Fiscus (Software)
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FISCUS (Föderales Integriertes Standardisiertes Computer-Unterstütztes Steuersystem) ist eine nie fertig entwickelte Software für die öffentliche Hand. Gedacht war sie als einheitliche Software für die 650 Finanzämter der Bundesländer. Bis 2005 betrugen die Entwicklungskosten über 900 Millionen Euro bei einer Entwicklungszeit von zwölf Jahren und ohne ein brauchbares Ergebnis zu liefern.
Der Berliner Landesrechnungshof beanstandete FISCUS 2003. 2000, 2002 und 2004 beanstandete der Bundesrechnungshof die FISCUS-Entwicklung. Jeweils ohne ernsthafte Konsequenzen.
Die Entwicklung von FISCUS begann 1993, nachdem sich die Bundesländer mit Beteiligung des Bundes auf die Entwicklung einer gemeinsamen, bundesweit einheitlichen Software geeinigt hatten. Nachdem dieses Projekt bis 2000 keine Ergebnisse lieferte, beschlossen die Finanzminister einen Neustart, allerdings ohne das Land Bayern, das sein eigenes Projekt EOSS weiterverfolgte, in dem evolutionär die aus den 70er Jahren stammende Lösung weiterentwickelt werden sollte. Dazu wurde die privatwirtschaftliche fiscus GmbH in Bonn gegründet. Das Personal – insbesondere die Führungskräfte – wurden überwiegend auf dem freien Arbeitsmarkt gewonnen. Sie wurde personell aber auch durch zu Programmierern umgeschulte Verwaltungsfachangestellte und Beamte verstärkt. Die Einbeziehung der bis zu diesem Zeitpunkt in den Steuerverwaltungen des Bundes und der Länder eingesetzten Beschäftigten war erforderlich, um steuerrechtliches Know-how in die fiscus GmbH einzubringen.
Bis zum Jahr 2004 stellte die fiscus GmbH verschiedene Anwendungen fertig: Die Online-Stammdatenabfrage (OSA), Grunderwerbssteuer (GrESt) und Bußgeldverfahren und Strafsachen (BuStra). Trotzdem beschloss die Finanzministerkonferenz (FMK) am 19. Juli 2005, die fiscus GmbH zu liquidieren (aufzulösen) und das neue Projekt KONSENS aufzusetzen, an dem sich auch das Land Bayern wieder beteiligt. Ein geplanter Management-Buy-out scheiterte Mitte September 2005 an dem Votum der Gesellschafter (Länder). Die Firmenliquidierung soll Ende September 2005 erfolgen. Die in der fiscus GmbH tätigen Beamten (ca. 40) werden in die Finanzverwaltungen zurückkehren. Die Angestellten (ca. 150) wurden gekündigt. Zum 31. März 2006 ist die Liquidation der fiscus GmbH vollzogen.
Das Nachfolgeprojekt von FISCUS ist Konsens (Koordinierte neue Softwareentwicklung der Steuerverwaltung). Basis sollen die derzeit bereits in den Bundesländern eingesetzten Programme sein. Die derzeit bereits laufenden Programme sollen vereinheitlicht werden. Dabei spielen die vom Land Bayern im sog. EOSS (Evolutionär orientierte Steuersoftware)-Verbund und die vom Land Nordrhein-Westfalen entwickelte Software eine besondere Rolle.
Innerhalb von Konsens wollen die fünf größten Bundesländer (Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Hessen) die neue Software entwickeln und den kleineren Ländern zur Verfügung stellen. Der Bund ist an dieser Entwicklung nicht mehr aktiv beteiligt.