Die Söhne der Großen Bärin
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Die Söhne der Großen Bärin ist ein Indianer-Romanzyklus von Liselotte Welskopf-Henrich, welcher besonders in DDR sehr erfolgreich war und auch heute noch viele Anhänger hat. Er wird heute in sechs Bänden verlegt (Band 1: Harka; Band 2: Der Weg in die Verbannung; Band 3: Die Höhle in den schwarzen Bergen; Band 4: Heimkehr zu den Dakota; Band 5: Der junge Häuptling; Band 6: Über den Missouri). Held der mit wissenschaftlichen Kenntnissen geschriebenen, aber auch phantasievollen und spannenden Indianerbücher ist der Lakota-Junge Harka, der sich später als Häuptling Tokei-ihto nennt.
Die Autorin zeichnet die Hauptfiguren mit ihren biographischen Brüchen durchaus zwiespältig, ohne dass die Sympathie des Lesers mit den indianischen Hauptfiguren darunter leidet. Im Verhältnis zu den Geschichten Karl Mays beruht der Romanzyklus von Welskopf-Henrich auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und ist deutlich weniger von Gut-Gegen-Böse-Schwarz-Weiß-Malerei ("Der gute Rote Mann gegen den bösen Weißen Mann") geprägt.
Den gleichen Titel wie der Romanzyklus hat ein ebenfalls erfolgreicher DEFA-Film mit Gojko Mitić von 1966. Die erste Fassung des Drehbuches schrieb abermals Liselotte Welskopf-Henrich; nach Uneinigkeiten mit den Machern des Filmes - so wurde hinter ihrem Rücken eine zweite Drehbuchfassung geschrieben - zog sie ihren Namen als Drehbuchautorin jedoch schlussendlich zurück. Regie führte Josef Mach.
1968 erhielt Liselotte Welskopf-Henrich den Friedrich-Gerstäcker-Preis für diesen Romanzyklus.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die einzelnen Bände der Reihe "Die Söhne der Großen Bärin" -
Hinter den Namen der Bände sind in Klammern die hauptsächlichen Ersterscheinungsdaten angegeben.
- Band 1 - Harka (1962)
Harka eifert seinem Vater, dem Kriegshäuptling der Bärenbande, Mattotaupa ("Vier Bären") nach und wird schließlich zum Anführer seiner Altergenossen (die Jungen Hunde) gewählt. Weiße dringen auf der Suche nach Gold in das Gebiet der Black Hills, dem Heiligtum der Lakota, ein. Jim Fox, ein weißer Abenteurer, bringt Mattotaupa mit dem "Feuerwasser" in Berührung. Dieser wird daraufhin des Verrats bezichtigt und aus dem Stamm ausgestoßen. Harka folgt ihm in die Verbannung.
- Band 2 - Der Weg in die Verbannung (1962)
Harka und sein Vater Mattotaupa kämpfen nach ihrer Verbannung in den Bergen ums Überleben. Ein weißer Freund bringt sie schließlich beim Zirkus unter. Nach verschiedenen Verwicklungen müssen sie auch von hier wieder fliehen.
- Band 3 - Die Höhle in den schwarzen Bergen (1963)
Mattotaupa und Harka können die Schwarzfußindianer durch ihre Leistungen überzeugen, sie bei sich aufzunehmen. Als der Schurke Red Jim abermals ihren Weg kreuzt, müssen sie das Lager verlassen. Sie treffen sich erneut in der Höhle in den Schwarzen Bergen. In dieser soll sich ein sagenhaftes Goldvorkommen befinden.
- Band 4 - Heimkehr zu den Dakota (1951 und 1963)
Harka wird als junger Bursche Scout beim Eisenbahnbau und wird dort in Kämpfe mit seinen eigenen Stammesbrüdern verwickelt. Von einer alten Seminolenindianerin erhält er den Wampumgürtel des Häuptlings Osceola, dessen Botschaft sagt, dass Indianer der verschiedenen Stämme nicht gegeneinander kämpfen sondern zusammenhalten sollen. Da Harka sich beim Eisenbahnbau zu viele Feinde gemacht hat, kehrt er zurück zu den Schwarzfußindianern. Zusammen mit seinem Freund und Blutsbruder erwirbt er die Kriegerwürde und trägt den in Trance gesehenen Kriegernamen Stein mit Hörnern (eine Muschel). Als Krieger nimmt Stein mit Hörnern am Sonntentanz teil.
Mattotaupa verfällt immer mehr dem Alkohol und wird im Streit ermordet. Harka, der Zeuge wurde, wie sein Vater mit Gold bezahlte, muss erkennen, dass er doch der Sohn eines Verräters ist und kehrt zu seinem Stamm zurück.
- Band 5 - Der junge Häuptling (hauptsächlich 1951)
Stein mit Hörnern wird zum Häuptling seines Stammes und erhält den Namen Tokei-ihto. Bei Verhandlungen mit den Weißen über das Land, welches schon seit Jahrhunderten den Indianern gehört, wird er gefangengenommen. Der Stamm wird in die Reservation getrieben. Doch Tokei-ihto gibt sich noch nicht geschlagen.
- Band 6 - Über den Missouri (hauptsächlich 1951)
Tokei-ihto führt die Bärenbande aus der Reservation nach Kanada. Dort will er mit dem Gold aus den Schwarzen Bergen Land, Vieh und Saatgut kaufen, damit die Bärenbande als freie Bauern ihr eigenes Schicksal bestimmen kann. Dieses neue Leben ist die Verwirklichung einer Utopie. Zur Gruppe der Bärenbande stoßen auch Indianer anderer Stämme und einige Weiße die das Land nach indianischer Sitte gemeinsam kultivieren wollen.
[Bearbeiten] Einflüsse
Als Quellen verwendete Welskopf-Henrich (wie auch Karl May) beispielsweise George Catlin, aber auch „Ohijesa, der Indianerknabe“ von Charles Eastman und „Das Werden eines Indianerkriegers“ von Büffelkind Langspeer, die alle als völkerkundliche Werke hoch angesehen waren. Später ergänzte sie das Werk dann noch durch Details, die sie direkt bei den Ethnologen Walter Krickeberg und Eva Lips einholte. Weitere belletristische Werke, mit denen sie sich auseinandersetzte, waren die Bücher von Karl May und James Fenimore Cooper. Von Karl May hat sie sich später in drastischer Form distanziert.
[Bearbeiten] Entwicklung
1918 im Alter von 17 Jahren fasst Lieselotte Welskopf-Henrich nach eigenen Angaben den Plan, einen Roman über das Schicksal eines jungen Sioux der Teton-Oglala-Gruppe zu schreiben. Vier Jahre später begann sie ihn in die Tat umzusetzen. Die Verlegung des Werkes in einer Fassung der 20er Jahre scheiterte jedoch, weil darin die amerikanische Politik gegen die Indianer scharf kritisiert wurde.
Eine modifizierte Fassung des Buches wurde in den den 30er Jahren fertiggestellt. Von 1939 bis 1940 folgte eine dritte Überarbeitung, die im wesentlichen der Erstausgabe von 1951 entsprach.
Nach dem Zweiten Weltkrieg bot sie das Werk dem Dietz-Verlag an, der ihr aber 1949 mitteilte, dass es nicht ins Verlagsprofil passe. Der Alfred-Holz-Verlag nahm das Manuskript mit Wohlwollen auf, zögerte jedoch eine Veröffentlichung immer wieder hinaus. Erst der „Altberliner Verlag Lucie Groszer“ veröffentlichte den Roman an Weihnachten 1951 in einer Auflage von 15.000 Exemplaren. Der Roman war ein voller Erfolg: bis 1961 folgten elf Auflagen mit insgesamt 210.000 Exemplaren.
Nach zahlreichen begeisterte Anfragen hatte sich die Autorin schon bald nach dem Erscheinen dazu entschlossen, auch die Vorgeschichte des ostdeutschen Bestsellers zu erzählen. Die drei Teile der Großen Bärin ("Zwei Welten im Kampf", "Die Unterlegenen" und "Der neue Weg") fanden dabei überarbeitet Eingang in eine sehr viel umfangreichere Fassung vom Anfang der 60er Jahre. Welskopf-Henrich nahm dabei an den Originalteilen verschiedene Änderungen vor. Neben einer sprachlichen Überarbeitung (modernisierte Grammatik und Wortwahl), Entfernung (vor allem am Schluss) oder Neuschreibung (die Sage vom Steinmenschen, ...) ganzer Passagen füllte Welskopf-Henrich "zeitliche Löcher" (die Rückkehr Harkas zu den Dakota nach der Ermordung Mattotaupas, ...) auf. Anspielungen (das Wasserloch im Blockhaus des zahnlosen Ben, ...), Beschreibungen (Büffeljagd, Sonnentanz, Bärentanz, Skalptanz...) oder Personen (die Zwillinge Thomas und Theo, Donner vom Berge, ...) bekamen in der umfangreicheren Fassung einen breiten Raum mit eigenen Handlungen, wodurch auch die Handlung konsistenter wurde. Auch wurde die Dramatik an verschiedenen Stellen behutsam verstärkt (zum Beispiel die "Heimkehr" Tokei-ithos in die Reservation, der missglückte Fluchtversuch aus dem Fort, ...).
Auffällig zwischen früherer und späterer Fassung ist eine deutliche Verschiebung des Schwerpunkts. Die immer wiederkehrende Betonung des "Urkommunismus" (die Prärieindianer lebten tatsächlich in einer solchen Gesellschaftsordnung), des "genossenschaftlichen" Ackerbaus und anderes Ideologischen mehr prägen die Urfassung der "Söhne der großen Bärin" noch in einem hohen Maße. In der neueren und umfangreicheren Fassung wurden solche Aspekte von Welskopf-Henrich beinahe vollständig entfernt.
Anfang der 60er erschien dann beim Altberliner Verlag erstmals die vollständige Ausgabe von Die Söhne der großen Bärin in drei Bänden:
- Harka, der Sohn des Häuptlings (1962)
- Top und Harry (1963)
- Die Söhne der großen Bärin (1963)
In der BRD wurde der Romanzyklus ab 1964 beim Stuttgarter Unionverlag erstmals als sechsbändige Ausgabe herausgegeben, wenn auch noch mit teilweise anderen Namen. Die Lizenzen für die Veröffentlichung durch österreichische und westdeutsche Verlage hatte sie bereits in den 50er Jahren vergeben:
- Harka, der Sohn des Häuptlings (1964)
- Der Weg in die Verbannung (1965)
- Die Höhle in den Schwarzen Bergen (1966)
- Heimkehr zu den Dakota (1966)
- Der junge Häuptling (1967)
- Über den Missouri (1967)
Unter den heute bekannten Einzeltiteln erschien der Zyklus erstmals in der DDR, wiederum beim Altberliner Verlag Groszer. Obige Bücher vom Anfang der 60er wurden dabei jeweils in zwei aufgeteilt:
- Harka (1972)
- Der Weg in die Verbannung (1972)
- Die Höhle in den schwarzen Bergen (1971)
- Heimkehr zu den Dakota (1971)
- Der junge Häuptling (1974)
- Über den Missouri (1974)
Die Genese des Werkes ist durch die Autorin gut dokumentiert worden und befindet sich in zahlreichen Schriften in ihrem Archiv, das heute im Archiv der Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gehalten wird. Eine Zusammenfassung des Archivs findet sich im Aufsatz „Thokei-ihto vs. Winnetou“ von Thomas Kramer (Ausgabe 1/2001 des Humboldt-Spektrums).
[Bearbeiten] Sonstiges
Im Buch "Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin" untersuchen die Autoren Till Otto und der Kulturwissenschaftler Uli Otto den historischen Hintergrund des 6-bändigen Roman-Zyklus. Dabei weisen sie unter anderem auf den akribisch eigearbeiteten historischen Hintergrund der Romane von Welskopf-Henrich hin und versuchen diese vor allem auch im Hinblick auf die weitaus bekannteren, idealisierten Werke Karl Mays aufzuwerten.
Der Romanzyklus Das Blut des Adlers von Welskopf-Henrich handelt vom Leben der Nachkommen Harkas in der Reservation. Harka selbst tritt als alter Hauptling nochmals kurz auf.
[Bearbeiten] Literatur
- Uli Otto u. Till Otto: Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin. Untersuchung zum historischen und kulturgeschichtlichen Hintergrund der Jugendbücher "Die Söhne der Großen Bärin" von Liselotte Welskopf-Henrich. Regensburg: Kern 2001. ISBN 3-934983-03-0