Historia ecclesiastica gentis Anglorum
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Historia ecclesiastica gentis Anglorum (dt: Kirchengeschichte des englischen Volkes) ist eine in Latein verfasstes Geschichtswerk des Beda Venerabilis (672/73-735). Es entstand im ersten Drittel des 8. Jahrhunderts auf Anregung des Abtes Albinus von Canterbury und war König Coelwulf von Northumbrien gewidmet. Beda schilderte zunächst in Kürze die Geschichte des vorchristlichen Britannien und beschäftigt sich dann ausführlich mit der Bekehrung der Angelsachsen zum Christentum. Viel Raum widmet er auch der Entwicklung der verschiedenen Königreiche auf englischem Boden und ihren Herrschern.
Bedas Werk gilt als eine der bedeutendsten Quellen zur angelsächsischen Geschichte. Es nutzte als eines der ersten Geschichtswerke die Jahreszählung nach Christi Geburt. Die Kirchengeschichte war bereits im Mittelalter weitverbreitet. Bis heute sind mehr als 160 Handschriften bekannt. 1480 erschienen sie unvollständig, 1550 erstmals komplett im Druck.
Hier eine in England bis heute bekannte Passage:
- Kürze des unbeschwerten Lebens
- Das Leben der Menschen scheint mir gegenwärtig auf Erden so beschaffen zu sein, oh König, wie das Deine, wenn du dich zum Mahle niederläßt mit deinen Heerführern und Würdenträgern zur Winterszeit inmitten des vom Kamin erwärmten Speisesaals. Draußen wüten winterliche Regen- und Schneestürme bis in alle Ritzen – da kommt plötzlich ein Sperling durchs Haus geflogen, und während er zu einer Tür hereinschwirrt, ist er sogleich durch eine andere wieder davongeflogen. Während der Zeit, in der er sich drinnen aufhält, wird er von den Unbilden des Winters nicht berührt, doch kaum ist der kurze Augenblick der Heiterkeit vorüber, tritt er aus dem Winter in den Winter zurück und entgleitet deinen Blicken. So erscheint das leben der Menschen für eine kurze Weile; was aber folgt, und was vorausging – darüber tappen wir ganz und gar im dunklen.
(Übersetzung: Klaus Olshausen)
Der Originaltext lautet:
- Talis mihi videtur, rex, vita hominum praesens in terris, quale cum te residente ad coenam cum ducibus ac ministris tuis tempore brumali, accenso quidem foco in medio et calido effecto coenaculo, furentibus autem foris per omnia turbinibus hiemalium pluviarum vel nivium, adveniensque unus passerum domum citissime pervolaverit, qui cum per unum ostium ingrediens, mox per aliud exierit. Ipso quidem tempore quo intus est, hiemis tempestate non tangitur, sed tamen parvissimo spatio serenitatis ad momentum excurso, mox de hieme in hiemem regrediens, tuis oculis elabitur. Ita haec vita hominum ad modicum apparet, quid autem sequatur, quidve praecesserit, prorsus ignoramus
Beda, Historia Ecclesiastica Gentis Anglorum, II,12-13