Frame-Semantik
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Die Frame-Semantik ist eine semantische Theorie, die die Bedeutung von sprachlichen Ausdrücken in Bezug zum Weltwissen der Sprecher analysiert. Sie wurde von Charles Fillmore als Weiterentwicklung der Kasusgrammatik konzipiert.
Die Frame-Semantik beruht auf der Einsicht, dass sich die Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks (z.B. eines Wortes) nur erfassen lässt, wenn man über das entsprechende Weltwissen verfügt. Entscheidend ist hierbei in der Frame-Semantik die Annahme, dass dieses Weltwissen in sogenannten Frames organisiert ist. Ein Frame ist dabei eine mentale Repräsentation einer stereotypischen Situation die von Sprechern aus der wiederholten Erfahrung mit realen Situationen abstrahiert wird und deren einzelne Elemente nur in Beziehung zueinander definiert werden können. In der Frame-Semantik geht man davon aus, dass jeder sprachliche Ausdruck (mindestens) einen solchen Frame aktiviert und in Bezug zu diesem Frame verstanden wird.
So kann man z.B. das Wort kaufen nur in Bezug zu einem Frame verstehen, den man als KOMMERZIELLE TRANSAKTION bezeichnen könnte. Zu diesem Frame gehören mindestens folgende Elemente: ein Verkäufer, ein Käufer, eine Ware, ein Preis und Geld, sowie möglicherweise eine Rechnung und eine Quittung. Außerdem gehört zu diesem Frame das Wissen darüber, in welcher Beziehung diese Frame-Elemente stehen: der Verkäufer besitzt die Ware, er möchte sie gegen Geld abgeben, er legt einen Preis fest, der Käufer gibt dem Verkäufer eine entsprechende Summe, woraufhin die Ware in seinen Besitz übergeht, usw.
Entscheidend ist hierbei, dass die Bedeutung einzelner Wörter im Allgemeinen nicht durch einzelne Frame-Elemente definiert wird, sondern durch eine bestimmte Perspektivierung eines Frames. So wird eine kommerzielle Transaktion aus der Sicht des Käufers mit dem Verb kaufen bezeichnet, aus der Sicht des Verkäufers mit dem Verb verkaufen. In ähnlicher Weise kann man die Übergabe des Geldes mit verschiedenen Verben auf unterschiedliche Frame-Elemente hin perspektivieren: auf den Preis (Sie hat den verlangten Preis gezahlt), auf die Ware (Sie hat das Buch bezahlt), auf das Geld aus Perspektive des Käufers (Sie hat für das Buch viel Geld ausgegeben), auf das Geld aus Perspektive des Verkäufers (Er hat für das Buch viel Geld erhalten), usw.
Der Transaktions-Frame erlaubt es uns also nicht nur, einzelne Wörter zu verstehen, sondern außerdem die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen semantisch verwandten Wörtern in einem einheitlichen Bezugsrahmen zu verstehen.
Die Frame-Semantik war ursprünglich eine Theorie zur Erfassung von Wortbedeutungen. Inzwischen werden Frames aber in den wichtigsten Versionen der Konstruktionsgrammatik auch für die Beschreibung von Konstruktionsbedeutungen herangezogen. So wird zum Beispiel die Bedeutung der ditransitiven Konstruktion durch einen allgemeinen TRANSFER-Frame beschrieben.
Es gibt eine Reihe von Projekten, die sich mit der Erfassung und Systematisierung von Frames beschäftigen und die Ergebnisse in Form von lexikalischen Datenbanken verfügbar machen. Das erste dieser Projekte war das von Charles Fillmore ins Leben gerufene FrameNet-Projekt für die englische Sprache. Inzwischen gibt es ähnliche Projekte auch für andere Sprachen, für das Deutsche z.B. das SALSA-Projekt und das GermanNet-Projekt (siehe Weblinks).
[Bearbeiten] Literatur
- Adele E. Goldberg: Constructions: A Construction Grammar Approach to Argument Structure. The University of Chicago Press, Chigago 1995, ISBN 0226300862.
- Miriam Petruck: Frame Semantics. In: Jef Verschueren, Jan-Ola Östman, Jan Blommaert, und Chris Bulcaen (Hrsg.): Handbook of Pragmatics. John Benjamins, Amsterdam & Philadelphia 1996 (http://framenet.icsi.berkeley.edu/~framenet/papers/miriamp.FS2.pdf).