Diskussion:Keim
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Es fehlt die Definition von Keim in Zusammenhang mit der Kristallbildung
Füge sie hinzu! Brudersohn 18:40, 25. Jun 2005 (CEST)
[Bearbeiten] Fachsprache
Kürzlich wurde in diesem Artikel die Bezeichnung „Keim“ für Mikroorganismen der Fachsprache (offenbar der Mediziner) zugeordnet und sie sollte nach Meinung eines Benutzers nicht als „fälschlich“ bezeichnet werden (statt dessen wurde „traditionell“ eingesetzt). Da muss man sich aber fragen: Was ist Fachsprache?
Auf verschiedene Weise entsteht eine Fachsprache, die sich von der Umgangssprache unterscheidet. Ein bekanntes Beispiel ist das „Jägerlatein“. Davon verstehe ich nichts, ich kann nicht sagen, wie es sich entwickelt hat. Nehmen wir ein anderes Beispiel: Die Bergmannssprache. Die Unterschiede zur Umgangssprache, oder jedenfalls einige besondere Ausdrücke, haben sich vermutlich dadurch entwickelt, dass die Bergleute einige alte Ausdrücke der damals üblichen Sprache beibehalten haben, während sich die Umgangssprache weiterentwickelte, sich neue Ausdrücke ergaben oder die Bedeutung alter Ausdrücke wandelten. „Fahren“ ist für das letzte ein Beispiel: Es bedeutete früher jegliche Art von Fortbewegung, Gehen, Laufen, Steigen, mit einem Wagen oder einem Schiff sich fortbewegen. Das hat sich zum Beispiel in den Ausdrücken „Fahrender Gesell“ und „etwas fahren lassen“ bis heute erhalten. Aber sonst wird mit Fahren in der jetzigen Umgangssprache eine Fortbewegung mit einem Fahrzeug bezeichnet („Fahrzeug“, „Schifffahrt“, „Luftfahrt“, „Fahrgast“). Bergleute aber bezeichnen mit „Fahren“ immer noch jegliche Art von Fortbewegung, sie nennen Leitern sogar „Fahrten“.
Eine andere Art eine Fachsprache zu entwickeln, ist die willkürliche Einführung neuer Ausdrücke für verschiedene Begriffe, die auf einem Tätigkeitsgebiet exakt und unmissverständlich bezeichnet werden sollen. Besonders in der Wissenschaft ist dies üblich. Am besten ist es, wenn Ausdrücke gewählt werden, die nicht zu Verwechslungen mit Wörtern der Umgangssprache führen, die dort eine andere Bedeutung haben. Deshalb hat man in den Wissenschaften vorzugsweise altgriechische und lateinische Wörter dafür verwendet. Beide Sprachen sind jetzt nicht mehr lebende Umgangssprache, sondern werden allenfalls in bestimmten Bereichen gesprochen (z. B. Latein in der katholischen Kirche).
Ungeschickt ist es aber, wenn für eine Fachsprache Wörter der Umgangssprache verwendet werden für Begriffe, die in der Umgangssprache nicht damit gemeint sind. Das führt zu Verwirrungen und Irrtümern. In der deutschen Botanik werden zum Beispiel die Ausdrücke „Dorn“ und „Stachel“ zur Bezeichnung anderer Begriffe verwendet als in der Umgangssprache. Man hat neue, von denen der Umgangssprache verschiedene Begriffe gebildet und nun leider nicht auch neue Bezeichnungen dafür geprägt, sondern welche aus der Umgangssprache genommen, die dort aber eine andere Bedeutung haben. Das allein ist schon sehr unglücklich, schlimm wird es aber, wenn nun die Botaniker die Laien schelten, sie verwendeten die Ausdrücke falsch, denn nach Meinung der Botaniker sollen nun nur noch die von ihnen festgelegten Bedeutungen gelten. Das ist absurd, findet aber tatsächlich statt!
Nun endlich zum Ausdruck „Keim“. Hier ist es auch so: In der Umgangssprache und sogar auch im größten Teil der biologischen Fächer wird er übereinstimmend für eine kleines Entwicklungsstadium eines Lebewesens gebraucht, aus dem sich das eigentliche, ausentwickelte Lebewesen bilden kann. Wenn nun einige Mikrobiologen, Mikrobiologie-Anwender (z. B. Wasserkundler) und Mediziner meinen, der Ausdruck „Keim“ solle auch für „fertige“ (voll entwickelte) Mikroorganismen verwendet werden, so ist das sehr ungeschickt und sollte nicht übernommen werden. Das ist unbedacht, fahrlässig (von einigen auch als schluderig bezeichnet), aber es ist nicht die Bildung einer Fachsprache. Ganz allgemein gilt doch: Die Verwendung von Synonymen mag manchmal lästig sein, ist aber nicht so arg hinderlich; schlimm sind erst die Homonyme.
Nun muss selbstverständlich eine Enzyklopädie die tatsächliche Situation abbilden. Sie kann also nicht gewissermaßen erzieherisch wirken und unglückliche oder falsche Ausdrücke negieren. Aber sie sollte sie wenigstens als das darstellen, was sie sind, nämlich als zu vermeidende, unglückliche, schluderige oder gar falsche Ausdrücke. Sie als „Fachsprache“ zu bezeichnen und damit ihre fahrlässige Herkunft zu verschleiern, halte ich für falsch.
Das ist meine Meinung dazu, aber es wird sicher auch andere Auffassungen geben. Dehalb stelle ich das hier zur Diskussion. --Brudersohn 17:54, 19. Feb. 2007 (CET)