Bal des Ardents
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
Der Bal des Ardents („Ball der Brennenden“) bezeichnet einen Polterabend (Charivari), der von König Karl VI. am 28. Januar 1393 abgehalten wurde. Ein Brand auf dem Ball tötete vier Freunde des Königs, der selbst – bereits mental gestört – danach endgültig dem Wahnsinn verfiel.
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[Bearbeiten] Der Ball
Am 28. Januar 1393 fand im Hôtel de la Reine Blanche, der Residenz der Blanka von Burgund in Paris ein Ball statt. Anlass war die Hochzeit einer Ehrendame der Königin Isabeau, Catherine l’Allemande, Witwe eines Herrn von Hainceville, die in dritter Ehe einen von der Königin ausgesuchten Adligen heiraten wollte. In derartigen Fällen war es üblich, ein Charivari zu organisieren.
Der Tag war bereits mit Festen und Banketten begangen worden, zu denen der gesamte Hof eingeladen war. Am Abend stand ein Ball im Hôtel Saint-Paul, der Residenz des Königs, auf dem Programm. Karl und Hugo von Guisay hatten die Idee gehabt, den Ball mit einem Auftritt zu beleben, bei dem sie gemeinsam mit vier Freunden (Milon, Graf von Joigny, Yvain von Foix, Ogier von Nantouillet und Aymard von Poitiers), als „Wilde“ verkleidet auftreten wollten. Sie schmierten sich mit Pech ein, bedeckten sich mit Federn und Werg, und ketteten sich schließlich aneinander.
Gegen Mitternacht wurden die Lichter gelöscht, die sechs Wilden mischten sich unter die Gäste, gestikulierten und schrieen; die anfangs überraschte Ballgesellschaft machte bei dem Spiel bald mit.
Nach kurzer Zeit kamen der Herzog Ludwig von Orléans, der Bruder des Königs, und sein Onkel, der Herzog Johann von Berry, die einen Teil des Abends in einer Gaststätte verbracht hatten, hinzu. Neugierig geworden nahm Ludwig eine Fackel, um herauszufinden, wer sich unter den Masken verbarg. Er näherte sich aber so sehr den Kostümierten, dass ihre Verkleidung Feuer fing.
Durch die Ketten konnten die sechs sich nicht voneinander lösen. Der König kam davon, weil seine Tante Jeanne de Boulogne, die Herzogin von Berry, ihn sofort in ihr Kleid und ihren Unterrock einwickelte, und die Flammen erstickte. Ogier von Natouillet konnte sich von seinen Ketten befreien und sprang in eine Spülwanne. Yvain von Foix versuchte, die Türe zu erreichen, wo ihn zwei Diener mit einem nassen Stück Stoff auffingen, ohne das Feuer löschen zu können. Die anderen verbrannten in der nächsten halben Stunde vor den Augen des Königs. Alle vier starben einer nach dem anderen in den nächsten Tagen an ihren Verbrennungen.
[Bearbeiten] Folgen
Einige Tage später übertrug Karl VI. die Regentschaft seinem Bruder Ludwig von Orléans; da dieser aber für zu jung gehalten wurde, fiel die Regierung an seine Onkel, den Herzog von Berry und Philipp den Kühnen von Burgund. Karl war noch nicht 25 Jahre alt und Frankreich – schreibt der Connétable Olivier V. de Clisson – hatte jetzt drei Könige.
[Bearbeiten] Bemerkungen
- Nach Jean Juvénal des Ursins geschah das Unglück nicht im Hôtel Saint-Paul, sondern im Hôtel de la Reine Blanche; dieses Gebäude lag in der Rue des Gobelins 17. Nach Georges Bordonove war das Hôtel Saint-Paul der Unglücksort.
- Charivaris waren von der Kirche verboten, die Feier stellte somit ein Sakrileg dar.
- Ludwig von Orléans ließ in der Kirche der Cölestiner eine Bußkapelle bauen, in der täglich eine Messe zum Gedenken an die Opfer gelesen wurde.
[Bearbeiten] Literatur
- Pierre Gascar: Charles VII: le Bal des Ardents. Paris 1977;