Flynn-Effekt

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Der Flynn-Effekt bezeichnet die Tatsache, dass bis in die 90er Jahre Jahr um Jahr die Ergebnisse von IQ-Tests besser wurden, die Intelligenz also offenbar zunahm. In extrem hohen Bereichen ist der Zuwachs allerdings geringer. Heute ist dies noch in allen Entwicklungsländern, allerdings nur in wenigen Industirenationen (namentlich Israel, Japan und Singapur) zu beobachten, wenn auch ein unterschiedliches Tempo festgestellt wird. Der Effekt wird nach dem neuseeländischen Politologen James R. Flynn benannt, der ihn in den 1980er Jahren entdeckt hat. Der Anstieg des IQ liegt durchschnittlich bei drei Punkten pro Jahrzehnt. Die Deutschen verbesserten sich von 1954, bis 1981 um 17 IQ Punkte. Die räumlich-visuelle Intelligenz schien dabei stärker zuzunehmen als die verbale Intelligenz.[1]

Sollte es sich beim Flynn-Effekt nicht um ein zeitlich begrenztes Phänomen handeln, würde dies bedeuten, dass die Menschen heute im Allgemeinen deutlich intelligenter sind als Angehörige früherer Generationen. Flynn selbst glaubt nicht, dass dies der Fall ist. Denkbar ist, dass etwas in der modernen Gesellschaft dafür verantwortlich ist, beispielsweise die größere Bedeutung von abstraktem Denken, der Einfluss der Computer oder die visueller ausgerichtete Kultur. Die bessere Ernährung scheint keinen Einfluss gehabt zu haben, da Belege aus Skandinavien zeigen, dass die IQ-Werte selbst dann anstiegen, als im Zweiten Weltkrieg während der Besatzung große Lebensmittelknappheit unter der Bevölkerung herrschte. Auch die zunehmende Beschulung der Bevölkerung hatte nur einen geringen Einfluss auf die Intelligenzzunahme, während eine bessere Qualität der Bildungseinrichtungen und der täglichen Lernerfahrungen zur Steigerung des IQ beitragen.

Nach einer von Richard Lynn vertretenen Dysgenik-These sollte die durchschnittliche Intelligenz der westlichen Nationen aufgrund fehlender, bzw. negativer Selektion sogar sinken. Ursächlich dafür sei, dass Fertilität mit den Faktoren Bildungsniveau, Intelligenz und sozioökonomischer Status negativ korreliere. Allerdings ist die Heritabilität der Intelligenz noch nicht geklärt.

[Bearbeiten] Umkehrung des Flynn-Effektes

Der dänische Psychologe Thomas Teasdale zeigte, dass der IQ, der in den Industrieländern bis in die 1980er Jahre zunahm, mit Beginn der 1990er-Jahre stagnierte und seit dem Ende der 1990er-Jahre wieder abnimmt. Dies trifft neben Dänemark z.B. auch auf Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich und England zu. Beispielsweise sank der mittlere IQ der deutschen 15jährigen von 2000 bis 2003 um 2 Punkte (allerdings beruht dieses Ergebnis nicht auf direkter Messung, sondern einer Umrechnung der PISA-Test-Ergebnisse, die als mit dem IQ korreliert angenommen werden). Eine Ausnahme bilden die Länder Japan, Israel und Singapur, in denen die IQ-Werte weiterhin ansteigen.

Es ist vor allem die fluide Intelligenz, die Fähigkeit neue Informationen schnell zu verarbeiten ohne dabei auf Erfahrungen zurückgreifen zu müssen, die abnimmt. Die kristallisierte Intelligenz (Wortschatz, Bildung) bleibt hingegen unverändert.

Eine mögliche Ursache könnte nach Siegfried Lehrl, Präsident der Gesellschaft für Gehirntraining sein, dass von der modernen Gesellschaft überforderte Menschen in konkurrierende, einfach konsumierbare Medienangebote flüchten, die das Gehirn zu wenig fordern.

[Bearbeiten] Weblinks

• Telepolis - "Die Menschen werden immer intelligenter", Artikel von Florian Rötzer, 1998
• Wissenschaft-online - "IQ-Test-Angleichung kann zu Ungleichbehandlung führen", 2003
• Wissenschaft.de über sinkende IQ-Werte - "In den Industrieländern ist der IQ auf Talfahrt", 2005
• The Flynn Effect for Different Countries - Listung der IQ-Gewinne nach Land und Testart
• Flynns Homepage an der Universität von Otago (engl.)

[Bearbeiten] Literatur

• Flynn, J. R. (1984). The mean IQ of Americans: Massive gains 1932 to 1978. Psychological Bulletin.
• Flynn, J. R. (1987). Massive IQ gains in 14 nations: What IQ tests really measure. Psychological Bulletin
• Teasdale, Thomas W., and David R. Owen. (2005). "A long-term rise and recent decline in intelligence test performance: The Flynn Effect in reverse." Personality and Individual differences
• Sundet, J. M., Barlaug, D. G., & Torjussen, T. M. (2004). The end of the Flynn effect? A study of secular trends in mean intelligence test scores of Norwegian conscripts during half a century. Intelligence, 32, 349-362.