Gautschen
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In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff "Gautschen" den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers, nämlich das Ablegen des frisch geschöpften Papierbogens vom Sieb auf eine Filzunterlage. Hierbei wird das Wasser zwischen zwei Walzen aus der Papierbahn ausgepresst (siehe Papier).
Daneben gibt es das sogenannte Gautschen als alter Buchdruckerbrauch, bei dem ein Lehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer Bütte untergetaucht und/oder auf einen nassen Schwamm gesetzt wird.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Das Gautschen als alter Buchdruckerbrauch
Dazu eine Beschreibung aus dem 17. Jahrhundert: „Wolan es muß das groben Schwein/Mit sonderm Fleiß behobelt seyn/ Knecht/ Hilff mir lustig machen.“ Und nachdem bereits einiger Schabernack getrieben worden war: „Nun ist er heraus der böse Zahn/ Gib die Pommad' her mein Compan/ Den Bart ihn anzustreichen: Auf daß dem schönen Jungfern-Knecht Ein jeder mög' ansehen recht/ Die Hund' ihn auch beseichen.“
[Bearbeiten] Die Beteiligten
Zu einem Gautschakt gehören neben dem Gäutschling (auch „Kornut“ genannt) der Gautschmeister, der erste und zweite Packer so wie der Schwammhalter. Meist gibt es noch eine unterschiedliche Zahl an Zeugen oder mehrere Packer, die auch auf dem Gautschbrief ihre Anwesenheit durch Unterschrift bekunden. Nass geht es auch heute noch zu wenn gegautscht wird. Aber nicht nur der Täufling wird nass, sondern oft auch die Packer, Zuschauer und auch Ehrengäutschlinge, welche vorher nichts von ihrem „Glück“ wissen.
[Bearbeiten] Der Ablauf
Auf den Ruf des Gautschmeisters „Packt an!“ wird der Jünger gefasst, in eine mit Wasser gefüllte Wanne oder, wenn man es weniger drastisch machen will, auf einen mit Wasser vollgetränkten Schwamm gesetzt. Bei manchen Druckereien wird zur Taufe auch ein in der Nähe des Betriebes liegender Brunnen herangezogen. Jedenfalls muss zumindest dafür gesorgt werden, dass das Hinterteil gehörig angefeuchtet wird. Da aber der Jünger sich oft tapfer wehrt, um sich schlägt und beißt, gelingt das Anpacken oft nicht immer auf den ersten Angriff. Je mehr er sich wehrt, desto mehr wird er auch noch von oben herab begossen, sodass der Jünger am ganzen Körper pudelnass wird. Gelegentlich wird das Gautschen auch als symbolische Maßnahme betrachtet, um die schlechten Gewohnheiten aus der Lehrzeit abzuwaschen.
[Bearbeiten] Der Gautschspruch – Das Gautschfest – Der Gautschbrief
Während des Gautschens hält der Schwammhalter eine launige Ansprache an den Jünger und das umstehende Publikum. „PACKT AN ! LASST SEINEN CORPUS POSTERIOR FALLEN AUF DIESEN NASSEN SCHWAMM / BIS TRIEFEN BEIDE BALLEN. DER DURSTGEN SEELE GEBT EIN STURTZBAD OBEN-DRAUF / DAS IST DEM SOHNE GUTENBERGS DIE BESTE TAUTF“
Dazu der Text eines Gautschbriefes der VEB Graphischen Kunstanstalten in Leipzig vom 28. Juni 1952. „Von Gutenbergs Gnaden thun wir Jünger Gutenbergs zu Leipzig jedem unserer Kunstgenossen kund und zu wissen / dass der Jünger der wohledlen Buchdruckerkunst Eckert, Paul nach altem Brauch und Herkommen heut mit Zuziehung der Gesellen untbenamster Offizin die Wassertauf ad posteriora erhalten hat und damit in sämtliche uns von dem Kaiser Friedrich III. verliehenene Rechte und Privilegien eingeführet ist. Kraft derselben gebieten wir allen unseren Kunstgenossen obenbenamsten Jünger Gutenbergs als ehrbaren Schwartzkünstler und rechtmäßigen Gesellen anzuerkennen.“
In einem anderen Gautschbrief aus Bern um 1900 heißt es: „Den alten Kunstgebrauch zu ehren, Thät er sich weder sträuben noch wehren. Erhielt die üblichen drei Stöße auf den Arsch. Und zappelte dabei wie ein Barsch. Darauf bezahlte er blank und bar Das altbekannte Gautschhonorar.“
[Bearbeiten] Gautschen heute
Heute werden neben Druckern auch Mediengestalter für Digital- und Printmedien gegautscht, z.b. bei der Johannisnacht (Mainz), auch wenn sie nicht mehr mit Druckerschwärze in Berührung kommen. Bild:Http://ug1.kwick.de/ug/0219/7187/8225389 400.jpg