Nachtkrabb
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Als Nachtkrabb bezeichnet man im süddeutschen Raum eine Kinderschreckfigur, die der ähnliche Funktionen wie ursprünglich der Sandmann erfüllen soll.
Die Nachtkrabb holt angeblich Kinder, die sich nach Einbruch der Dunkelheit noch im Freien aufhalten, und fliegt mit ihnen so weit fort, dass sie ihr Zuhause nie mehr wiederfinden.
Als vogelartige Figur gehört sie auch zu den Faschingsgestalten der Murrhardter Narrenzunft; ferner findet man sie auf einem Wandgemälde im Kloster Murrhardt. Die Geschichte von der Nachtkrabb wird auch im Carl-Schweizer-Museum in Murrhardt oft erzählt.
Das reale Vorbild der Nachtkrabb dürfte der Schopfibis oder Waldrapp sein, ein dunkel gefiederter Vogel mit nacktem rotem Gesicht und langem, rotem, gebogenem Schnabel, der in Kolonien lebt und etwas unheimliche Geräusche von sich zu geben vermag. Er war bis vor ca. 350-400 Jahren auch in Mitteleuropa heimisch und dürfte nicht nur in Süddeutschland die Phantasie der Karnevalisten angeregt haben: Auch venezianische Masken mit langen roten Schnäbeln sollen auf den Waldrapp zurückgehen.
In Österreich kennt man die Kinderschreckfigur als Nachtkrapp. Sie wird dort als riesiger, rabenähnlicher Vogel beschrieben, der die Kinder nicht nur entführt, sondern auch auffrisst.