Frau Ava
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Frau Ava (* um 1060; † 7. Februar 1127 in Kleinwien bei Göttweig), auch Ava von Göttweig oder Ava von Melk, war die erste namentlich bekannte deutschsprachige Dichterin; Roswitha von Gandersheim (mittelhochdeutsch: Hrotsvit von Gandersheim) gilt als die erste deutsche Dichterin, die jedoch in lateinischer Sprache dichtete.
Frau Ava war verheiratet und hatte zwei Söhne (Hartmann und Heinrich), die wahrscheinlich Geistliche waren und der Mutter bei ihren religiösen Dichtungen halfen. Am Schluss ihres Gedichts Das Jüngste Gericht nennt sie ihren Namen und berichtet von ihren beiden Söhnen:
- Dizze buoch dihtôte zweier chinde muoter.
- diu sageten ir disen sin. michel mandunge was under in.
- der muoter wâren diu chint liep, der eine von der werlt sciet.
- nu bitte ich iuch gemeine, michel unde chleine,
- swer dize buoch lese, daz er sîner sêle gnâden wunskende wese.
- unde dem einen, der noch lebet unde der in den arbeiten strebet,
- dem wunsket gnâden und der muoter, daz ist AVA.
Frau Ava verarbeitete in ihrer Dichtung die Kommentare von Beda, Hrabanus Maurus und Alkuin, Adsos "Libellus de Antichristo" oder seine lateinische Quelle und andere. Die Gedichte bilden eine Einheit mit dem Thema: Werden, Wirken und Ende der christlichen Kirche. Das Besondere ihrer Dichtung besteht jedoch darin, dass sie viele in ihrer Zeit populäre und bis in unsere Zeit populär gebliebene Motive (wie z.B. Ochs und Esel an der Krippe) in ihre Bibeldichtung einfügt, die in der Bibel selbst nicht überliefert sind. Auch fügt sie Inhalte der Apokryphen in ihre Darstellung ein.
Die Dichterin wird gemeinhin mit einer "Ava" in Zusammenhang gebracht, die nach dem Tode ihres Mannes als Klausnerin ("inclusa") in der niederösterreichischen Benediktinerabtei Göttweig, gegenüber Krems, oder im Stift Melk lebte. In mehreren Nekrologien, darunter auch der des Stiftes Melk, wurde sie verzeichnet (ohne dass ein besonderer Grund angegeben wurde). Daraus kann zunächst auf eine besondere Bedeutung ihrer Person geschlossen werden.
In Klein-Wien wird heute noch ein Wohnturm "Avaturm" genannt. Die Kirche St. Blasien in Klein-Wien steht ziemlich sicher noch an der Stelle der kleinen Kapelle, die sich dort zur Zeit der Frau Ava befand.
[Bearbeiten] Werke
- "Johannes"
- "Leben Jesu" mit einem abschließenden Teil über "Die 7 Gaben des Heiligen Geistes" (Vorauer Handschrift)
- "Antichrist" (Vorauer Handschrift)
- "Das Jüngste Gericht" (Vorauer Handschrift)
[Bearbeiten] Literatur
- Lene Mayer-Skumanz: Frau Ava. - Wien : Dachs-Verlag, 2002, ISBN 3-85191-257-8
- Kurt Schacks (Hrsg.): Die Dichtungen der Frau Ava. - Graz : ADEVA, 1986. - ISBN 3-201-01312-9
- Fundgruben für die Geschichte deutscher Sprache und Literatur, Hrsg.: H. Hoffmann, Breslau 1830
- Deutsche Gedichte des 11. und 12. Jahrhunderts, Hrsg.: J. Diemer, Wien 1849
- Die Gedichte der Ava, Hrsg.: P. Piper, ZfdPh 19, 1887
- Die Dichtungen der Frau Ava, Hrsg.: F. Maurer, Tübingen 1966
- Die Dichtungen der Frau Ava, Hrsg.: K. Schacks, Graz 1986
- Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikons Band I (1990) Spalte 306 Autor: Friedrich Wilhelm Bautz, ISBN 3-88309-013-1
- Dieter Kartschoke: Geschichte der deutschen Literatur im frühen Mittelalter. München 1990 (2.Aufl.: 1994), ISBN 3-423-04551-5
Siehe auch: Frau Ava Literaturpreis
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Frau Ava im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL) (inkl. Literaturangaben)
- "Das Jüngste Gericht" (Text)
- Eintrag über Frau Ava im Österreich-Lexikon von aeiou
- Eintrag über Frau Ava im Lexikon des Niederösterreichischen Landesmuseums (Für ausführlichere Informationen Registrierung notwendig)
Personendaten | |
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NAME | Ava, Frau |
KURZBESCHREIBUNG | erste namentlich bekannte deutschsprachige Dichterin |
GEBURTSDATUM | um 1060 |
STERBEDATUM | 7. Februar 1127 |
STERBEORT | Kleinwien bei Göttweig |