Moleskine
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Das Moleskine ist ein Notizbuch, dessen heutige Form auf ein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Pariser Künstler- und Literatenszene beliebtes Notizbuch zurückgeht, das von einem kleinen Schreibwarenhändler in Tours vertrieben und wegen seiner schlichten Funktionalität geschätzt wurde. Der Einband bestand früher aus einem schwarzen Umschlag aus Moleskin, einem wasserdichten Stoff, dessen französische Aussprache dem Notizbuch seinen Namen gab. Weiteres Kennzeichen ist ein Gummiband, mit dem das Buch geschlossen gehalten werden kann, sowie eine Tasche am Ende.
Die Bekanntheit des Namens geht zurück auf Bruce Chatwin, der seine Notizbücher „les carnets moleskines“ nannte und sie in seinem 1987 erschienenen Buch Traumpfade (engl. The Songlines) detailliert beschrieb. Der Autor wird oft mit den Worten zitiert: „Losing my passport was the least of my worries, losing a notebook was a catastrophe.“ (Meinen Pass zu verlieren, war die geringste meiner Sorgen, ein Notizbuch zu verlieren, war eine Katastrophe.) 1986 musste er bei einem Besuch seines Pariser Schreibwarenhändlers feststellen, dass es die von ihm geliebten Notizbücher nicht mehr gab: „Le vrai moleskine n’est plus ...“. Die in Tours ansässige Quelle war nach dem Tod des Betreibers versiegt.
Später ließ sich die italienische Firma Modo&Modo den Begriff Moleskine als Warenzeichen rechtlich schützen und vertreibt seither unter dieser Bezeichnung eine anscheinend auf Chatwins Beschreibungen zurückgehende Neuauflage des Produkts in mehreren Varianten. Infolge einer geschickten Vermarktungsstrategie, die auf angebliche oder tatsächliche Benutzer des historischen Vorbilds in den letzten zwei Jahrhunderten verweist (neben Bruce Chatwin auch berühmte Künstlerpersönlichkeiten wie Ernest Hemingway, Oscar Wilde, Louis-Ferdinand Céline, Pablo Picasso, Vincent van Gogh, Luis Sepúlveda oder Henri Matisse) und das Moleskine als legendäres Handwerkszeug des ungebundenen, kreativen Geistes darstellt, entstand um das einst schlichte Notizbuch ein gewisser Objektkult, der auch in Medien wie das Fernsehen ausstrahlt. So machte sich etwa eine Folge des Tatortes die Bekanntheit des Moleskine zunutze, dessen Besitz bereits genügt, um eine Figur als Künstler zu charakterisieren.
Heutzutage werden Moleskines von Modo&Modo in China hergestellt und dabei nicht mehr in das namensgebende Moleskin gebunden, sondern in ein Lederimitat.
Nach der Etablierung der Moleskine-Notizbücher als Lifestyle-Produkt werden ähnliche Notizbücher von verschiedenen Anbietern in vielen Ausführungen hergestellt, von der billigen Kopie bis zum hochwertigen Qualitätsprodukt mit Anspruch auf Eigenständigkeit.
[Bearbeiten] Weblinks
Wiktionary: Moleskine – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme und Übersetzungen |
- Die Moleskine-Webseite von Modo&Modo mit Links zu offiziellen deutschen Vertreibern
- Moleskine Notebooks im h2g2
- ionfish.co.uk über Pro und Kontra des Moleskine-Hypes
- Moleskinerie Photoblog zum Thema Moleskine