Einstellscheibe
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Die Einstellscheibe (auch: Mattscheibe; international, englisch: focusing screen) ist im Bereich der Fotografie eine aus lichtdurchlässigem Material gefertigte Scheibe, die bei Fach- und Spiegelreflexkameras zum Einsatz kommt und als Projektionsfläche der Motivbetrachtung und der manuellen Scharfstellung des Objektivs dient.
[Bearbeiten] Funktionsweise
Die Mattscheibe besteht aus Glas oder transparentem Kunststoff mit einer glatten und einer mattierten Seite. Die „rauhe“, mikroskopisch fein geschliffene, geätzte oder mit Mikrowabenlinsen ausgestattete Seite liegt optisch exakt in derselben Ebene wie der Film oder der digitale Sensor der verwendeten Kamera, so dass der Fotograf hier genau Schärfe und Ausschnitt des Bildes einstellen und beurteilen kann.
Bei Spiegelreflexkameras besteht die Einstellscheibe aus zwei Teilen. Beim unteren Teil ist normalerweise die Oberseite angerauht und die zum Spiegel zeigende Unterseite zur gleichmäßigeren Ausleuchtung als Fresnellinse geschliffen. Das obere Teil ist eine Sammellinse, die als Kondensor dient.
Bei Kameras ohne Autofokus (MF-Kameras) haben Mattscheiben in der Mitte meist einen Schnittbildindikator (auch Schnittbildkeil oder Schnittbildentfernungsmesser), meist von einem Mikroprismenring umgeben, als zusätzlich eingeschliffene Sehhilfe zum Scharfstellen. Beim nebenstehenden Bild der matten Seite erkennt man das erste e des Wortes „Brennweite“ im Schnittbildindikator der Mattscheibe. Bei Autofokuskameras (AF) wird darauf in der Regel verzichtet, hier ist dann meist der Bereich des Autofokusmessfelds auf der Mattscheibe eingraviert. Für manche Autofokus-Systemkameras sind auch Mattscheiben mit diesen optischen Einstellhilfen verfügbar. Durch diese kann es bei Kameras mit oberhalb der Mattscheibe angeordnetem Belichtungsmesser jedoch zu Fehlbelichtungen kommen.
Im Laufe der Entwicklung wurden die Mattscheiben von Spiegelreflexkameras immer heller und brillanter. Alte und minderwertige Kameras erkennt man oft u.a. an ihrem dunklen Sucherbild. Jedoch kann sich mit zunehmender Helligkeit die Ablesbarkeit der Bildschärfe verschlechtern. Die in modernen Mattscheiben eingesetzten Mikrolinsen verstärken Licht aus dem zentralen Bereich des Strahlengangs, sodass durch Randstrahlen hervorgerufene Bildunschärfen nicht auf der Mattscheibe zu erkennen sind.
Bei hochwertigen Kameras sind die Mattscheiben austauschbar. Für sie gibt es ein Angebot von speziellen Scheiben z. B. mit Gitterstruktur (sog. Strichplatte) für die Architektur- und Reprofotografie. Auch gibt es Einstellscheiben, die nicht „matt“ sind: so genannte Luftbild-Scheiben für die Astro- und Mikrofotografie.
Bei Autofokus-Kameras ist teilweise die Einblendung von Gitterlinien und das Hervorheben des aktiven Autofokus-Messfeldes möglich.
Bei zweiäugigen Spiegelreflexkameras hilft oft eine einschwenkbare Lupe beim Einstellen von Details am Lichtschachtsucher. Auch bei Plattenkameras hilft eine Mattscheibe, anstelle der Filmkassette, bei der Einstellarbeit.