Die Ermittlung
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Die Ermittlung ist ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965, das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963-65 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Es wurde am 19. Oktober 1965 im Rahmen einer Ring-Uraufführung in der BRD, der DDR und Großbritannien uraufgeführt. Die Ermittlung trägt den Untertitel "Oratorium in elf Gesängen". Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus dessen Protokollen.
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[Bearbeiten] Inhalt
In 11 Gesängen lässt der Autor die faktenreichen Aussagen der anonymen "Zeugen" gegen die der namentlich genannten Angeklagten und ehemaligen SS-KZ-Aufseher stehen. Wie auch im richtigen Prozess stehen 18 Angeklagte vor Gericht. Diese lassen sich durch ihre Aussagen klar identifizieren. Die Aussagen von mehreren hundert Zeugen fasst Weiss in seinem Stück in den fiktiven, repräsentativen Zeugen 1 - 9 zusammen. Dabei stehen 2 Zeugen auf der Seite der Angeklagten, die anderen sind ehemalige Häftlinge, darunter auch 2 Frauen. Die Anonymisierung der Zeugen soll zudem zeigen, dass auch die Namen der Opfer in Auschwitz einer Nummer weichen mussten.
Weiss stellt die Aussagen von Tätern, Zeugen und Richtern so gegenüber, dass die Widersprüche in den Aussagen der Täter klar aufgedeckt werden. Gleichzeitig klären die Zeugen den Zuschauer über die Gräueltaten im Konzentrationslager auf.
Das offene Ende entspricht der entpsychologisierten Herangehensweise des Autors, dem es um die Thematisierung gesellschaftlicher Zustände geht, in denen jeder einzelne die Entscheidung für sein Verhalten trifft.
Die 11 Gesänge:
- Gesang von der Rampe
- Gesang vom Lager
- Gesang von der Schaukel
- Gesang von der Möglichkeit des Überlebens
- Gesang vom Ende der Lili Tofler
- Gesang vom Unterscharführer Stark
- Gesang von der Schwarzen Wand
- Gesang vom Phenol
- Gesang vom Bunkerblock
- Gesang vom Zyklon B
- Gesang von den Feueröfen
Die 11 Gesänge sind in Anlehnung an Dantes "Göttliche Komödie" in drei Teile geteilt, die bei Dante benannt sind als Inferno, Fegefeuer, Paradies.
[Bearbeiten] Sprache
Das Stück besteht aus einen klaren, überschaubaren Satzbau in strenger Parataxe. Es ist sachlich, nüchtern und ohne Emotion. Durch diesen Verfremdungseffekt soll eine intensivere Wirkung auf den Zuschauer erzielt werden.
Demselben Zweck dient die Rhythmisierung der Sprache in den Aussagen der Figuren. Außerdem verzichtete das Stück auf die Interpunktion. Nur das Wort zählt, durch das der Zuschauer mental das Leben und Sterben im Konzentrationslager miterlebt.
[Bearbeiten] Form
Die Ermittlung ist in elf "Gesänge" unterteilt. Diese sind nach thematischen Schwerpunkten gereiht und zeigen den Weg der Opfer von der Rampe bei der Ankunft in Auschwitz bis zum Feuerofen. So zeigt sich die immer grausamere anonyme Massenvernichtung.
Bewusst verzichtet Weiss bei der Inszenierung auf ausschmückende Elemente. Das Bühnenbild beschränkt sich auf einen nüchternen Gerichtssaal. So soll gewährleistet werden, dass der Zuschauer dadurch nicht von den Erzählungen der Zeugen abgelenkt wird.