Neapolitanischer Sextakkord
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Der Neapolitanische Sextakkord oder kurz Neapolitaner ist ein charakteristischer Klang innerhalb einer Kadenz. Dabei wird die Moll-Subdominante der Grundtonart statt mit der Quinte mit der (kleinen) Sexte der Moll-Subdominant-Skala gebildet (in a-Moll und A-Dur: d–f–b statt d–f–a bzw. d–fis–a). Diese Sexte bildet einen Vorhalt zur eigentlich erwarteten Quinte des Akkordes. Die Auflösung dieses Vorhalts in die Dominante der Grundtonart ergibt einen Querstand, der besonders charakteristisch für diese Art der Kadenzbildung ist. In der Stufentheorie wird der Neapolitaner als Sextakkord der tiefalterierten zweiten Stufe gedeutet.
Seinen Namen erhielt der Klang wegen seiner häufigen Verwendung in der italienischen Opernmusik des 18. Jahrhunderts (Neapolitanische Schule), bei der er – wegen der chromatischen Auflösung der Sexte nach unten – vor allem zur Darstellung von Leid, Klage und Schmerz eingesetzt wurde, allerdings damals vorerst nur in Molltonarten. Außerhalb dieses Zusammenhangs wird der Neapolitaner auch als hervorstechender Klang bei besonderen Höhepunkten des Musikstücks benutzt, da er sich von der normalen Kadenz abhebt. In der Romantik wurde dann auch der Neapolitaner von Dur-Tonarten verwendet. Dazu musste man nicht nur den Grundton, sondern auch den Quintton tiefalterieren.
In der späteren Musikgeschichte wird der Neapolitanische Sextakkord auch eingesetzt, um schnell in entfernte Tonarten modulieren zu können. So kann man in C-Dur den Neapolitanischen Sextakkord (f–as–des) auch als Umkehrung der Tonika von Des-Dur (des-f-as) umdeuten.