Deuteronomisten
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Unter Deuteronomisten wird eine ganze Schule von judäischen Theologen zusammengefasst, die den Monotheismus besonders betonten.
Zum einen gehört dazu der Verfasser des Deuteronomiums, des 5. Buch Mose, der im frühen babylonischen Exil lebte, vielleicht auch schon an der Tempelreform unter Josia beteiligt war. Belegen Namen wie JHWH von Hebron, dass JHWH in der Königszeit auch an anderen Orten als Jerusalem Tempel hatte, so gab es in der deuteronomistischen Theologie ausschließlich Jerusalem als Tempelort. Auch Nebengötter, die noch im Elephantine der Perserzeit ihren Platz neben und unter JHWH hatten, wurden gänzlich verboten. Dies markiert den Übergang vom Henotheismus zum Monotheismus.
Zum anderen ist der deuternonomistische Redaktor zu nennen, der den Pentateuch und die Bücher Josua und Richter im Sinne dieser Theologie bearbeitete, sowie die Verfasser des deuteronomistischen Geschichtswerks. Auch die Prophetenbücher, insbesondere Jeremia erfuhren eine deuteronomistische Überarbeitung. Die Deuteronomisten schrieben in spätexilischer und vor allem frühnachexilischer Zeit und bildeten die führende Gruppe unter den Heimkehrern aus dem Exil. Nicht mehr der sakrale König, wie in der Königszeit Israels und Judas und auch nicht die Priester waren Träger der Religion, sondern das Gottesvolk selbst.
War in der Zeit der ersten Redaktion der Bücher, zur Zeit Josias, noch die Einigung der Stämme unter Einbeziehung kanaanitischer Gruppen im Vordergrund, gehen nun auf die deuteronomistische Theologie Forderungen nach Ausschluss der Kanaanäer, auch nach deren Vernichtung, zurück, aber auch die Geschichte des Königtums als eine Geschichte des Abfalls von Gott, die Betonung der Funktion der Ältesten gegenüber dem zadokidischen erblichen Priestertum und die Betonung der Thora als Gesetz gegenüber dem Kult.
Das Nebeneinander von deuteronomistischer Partei und priesterlicher Partei markiert den Übergang von altisraelitischer zu frühjüdischer Religion. In späterer Zeit entwickelten sich daraus die Parteien der Pharisäer und der Sadduzäer.
[Bearbeiten] Literatur
- Rainer Albertz: Religionsgeschichte Israels in alttestamentlicher Zeit, Bd. 2 (Grundrisse zum Alten Testament, Bd. 8.2), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1992. ISBN 3-525-51675-4
- Otto Kaiser: Einleitung in das Alte Testament, Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn, Gütersloh 1978, ISBN 3579044583
- Reinhard G. Kratz: Die Komposition der erzählenden Bücher des Alten Testaments (UTB 2157). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2000. ISBN 3-8252-2157-1
- Martin Noth: Geschichte Israels, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976, ISBN 3525521200
- Winfried Thiel: Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 1-25. WMANT 41. Neukirchener Verl., Neukirchen-Vluyn 1973 (331 S.) - ISBN 3-7887-0341-5
- Winfried Thiel: Die deuteronomistische Redaktion von Jeremia 26-45. WMANT 52. Neukirchener Verl., Neukirchen-Vluyn 1981 (138 S.) - ISBN 3-7887-0647-3