Eskrima
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Eskrima ist eine philippinische Kampfkunst, die waffenlosen Kampf, Stockkampf und Klingenkampf (Schwert, Doppelschwert, Speer, Schwert und Schild, sowie mit Messern) beinhaltet.
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[Bearbeiten] Geschichtliches
Der unter spanischer Flagge segelnde portugiesische Entdecker und Eroberer Ferdinand Magellan machte im 16. Jahrhundert als erster Europäer Bekanntschaft mit der philippinischen Kampfkunst. 1519 war er im Auftrag der spanischen Krone mit fünf Schiffen in See gestochen, um einen westwärts führenden Seeweg nach Indien zu entdecken. Nur eines schließlich, die Victoria, sollte im September 1522 den Weg in den heimatlichen Hafen zurückfinden; an Bord nur noch 18 von ursprünglich 265 Seeleuten.
Das Verhängnis nahm seinen Lauf, als Ferdinand Magellan am 27. April 1522 in Mactan an Land gehen wollte, um Besitzansprüche für den spanischen König geltend zu machen. Einer der lokalen Stammeshäuptlinge, Lapu Lapu widersetzte sich den Unterwerfungs- und Missionierungsabsichten Magellans und empfing die Spanier mit einer Gruppe von eingeborenen Kriegern (um genauer zu sein handelte es sich um eine zahlenmäßige Überlegenheit der Filipinos von circa 1500 zu 50). Diese vernichteten auf Grund äußerer Umstände (die angegriffenen Spanier standen während dieser "Schlacht" knietief im Wasser und waren aufgrund ihrer Rüstung unbeweglicher als die Filipinos) und der entsprechenden zahlenmäßige Überlegenheit die landenden Truppen fast bis auf den letzten Mann. Auch Ferdinand Magellan verlor bei dieser Schlacht sein Leben. Obwohl Lapu Lapu die fast vierhundert Jahre dauernde Besatzung der Philippinen durch die Spanier und die damit verbundene Christianisierung letztlich nicht aufhalten konnte, ging er als frühester Freiheitsheld der Philippinen in die Geschichte ein.
Übrigens gibt es nach umfangreichen Recherchen keinen einzigen wirklichen Hinweis, dass je ein Filipino einen Stock auf einem Schlachtfeld eingesetzt hat. Im Gegenteil, man war im Besitz von Klingenwaffen wie die Europäer und machte effektiven Gebrauch davon. Gegen voll gerüstete Konquistadores hätten sie, nur mit einem Stock bewaffnet, auch kaum eine Chance gehabt. Stöcke dienten, wie auch in Europa, als quasi Safetywaffen, um mit mehr Druck, sowie gefahrloser trainieren zu können.
Als Escrimadores wurden auf den Philippinen lange Zeit in spanischen Diensten stehende Einheimische bezeichnet, die gegen ihre eigenen Landsleute die Interessen der Spanier durchsetzten. Es war der Spanier Legaspi, der als erster philippinische Krieger erfolgreich für spanische Interessen auf andere Filipinos hetzte.
Nach ähnlichem Muster wie die Engländer in Indien, so setzten die Spanier paninsulane Truppen für ihre Zwecke ein. Sogenannte spanische 'Kampfmönche' führten oftmals die Ausbildung der angeheuerten einheimischen Krieger durch.
Ursprünglich als trainierte Krieger aus umliegenden Dörfern kommend, praktizierten sie nach der militärischen Ausbildung durch die Spanier, eine Verbindung aus geheimnisvoller südostasiatischer Kampfkunst und rationaler europäischer Hiebfechtschule, die über die Jahrhunderte eine eigene, einzigartige Identität des Escrima hervorbrachte.
In den zwanziger Jahren gingen Filipinos nach Amerika, um mit ihren Methoden Geld im Profiboxen zu verdienen. So kam Escrima nach Kalifornien und wurde von den Pinoys dort weiter gepflegt und praktiziert.
Der Einfluss der spanischen Kolonialisten ist in der philippinischen Kultur bis heute überall deutlich zu spüren. Auch die Kampfkunst blieb davon nicht verschont.
So übernahmen die Filipinos beispielsweise Prinzipien der spanischen Art mit Dolch und Rapier zu kämpfen und nannten die so bekannten Techniken auch Espada y daga. Nicht zuletzt bedeutet der Name Eskrima im Spanischen la esgrima (das Fechten). Insgesamt sind die europäischen Einflüsse im Escrima sehr groß. Dies verhält sich anders in diversen Arnis-Stilen.
Da den Filipinos späterhin verboten war Waffen zu tragen, wurden protomalayische Kampftechniken (von den Spaniern als Arnis de Mano bezeichnet) nur noch im Verborgenen geübt und als Geheimkunst innerhalb der Familienverbände von Generation zu Generation weitergegeben. Ebenfalls wurden Arnis-Techniken und Kampfhandlungen als Tänze verschlüsselt und zu festlichen Anlässen in der Öffentlichkeit vorgetragen.
[Bearbeiten] Variationen
Andere Begriffe dafür sind Arnis und Kali. Es ist strittig, ob die verschiedenen Bezeichnungen auch die kulturelle Unterschiedlichkeit zum Ausdruck bringen kann. Fakt ist, dass bei vielen Stilen die Bezeichnungen Arnis oder Escrima bzw. Eskrima immer wieder ausgetauscht wurden. Häufig sind die Begriffe Arnis und Kali heute mit Stocktraining verknüpft. Eskrima wird häufig mit Schwerttechniken (mit den für die jeweilige Region typischen Schwertern) in Verbindung gebracht. Sicherlich ist die Trennung heute nicht mehr klar zu vollziehen, jedoch gibt die Ausführung einer Technik Rückschlüsse auf die ursprüngliche Herkunft. Schwerttechniken unterscheiden sich von Stocktechniken aufgrund der vollkommen unterschiedlichen Szenarien (Stumpfwaffe - Klingenwaffe).
Geübt wird im Eskrima u.a. mit Holzstöcken verschiedener Dicke, Länge und Schwere. Für die Demonstration von Schwerttechniken werden auch stumpfe Klingenwaffen eingesetzt.
Eskrima ist eine der seltenen Kampfkünste, deren Ausgangspunkt der Einsatz von Waffen ist. Die Waffe kann als Verlängerung des Körpers betrachtet werden und wird mit zunehmendem Können nicht mehr als Fremdkörper empfunden. Techniken gibt es z. B. für den Kampf mit zwei Stöcken (Doble Baston, Sinawali, Sulawali), mit einem Stock (Schwert) und einem Dolch (Daga) genannt Espada y Daga, mit einem Stock (Solo Baston, Solo Olisi) respektive Schwert/Klinge oder ohne Waffen. Einige waffenlose Techniken zielen darauf ab, sich eine Waffe zu beschaffen, indem man dem Gegner seine Waffe entreißt. Die meisten waffenlosen Techniken stammen ursprünglich von den Waffentechniken. Auch sehr kurze Stöcke (Palmsticks von engl. palm - Handfläche), kaum breiter als eine Hand, kommen zum Einsatz
[Bearbeiten] Stile
Eskrima ist außerdem unter den Namen Escrima, Arnis de mano, Estoque, Estocada und Pagkalikali bekannt. In Deutschland sind verschiedene Eskrima-Stile vertreten, z. B. Doce Pares Eskrima, Agos Kamay (Kombatan Arnis), Giron Arnis Escrima (Bahala Na Escrima), Cabales Serrada Escrima,Chidao-Escrima, Inayan Escrima, Latosa Escrima, Pekiti-Tirsia Kali, Balintawak, Palakabanate, Warriors Escrima, ETF-Combat-Escrima, Inosanto Kali, Modern Arnis, Real Arnis, Kali Sikaran, Lameco Escrima, Visayan Escrima, Kaliradman, Escrima Concepts, Newman-Escrima,VSKEMA-Ving Shun Kuen-Escrima.
[Bearbeiten] Heutige Zeit
Heute geht es im Eskrima-Training u.a. darum, verschiedene Aspekte des Waffenkampfes zu behandeln; Entwaffnungstechniken, sowie andere Möglichkeiten der Verteidigung gegen Angriffe mit und ohne Waffen gehören ebenso zum Repertoire wie letztlich auch die waffenlose Umsetzung der Kampfprinzipien und Strategien. Durch die Sicherheit im Umgang mit den unterschiedlichsten Gegenständen wie z. B. Kurz- und Langstock, Schwert und Messer wird das höchste Ziel erreicht: die Angst vor einem bewaffneten Gegner zu verlieren - denn selbst Dinge des täglichen Gebrauchs, wie Regenschirm oder sogar Kugelschreiber können wirkungsvoll als Waffe eingesetzt werden. Durch Benutzung eines Gegenstandes muss der Kraft und dem Gewicht des Gegners keine allzu grosse Bedeutung beigemessen werden - entscheidend ist die Geschicklichkeit im Umgang mit der Waffe.