Jonangpa
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Jonangpa bezeichnet eine Unterschule der Sakya-Tradition des tibetischen Buddhismus (Vajrayana), die sich in hohem Maße - nicht zuletzt auch aus politisch-historischen Gründen - eher wie ein völlig eigenständiger Orden entwickelt hat. Die Sakya-Tradition gehört zu den vier großen buddhistischen Traditionen (Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelug) in Tibet.
[Bearbeiten] Entstehung und Lehren

Die Jonangpa-Kalachakra-Übertragungslinie geht auf Yumo Mikyö Dorje (Jetsun Jumo) einem hochverwirklichten Siddha und Kalachakra-Meister zurück. Sein Sohn und Hauptschüler Dharmesvara führte die Linie fort. Später gründete Kunzang Tugje Tondrup (geb.1243), ein Nachfahre der Yumo-Linie das Jonang-Kloster, das zu einem Hauptzentrum für Kalachakra wurde. Kunzang Tugje Tondrup's Schüler namens Dolpo Sherab Gyaltsen (Dolpöpa) (1292-1361) konstituierte die Jonangpa-Tradition mit dem Niedergang des politischen Einflusses der Sakya-Schule im 13. Jahrhundert zu einer eigenständigen Schule. Er verfasste die bekannte Schrift "Ozean der klaren Bedeutung" und eine Schrift zum "Zang Tong", einer Lehre zur sog. Leerheit (Shunyata). Dolpöpa war für seine Verwirklichung und Gelehrsamkeit bekannt und versammelte über 1000 Schüler, die seine Lehren praktizierten. Einer seiner Schüler lehrte Tsongkhapa, dem Begründer der Gelug-Schule die verschiedenen Aspekte des Kalachakra-Tantra. Von Tsongkhapa's Schüler Sangye Rinchenpa wurden diese Lehren an die Kagyü-Schule übermittelt. Die Jonang-Schule wurde von Chölä Namgyäl, einem Schüler Dolpöpa's weitergeführt. Der weithin bekannte Meister Jonang Taranatha (geb.1575) verfasste ein wichtiges Grundlagenwerk über die Geschichte des Buddhismus in Indien und ein einzigartiges Werk zu den "fünf Lehren des Maitreya".
[Bearbeiten] Niedergang der Schule
Die Jonang-Schule unterschied sich aber in ihren Lehren von den anderen Schulen des tibetischen Buddhismus, da sie den Begriff der Leerheit anders interpretierte. Sie existierte in Tibet in Form klösterlicher Gemeinschaften bis in das 17. Jahrhundert hinein, als der fünfte Dalai Lama Ngawang Lobsang Gyatso die Schule wegen ihrer abweichenden Sichtweise als häretisch verbieten ließ. Möglicherweise spielten bei diesen Geschehnissen aber auch politische Beweggründe eine Rolle. Er wandelte die Klöster der Jonangpa in den Zentralprovinzen in Gelugpa-Klöster um. Einige wenige Jonangklöster in den Ostprovinzen blieben von diesem Eingriff verschont, insbesondere im südlichen Amdo und nördlichen Gyarong überlebte die Tradition bis in die heutige Zeit und konnte ihre Präsenz bis auf 40 Klöster in dieser Region ausweiten. Sie setzen die Tradition der Kalachakra-Praxis fort.