Murus Gallicus
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Murus Gallicus (lat., zu dt. „gallische Mauer“) ist die Fachbezeichnung der Archäologie für eine bestimmte Konstruktionsweise von gallischen (keltischen) Befestigungsmauern. Der Begriff geht auf eine zeitgenössische Beschreibung entsprechender Anlagen in „De Bello Gallico“ von Gaius Iulius Caesar zurück (Caes. Gall. 7,23).
Beim Murus Gallicus handelt es sich um eine architektonische Technik des Mauerbaus, die vorwiegend die Kelten in der Antike zum Aufbau von Verteidigungs-Anlagen verwendeten. Dabei wurde ein Fachwerk aus Holzstämmen und -Balken aufgebaut und dessen Zwischenräume mit Steinen und Schutt verfüllt.
Der Vorteil einer Wehranlage, die auf diese Weise gebaut wurden, war die Stabilität gegenüber Angreifern, die mit Rammen die Anlagen aufbrechen wollten. Die Fachwerk-Konstruktion verlieh der Mauer eine Zähigkeit und Stabilität, die denen von reinen Steinanlagen überlegen war. Während die Stabilität der Massiv-Steinmauern, die ohne Mörtel miteinander verbunden wurden, darin liegt, dass die Last den Steinen wechselseitig Halt auf kurzer Reichweite gibt, leiten die Balken innerhalb des Fachwerks der Murus Gallicus die Last auf längere Reichweite weiter. Dies bewirkte, dass auch bei größeren lokalen Schäden die Mauer nicht zusammenbrach. So wurden Breschen vermieden, die vor dem Eindringen der Angreifer in die Verteidigungsanlage schützten.
Was auf der einen Seite die Stabilität der Festung ausmachte, führte auf der anderen Seite zum langfristigen Verfall der Anlage: Wo die Holzkonstruktion verrottete, fiel die Mauer in sich zusammen und die verfüllten Steine und der Schutt löste die Mauer in einen Steinwall auf. Damit waren alle Wehranlagen der Kelten, die auf dieser Technik beruhten, dem Verfall preis gegeben, weshalb heute kein intakter Murus Gallicus mehr erhalten ist.
Bekannte Beispiele von Wehranlagen der Kelten, die auf diese Weise erbaut wurden, sind der Nordwall des Oppidums Fossé des Pandours, der Ringwall von Otzenhausen, die Wehranlage auf dem Titelberg in Luxembourg und die Keltenanlage von Manching.
[Bearbeiten] Literatur
- W. Dehn: Einige Bemerkungen zum Murus Gallicus. In: Germania 38 (1960), 43-55.
- A. Furger-Gunti: Der Murus Gallicus von Basel. In: JSGU 63 (1980), 131-184.
- F. Maier et al.: Ergebnisse der Ausgrabung 1984-1987 in Manching (= Die Ausgrabung in Manching, Bd. 15). 1992, 340-356.