Notrutsche
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Eine Notrutsche (engl. emergency exit / escape slide) wird hauptsächlich in der Luftfahrt verwendet und dient der schnellen Evakuierung eines Flugzeugs in Notfällen. Sie wird bei allen kommerziellen, passagierbeförderden Flugzeugen benötigt, bei denen die Türöffnungen so hoch liegen, dass die Passagiere im Notfall nicht unverletzt den Boden erreichen können.
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[Bearbeiten] Aufbau
Die Notrutsche ist im unteren Teil einer Flugzeugtür eingebaut und wird in einem Notfall in der Regel beim Öffnen der Tür ähnlich einem Airbag selbsttätig aufgeblasen. Es gibt einbahnige und zweibahnige Rutschen. Die meisten Rutschen können nach einer Notwasserung auch als Rettungsinsel verwendet werden. Zum Schutz gegen Sonne und Regen kann auf die Rutsche eine Plane gespannt werden, die als Dach dient. Bei vielen Notrutschen ist neben der aufblasbaren Rutsche ein Seil angebracht, über das Rettungskräfte nach einer Notlandung in das Flugzeug gelangen können.
[Bearbeiten] Handling
Durch ständig wiederholte Notübungen werden bei allen Fluggesellschaften die Crewmitglieder im Umgang mit der Notrutsche trainiert. Genaue Vorschriften für das Procedere sollen verhindern, dass das Flugzeug durch unbeabsichtiges Entfalten einer Notrutsche in Gefahr gerät. Der automatische Auslösemechanismus wird von der Kabinenbesatzung vor dem Start auf Anweisung des Pursers aktiviert und nach der Landung wieder deaktiviert. Die Anweisung hierfür lautet z. B. "Flight attendants, all doors in flight" bzw. "Flight attendants, all doors in park". Bei aktiviertem Auslösemechanismus wird von den Flugbegleitern zusätzlich ein gelber/orangefarbener, von außen sichtbarer Streifen quer über das Fenster der Tür befestigt, damit niemand von außen die Tür öffnet und damit versehentlich die Rutsche entfaltet. Ein manuelles Aufblasen ist ebenfalls möglich. Hierzu wird nach einer Notlandung und dem Öffnen der Tür der Auslösegriff gezogen, der sich am Türrahmen unten befindet. Das Ausbringen, Aufklappen und Aufblasen der Notrutsche dauert wenige Sekunden.
Um effektiver evakuieren zu können, wird in die Rutsche gesprungen. Hierzu ist es zwingend notwendig, die Schuhe vorher auszuziehen. Besonders Schuhe mit Absätzen könnten die Rutsche beschädigen und damit für nachfolgende Personen nahezu unbrauchbar machen. Es wird auch empfohlen, Nylon-Strumpfhosen vorher auszuziehen, da diese durch die hohe Rutschgeschwindigkeit und die damit verbundene Wärmeentwicklung durch Reibung schmelzen können. Die Folge wären Hautverbrennungen.
[Bearbeiten] Flugzeuge ohne Notrutschen
Flugzeuge wie die Embraer 145, die Bombardier CRJ oder die Dash haben keine Notrutschen, da alle Ausgänge eine ausreichend kurze Distanz zum Boden haben. Diese Flugzeuge haben als Gangway oft eine flugzeugeigene, kurze, ausfahrbare Treppe am Haupteingang.
[Bearbeiten] Geschichte der Notrutschen
Die erste Notrutsche wurde in den 1930er Jahren von der amerikanischen Firma Air Cruisers konstruiert. Diese Firma wurde gegründet von James F. Boyle, der auch der Hersteller der Schwimmweste "Mae West" war, die bei den amerikanischen Truppen im zweiten Weltkrieg häufig eingesetzt wurde. Bevor die aufblasbaren Typen auf den Markt kamen, hatten einige Flugzeuge Notrutschen aus Segeltuch. Es dauerte verhältnismässig lange, bis die Crew diese Rutschen aufgespannt hatte.
[Bearbeiten] Weblinks
- Rettungssystem einer Boeing 757
- CallBack - From NASA´s Aviation Safety Reporting System, Number 302 November 2004
- Airplane_Rescue_and_Fire Fighting_Information_Boeing_757
- Escape_slides_and_ slide_rafts_A330/A340_Family
- Air Operator Technical Administration Chapter 14. Flight Attendant Training And Qualification
- Air Cruisers - Produzent der ersten Notrutsche
- Goodrich - ebenfalls Produzent von Notrutschen