausstellung über die Geschichte dieses Betriebszweigs zu beobachten.