Doppelbinder
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In der Prozesssoziologie bezeichnete Norbert Elias einen Doppelbinder früher auch als Teufelskreis.
Der Begriff "Doppelbinder" ist jedoch neutraler und lässt die Möglichkeit offen, ob es sich um eskalierende, deeskalierende oder auf gleicher Höhe bleibende Machtkämpfe von Menschen handelt.
Nicht zu verwechseln ist er mit dem psychoanalytischen Begriff Double Bind.
Menschen, die immer nur in Verflechtungen mit anderen Menschen gedacht werden können, befinden sich permanent in einem "Doppelbinder", man kann sogar sagen, sie sind der "Doppelbinder". Sie sind in ihren Gefühlswelten miteinander verbunden. Sie schaffen sich in ihrem Engagement und in ihrer Logik der Emotionen eine gemeinsame Realität, die für sie mehr oder weniger bedrohlich sein kann.
Ist das Bild von sich selbst und das Bild der anderen relativ unangemessen, dann steigt die Gefahr, dass sie aufgrund unangemessener Erwartungen und Affekte noch unangemessener handeln. Dieses führt zur Bedrohung der Gegenseite, welche wiederum die Angst bei den anderen verstärkt, in dem sie ebenfalls höchst unangemessen auf die Situation reagiert. Dieser Prozess eskaliert so immer mehr. Als Beispiel könnte man das atomare Wettrüsten der einstigen Weltmächte heranziehen.
[Bearbeiten] Lösung
Eine Lösung hängt davon ab, in welchem Verhältnis die Beteiligten zueinander stehen, und welcher Schaden bereits entstanden ist. Am Anfang empfiehlt sich eine objektive, möglichst professionelle Beratung. Hier werden Lösungsansätze vorgestellt und überprüft, ob sie angewendet werden können. Sind die Beteiligten dazu bereit, bietet Mediation eine sehr gute Lösung. Schließlich kann Distanzierung zu einer Einsicht in die Zwänge führen, und die Chance vergrössern, den Prozess zu entschärfen. Ohne eine grundlegende Aufarbeitung des Konflikts besteht die Gefahr, dass die Beteiligten mit anderen Menschen neue Doppelbinder entstehen lassen.
[Bearbeiten] Literatur
- Elias, Norbert, Was ist Soziologie?, München 1970
- Elias, Norbert, Engagement und Distanzierung. Arbeiten zur Wissenssoziologie I, hrsg. und übers. von Michael Schröter, Frankfurt/M 1983
- Elias, Norbert, Die Gesellschaft der Individuen, hrsg. von Michael Schröter, Frankfurt/M 1987
- Elias, Norbert, Etablierte und Außenseiter, gemeinsam mit John L. Scotson, übers. von Michael Schröter, Frankfurt/M 1990
