George-Kreis
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George-Kreis wird die Gruppe um den Dichter Stefan George genannt.
Dieser Kreis hatte keine klar benannte Struktur oder Definition seiner Mitglieder. Er entwickelte sich aus der Gruppe um die von George herausgegebenen Blätter für die Kunst.
Zuerst eine Sammlung von Schülern um den Dichter, wurde der George-Kreis mehr und mehr zu einer Gruppierung sich elitär denkender Literaten. Mittelpunkt, Heilsbringer und Bewerter war George selbst, 'Glaubenstext' dessen Publikationen. Die Treffen des George-Kreises hatten einen rituell-kultischen Charakter, nur Ausgewählte durften an diesen teilnehmen. Eine wichtige Rolle spielte die gemeinsame Rezitation von Texten und eine kultische Verehrung. So wurde zum Beispiel Maximilian Kronberger, der in jungem Alter an einer Gehirnhautentzündung gestorben war, durch George und den inneren Kreis zu einer Gottheit stilisiert (Maximin-Kult).
Es bildete sich ein engerer wie ein weiterer Kreis; mit dem Anwachsen der Organisation wurde die Gemeinschaft in kleinere Kreise aufgeteilt, welche intern die Struktur des Kreises wiederholten.
Inhaltlich versuchte George unter dem Titel eines geheimen Deutschland eine bündische Struktur mit klaren Hierarchien aufzubauen, die sich durch ästhetische Überlegenheit kennzeichnen und von der Realität abgrenzen sollte. Es ging ihm offenbar um eine mystisch fundierte, antimoderne Gesellschaft. Nach 1945 wurde dieses geheime Deutschland mehrmals als mögliches Widerstandsmodell gegen den Nationalsozialismus bezeichnet.
Auffällig am George-Kreis war die männerbündige Konstante. Keine Frau hatte Zugang zum inneren Kreis und nur sehr wenige – meist Ehefrauen anderer Jünger – konnten sich am Rand der Gruppe behaupten. Die Mitglieder wechselten mit den Jahren, mit dem Tod Georges (1933) zerfiel der Kreis.
Aufgrund seiner Naturmystik, seiner Ablehnung der Zivilisation, seines elitären Gestus' und seines männerbündig-sektenähnlichen Charakters wird der George-Kreis oft im Einflussbereich der konservativen Revolution verortet.
[Bearbeiten] Mitglieder
Im weiteren Sinne gehörten auch Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal hinzu, vom Kreis im engeren Sinn sind die wohl bekanntesten: Friedrich Gundolf, Robert Boehringer, Claus Graf Schenk von Stauffenberg und seine älteren Brüder Alexander und Berthold, Karl Wolfskehl, Max Kommerell, Henry von Heiseler, Edgar Salin und Ernst Kantorowicz.
[Bearbeiten] Literatur
- Stefan Breuer: Ästhetischer Fundamentalismus. Stefan George und der deutsche Antimodernismus. Darmstadt 1995.
- Rainer Kolk: George-Kreis. In: Wulf Wülfing / Karin Bruns / Rolf Parr (Hgg.): Handbuch literarisch-kultureller Vereine, Gruppen und Bünde 1825-1933. Stuttgart / Weimar: Metzler 1998 (Repertorien zur Deutschen Literaturgeschichte. Hg. v. Paul Raabe, Bd. 18), S. 141-155.
- Ders.: Literarische Gruppenbildung am Beispiel des George-Kreises 1890 - 1945. Tübingen 1998.
[Bearbeiten] Weblinks
- http://www.inst.at/trans/3Nr/fieguth.htm - Gerhard Fieguth über den George-Kreis
- Homepage des George-Kreises