Gisela Schlüter
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Gisela Schlüter (* 6. Juni 1919 in Berlin; † 28. Oktober 1995 in Bad Kohlgrub oder Mittenwald) war eine deutsche Kabarettistin und Schauspielerin - bekannt geworden als Quasselstrippe der Nation – „Lady Schnatterly“.
Gisela Schlüter wuchs als Tochter eines Berufsoffiziers in Dresden auf und erkannte schon bald, dass sie sich dem Berufsfach Bühne hingezogen fühlte. Sie wollte unbedingt Tänzerin werden und absolvierte eine entsprechende Ausbildung. Jedoch machte ihr die eigene Körpergröße von 1,76 m leider einen Strich durch die Tanz-Rechnung.
So nahm sie beim Dresdner Schauspieler Erich Ponto Schauspielunterricht. Er bescheinigte ihr sofort das große Talent und bat sie, als begnadete Komikerin auf der Bühne den Weg fortzusetzen.
Ihre Karriere als Schauspielerin begann im Alter von 19 Jahren, sie wirkte in ihrem erstem Filmjahr in vier Produktionen mit, nach weiteren Filmen fand sie ihr Betätigungsfeld im Bereicht Kabarett, daher folgten in den kommenden Jahren nur noch vereinzelte Filmauftritte.
In späteren Jahren arbeitete sie hauptsächlich als Moderatorin im Fernsehen. Hier präsentierte sie die Sendung "Zwischenmahlzeit" (1963-1982, Einschaltquoten bis 44 Prozent) und wurde durch ihren unaufhaltsamen Redeschwall, der ihr den Spitznamen "Quasselstrippe" einbrachte, erfolgreich und bekannt.
Nach der Ausbildung und ersten Stehversuchen auf den Brettern, die die Welt bedeuten sollten, spielte sie in Berlin ihr erstes Stück, mit Günther Lüders als Partner, in „Vorsicht Brigitte“ und brillierte als perfekte Schnellrednerin. Nach der Premiere schrieb ihr Liesl Karlstadt einen Brief mit den Worten: „Aus Ihnen wird noch mal was!“ So sollte es auch passieren.
Schon ein Jahr später spielte sie zusammen mit Liesl Karlstadt und Karl Valentin im bekannten Berliner Kabarett der Komiker. Die Berliner jubelten vor Vergnügen und lachten Tränen. Es folgten viele Revuen, Auftritte und Theatertourneen in den 30er und 40er Jahren, sowie viele Hörfunkveranstaltungen. Gisela Schlüter tanzte, sang, parodierte, karikierte und schauspielerte sich damals bereits in die Herzen und die Lachmuskeln des Publikums.
Der große Schauspieler Werner Finck nannte sie einmal eine Präzisions-Bestie und der Schriftsteller Gerhart Hermann Mostar sagte damals zu ihr: „Sie sind die einzige Frau, die nicht vom Hundertsten ins Tausendste kommt, sondern vom Tausendsten ins Millionste!“
Ihr absolutes Markenzeichen war eben ihre Zungenfertigkeit. Sie redete alles, was nicht schnell genug entfliehen konnte, in Grund und Boden. Manchmal erreichte sie sogar eine Sprechgeschwindigkeit von 482 Silben pro Minute. Hieraus resultieren auch die berühmten Spitznamen „Lady Schnatterly“, oder „Quasselstrippe der Nation“.
In der Nachkriegszeit war sie neben vielen Theatertourneen der Star der Hamburger Kabarett-Revue Faust, dritter Teil.
Aber auch der Film konnte sie noch einige Male als Schauspielerin für sich gewinnen. In Streifen wie: Wir tanzen um die Welt (1939), Der Tiger von Eschnapur (1938), Eine Nacht im Mai (1938), Das indische Grabmal (1939), Sechs Tage Heimaturlaub (1941), Unsere Tante ist das Letzte (1973), demonstrierte sie auch auf der Kinoleinwand ihr großes Talent. Den ersten kleinen, witzigen Fernsehauftritt hatte Gisela Schlüter in Vico Torrianis Show „Grüzi Vico“.
Nach zahlreichen Gastauftritten in namhaften Fernsehshows, erhielt sie am 25. Januar 1963 vom NDR in Hamburg ihre erste eigene Sendung mit dem Titel „Zwischenmahlzeit“. Bis zum Jahr 1982 wurde die „Zwischenmahlzeit“ drei- bis viermal im Jahr ausgestrahlt und erreichte Einschaltquoten bis zu 44%.
Dort brillierte sie in vielen Sketchen, Tänzen und Gesangsdarbietungen. In dieser Zeit wurde sie zur „meistgefürchteten“ TV-Lady – zumindest bei Männern. Mit ihrer dominierenden verbalen Schnellfeuer-Taktik ließ sie keinem Mann auch nur den Hauch einer Chance. Sie sagte mal über sich selbst: „Derjenige, der bei mir zu Wort kommt, muss erst noch geboren werden.“ Für ihre Zwischenmahlzeit erhielt Gisela Schlüter im Jahre 1976 die Goldene Kamera von HÖRZU.
Stars und Sterne waren die ständigen Begleiter im Leben von Gisela Schlüter. Die Stars waren es hauptberuflich – die Sterne waren es privat. Ihr großes Hobby war die Astrologie. Sie erstellte Horoskope und beschäftige sich ausgiebig mit den Sternbildern, was in ihrem Leben zu ausgeprägter „Vorsicht“ führte.
Eng mit der Karriere von Gisela Schlüter verbunden war auch ihr langjähriger Lebensgefährte und Fernsehautor Hans Hubberten. Er schrieb auch 35 Folgen der "Zwischenmahlzeit" für sie. Die berufliche Nähe brachte beide zusammen und daraus folgten 28 gemeinsame Jahre (bis zu seinem Tod 1988). Beide bewohnten über viele Jahre ein Haus im bayerischen Bad Kohlgrub. Deutschlands höchstgelegenem Moorbad. Oder wie Gisela Schlüter es immer sagte: „Deutschlands hochgestochenstem Moor“!
Nach dem plötzlichen Tod von Hans Hubberten im Jahre 1988 zog sie sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.
1993 brach sich Gisela Schlüter die Wirbelsäule, später mehrere Rippen und einen Oberschenkel. Dies bedeutete den langsamen Abschied aus dem selbständigen Leben. Sie erholte sich nie mehr ganz von diesen Verletzungen und wurde bettlägerig.
Am 28. Oktober 1995 starb Gisela Schlüter an den Folgen eines Schlaganfalls. Sie wurde im Ort Bad Kohlgrub begraben.
[Bearbeiten] Filmografie
- 1937: Der Tiger von Eschnapur
- 1937: Das indische Grabmal
- 1937: Das Ehesanatorium
- 1938: Narren im Schnee
- 1938: Eine Nacht im Mai
- 1940: Der Gasmann
- 1949: Dreizehn unter einem Hut
- 1957: Mikosch, der Stolz der Kompanie
- 1959: Peter schießt den Vogel ab
- 1972: Die lustigen Vier von der Tankstelle
- 1973: Unsere Tante ist das Letzte
[Bearbeiten] Werke (Auswahl)
- 1968 Schnattern gehört zum Handwerk, Hannover, Fackelträger Verlag
- 1983 Lassen Sie mich auch mal zu Wort kommen, Stuttgart, Seewald Verlag
[Bearbeiten] Weblinks
- Gisela Schlüter in der Internet Movie Database
- Gisela Schlüter bei www.cyranos.ch
- Tonaufnahme eines Auftritts mit Ludwig Manfred Lommel aus dem Jahr 1941: [1]
Personendaten | |
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NAME | Schlüter, Gisela |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schauspielerin und Kabarettistin |
GEBURTSDATUM | 6. Juni 1919 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 28. Oktober 1995 |
STERBEORT | Bad Kohlgrub |