ISO/TS 16949
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Die ISO/TS 16949 vereint weltweit existierende Forderungen der Automobilindustrie an die Qualitätsmanagement-Systeme ihrer Lieferanten. Zu diesen Forderungen gehören u.a. die Richtlinien VDA 6.1 (Deutschland), QS 9000 (Nordamerika), EAQF (Frankreich) und AVSQ (Italien). Die QS 9000 wurde als Zertifizierungsgrundlage am 14. Dezember 2006 zurückgezogen und durch die TS2 ersetzt.
Die ISO/TS 16949 (2. Ausgabe 2002, kurz TS2 genannt) ist eine weltweit anerkannte ISO Technische Spezifikation und fasst die Anforderungen der internationalen Automobilhersteller zusammen, die bisher überwiegend in nordamerikanischen und europäischen Standards nicht einheitlich beschrieben waren. Sie basiert auf der ISO 9001:2000 und enthält weitere allgemeine Anforderungen der Automobilhersteller an die Unternehmensprozesse ihrer Lieferanten. Mit ihr wird nun vermieden, dass sich Lieferanten verschiedener Autohersteller mehrfach zertifizieren lassen müssen.
Die schon in der ISO 9001:2000 behandelte prozessorientierte Betrachtungsweise der Unternehmensabläufe wird nun priorisiert. Die Unternehmensprozesse werden in einer Prozesslandschaft gesehen, in der es Wechselwirkungen und Schnittstellen gibt, die im Qualitätsmanagementsystem erkannt, abgebildet und geregelt werden müssen. Auch die Schnittstellen nach außen, zu Unterlieferanten und Kunden sowie zu entfernten unterstützenden Standorten innerhalb der eigenen Organisation (Remote Locations) sind festzulegen. Die Prozesse werden differenziert in kundenorientierte P., unterstützende P. und Managementprozesse. Dieser prozessorientierte Ansatz soll das Verständnis erhöhen, dass nicht ein isoliert betrachteter Prozess, sondern die Gesamtheit aller zusammenwirkenden Unternehmensprozesse die Qualitätsleistung eines Unternehmens entscheidend beeinflussen.
Eine wesentliche Forderung der ISO/TS 16949:2002 ist darüber hinaus die Erfüllung von kundenspezifischen Forderungen (Customer Specific Requirements), die die Automobilhersteller zusätzlich an das Qualitätsmanagementsystem ihres Lieferanten stellen. Dies mag entscheidend zur weltweiten Anerkennung der TS2 durch die Hersteller beigetragen haben.
Im Gegensatz zu den bisherigen Standards können sich nur Lieferanten, die Teile oder Ersatzteile in Serienfertigung für Automobile produzieren, nach dieser Technischen Spezifikation zertifizieren lassen. Das Zertifikat ist drei Jahre gültig und muss jährlich von Zertifizierungsauditoren (3rd Party Auditors) akkreditierter Zertifizierungsgesellschaften bestätigt werden. Danach erfolgt die Re-Zertifizierung für weitere drei Jahre mit erneuter jährlicher Bestätigung.
Ziel ist es, die System- und Prozessqualität wirksam zu verbessern um die Kundenzufriedenheit zu erhöhen, Fehler und Risiken im Produktionsprozess und der Lieferkette zu erkennen, ihre Ursachen zu beseitigen und getroffene Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit zu prüfen. Der Fokus richtet sich nicht auf die Fehlerentdeckung, sondern auf die Fehlervermeidung.
Ein Zertifikat nach ISO/TS 16949 soll das Vertrauen des (potenziellen) Kunden in die System- und Prozessqualität eines (möglichen) Lieferanten begründen. Heute hat ein Lieferant ohne gültiges Zertifikat kaum eine Chance, einen Automobilzulieferer der 1. Reihe (Tier 1 Supplier) und schon gar keinen Automobilhersteller (OEM) mit Serienteilen zu beliefern.
Alle OEMs (Original Equipment Manufacturer) haben diese Technische Spezifikation zum Standard erklärt. Ob sich damit die Qualität der Automobile verbessert, bleibt abzuwarten. Wenn diese Spezifikation hält, was ihre Protagonisten versprechen, sollte sich dies in einigen Jahren mit statistischer Signifikanz z.B. in sinkenden Rückrufaktionen niederschlagen.