Kasberger Linde
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Das Naturdenkmal Kasberger Linde (auch Kunigundenlinde oder Franzosenlinde genannt) ist eine Stein- oder Winterlinde bei Kasberg, einem Stadtteil von Gräfenberg im Landkreis Forchheim. Sie zählt zu den ältesten und berühmtesten Bäumen in Deutschland. Der Baum ist völlig ausgehöhlt, verwittert und stark nach Westen geneigt. Er wird von eisernen Stangen gestützt. Die Linde stellt ein Phänomen dar, da sie praktisch ohne Stamm, völlig hohl, nur von ihrer Rinde lebt. Der stark zerklüftete Schaft der Linde wird mit Eisenklammern zusammengehalten. Sie besteht nur noch aus einem abgestützten Hauptast, wobei die Zweige bis an die Spitze noch gut belaubt sind.
Die Linde steht auf einem Hochplateau des Jura. Bei ihr wurden in historischer Zeit Gerichtstage abgehalten. Der Boden ist steinig mit wenig Mergel und arm an Nährstoffen. Bei einem Vergleich mit anderen sehr alten Bäumen erscheint es möglich, dass die Linde aus der Zeit der Karolinger oder gar der Vorkarolingerzeit stammt. Einer Sage zufolge soll die heilige Kaiserin Kunigunde, die Gemahlin von Kaiser Heinrich II., vor etwa 1000 Jahren die Linde eigenhändig gepflanzt haben.
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[Bearbeiten] Geschichte
In der historischen Literatur gibt es mehrere Hinweise zur Linde. Der Landrichter von Auerbach soll laut Chronik im 13. Jahrhundert
- „zu Kasberg bei der noch stehenden Linde unter dem freien Himmel Schrannengericht mit ganzem Gerichtsstab“[1]
abgehalten haben. Bei dieser Aussage ist allerdings fraglich, ob es sich um dieselbe Linde handelt. 1902 erwähnte der Pionier und Baumfotograf Friedrich Stützer, dass:
- „vor etwa 50 Jahren noch zwei große Linden neben unsere Linde gestanden haben“ (also um 1850).[1]
Im Widerspruch dazu steht allerdings ein noch älteres Dokument aus dem Jahr 1764. Im Allgemeinen Oekonomischen Forst-Magazin werden nur zwei mächtige Linden erwähnt, die untere und die obere Linde. Die obere Linde wird als völlig hohl beschrieben und sei schon zweimal ausgebrannt. Vor einigen Jahren soll sogar ein ziemlich großer Mann hindurchgeritten sein. Diese Linde wird mit einem Umfang von 45 Schuh (rund 13,5 Meter) und einer Höhe von 60 Schuh (18 Meter) angegeben. Diese Angaben passen recht gut zur heutigen Linde. Die untere Linde sei einige Schritte entfernt gestanden und habe von außen noch völlig gesund ausgesehen. Der Umfang wird mit 28 Schuh (rund 8,4 Meter) bei einer Höhe von 70 Schuh (21 Meter) angegeben. Diese Angaben aus verschiedenen Zeiten lassen den Verdacht aufkommen, dass im Laufe der Jahrhunderte auf dem historischen Gerichtsplatz mehrere verschiedene Linden als Alte Linde gegolten haben. Am wahrscheinlichsten ist, dass die untere Linde aus dem Jahre 1764, die damals 8,4 Meter Umfang hatte, die heutige Kasberger Linde ist.
In der Chronik von Gräfenberg von 1850 heißt es, dass ein Reiter mit Pferd und Waffen bequem durch die Linde hindurchreiten könne. Soldaten sollen 1796, als französische Truppen erstmals durch Kasberg zogen, mit einer Kanone auf die Linde geschossen haben, deswegen wird die Linde im Volksmund auch Franzosenlinde genannt. Bei einem weiteren Ritt von Soldaten durch Kasberg im Jahre 1806 wurde die Linde in Brand gesteckt, wobei der Stamm durch das unter dem Baum entfachte Feuer schwer beschädigt wurde. Die Linde ist heute nur noch ein Schatten ehemaliger Größe.
Das Naturdenkmal wurde mehrmals fachgerecht saniert. Im Sommer 1913 wurden die Äste der Linde abgestützt, der Hohlraum des Stammes wurde behandelt und der Baum eingezäunt. Die Kosten in Höhe von 3700 Mark trug der Bezirk Oberfranken. Im Jahre 1976 fand erneut eine komplette Sanierung, für 28.000 DM, statt, trotzdem schrumpft sie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr ein. Der Umfang betrug 1987 noch 11,2 Meter, davon sind heute nur noch knapp acht Meter übrig geblieben. Wenn man den völlig zerklüfteteten Stamm rekonstruieren könnte, hätte er einen Umfang von 16 Metern. Da an dem hohlen Stamm keine Jahresringzählungen möglich sind, bleibt das Alter der Linde unbekannt. Nach den Angaben in der Literatur wäre die Linde schon über 1000 Jahre alt, davon schon 500 Jahre hohl.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
[Bearbeiten] Literatur
- Stefan Kühn, Bernd Ullrich, Uwe Kühn: Deutschlands Alte Bäume. BLV Verlagsgesellschaft mbH München Wien Zürich, München 2002, Seite 128–129, ISBN 3-405-16107-X.
- Hans Joachim Fröhlich: Alte Liebenswerte Bäume in Deutschland. Cornelia Ahlering Verlag, Buchholz 2000, Seite 288–289, ISBN 3-926600-05-5.
- Hans Joachim Fröhlich: Wege zu alten Bäumen – Band 2, Bayern. Widi-Druck, Offenbach 1990, Seite21–22 und 81, ISBN 3-926181-09-5.
- Anette Lenzing: Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland. Verlagsbuchhandlung KG, Königstein im Taunus 2005, Seite 47–48, ISBN 3-7845-4520-3.