Park Schönbusch
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Der Park Schönbusch (auch Schöner Busch oder französisch Bois-Jolie) bei Aschaffenburg zählt zu den ältesten und größten im Stil des englischen Landschaftsgartens ausgeführten Parks Deutschlands.
Der etwa 200 Hektar umfassende Park liegt in einem Mainbogen gegenüber von Aschaffenburg, etwa 3 km südwestlich der Innenstadt, und gehört zum Stadtteil Nilkheim. Im Norden grenzt er an den Stadtteil Leider und im Westen an das Gemeindegebiet von Stockstadt am Main.
Der Park ist ein landschaftsgestalterisches Kunstwerk, das eine Landschaft mit natürlich gewachsener Vegetation und menschlichen Behausungen vortäuscht. Dazu weist er künstlich angelegte Waldstücke mit dazwischen liegenden, kunstvoll platzierten Sichtachsen auf, künstlich angelegte und sorgsam gestaltete Gewässer und Staffagebauten. Einige der Gebäude, wie das zentrale Schloss Schönbusch, der Tanz- und der Speisesaal wurden bei Vergnügungsveranstaltungen des kurfürstlich-mainzischen Hofes tatsächlich genutzt.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
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Der Mainzer Kurfürst und Erzbischof Friedrich Carl Joseph von Erthal entschied sich, in der Nähe seiner Nebenresidenz Aschaffenburg einen Lustgarten anzulegen. Ausgangspunkt dafür war das Nilkheimer Wäldchen, das als Jagdrevier gedient hatte. Durch Grunderwerb wurde die Fläche des zukünftigen Parks vergrößert und arrondiert: Die Anfänge des späteren Landschaftsgarten Schönbusch waren gelegt.
Ideengeber für die Erstgestaltung war wahrscheinlich der Minister Wilhelm Friedrich von Sickingen (1729-1818). Der Architekt und Ingenieur im Offiziersrang Emanuel Joseph von Herigoyen (1746-1817) begann mit der Umsetzung der Planungen. Die ursprünglichen Vorstellungen orientierten sich am Jardin anglais-chinois; so entstanden dramatische Elemente wie die Teufelsbrücke und die Kaskade.
Die Ausführung im zu diesem Zeitpunkt noch neuen englischen Stil bereiteten Schwierigkeiten. Daher übernahm ab 1783 der Schwetzinger Hofgärtner Friedrich Ludwig Sckell die Leitung der Parkgestaltung. Er prägte das heutige Erscheinungsbild des Parks. 1814 wurde das Gebiet des bisherigen Fürstentums Aschaffenburg dem Königreich Bayern angegliedert, der Park Schönbusch wurde königlicher Hofgarten bis zum Ende der Monarchie 1918.
[Bearbeiten] Landschaftliche Gestaltung
[Bearbeiten] Wälder und Wiesentäler
Die Parklandschaft des Schönbusch ist durch weitläufige Waldstücke, die mit breiten Wiesentälern abwechseln, gekennzeichnet. Ein unregelmäßiges Wegenetz gestattet immer neue Einblicke in Sichtschneisen, geschickt inszenierte Durchblicke auf Gebäude erzeugen ein Höchstmaß an Abwechslung. Der Baumbestand tritt nicht immer bis an die Wege heran, dies ist ebenso ein typisches Merkmal der kunstvollen Gestaltung durch Sckell wie die feinfühlig gestalteten Waldlichtungen. Eine ähnliche Landschaft hat Sckell im Englischen Garten in München geschaffen.
Drei große Wiesentäler führen in nord-südlicher Richtung in die waldreiche Parklandschaft: westlich die Grüne Allee (vor 1775), in der Mitte das Große Wiesental, das die Waldschneise des Kanals nach Süden fortführt, und östlich die Platanenwiese. Das den Park durchziehende System der Blickachsen stimmt meist nicht mit dem Wegenetz überein, ein Charakteristikum des Schönbusch. Durch diese Netz von Sichtbeziehungen, das unabhängig von den Wegen existiert, entstehen zahlreiche nicht erreichbare Stellen, was eine bühnenartige „Vorführung“ der Landschaft ermöglicht.
[Bearbeiten] Gewässer
Die Parklandschaft wird unterbrochen durch die Wasserfläche des unteren Sees mit einer Insel, die durch eine Drehbrücke (1802) erreichbar ist, einem vom unteren See nach Süden führenden Kanal und einer Kaskade (1779, verändert 1785). Weitere Bestandteile sind zwei künstliche Berge am unteren See, die durch eine Teufelsbrücke verbunden sind; benachbart der Aussichtsturm (1776-1790). Der obere See ist wegen Wassermangels nicht mehr vorhanden. Einen Blickfang stellt die Rote Brücke (1789/90, 1934 etwas versetzt) am Nordende des Parks dar. Es handelt sich um eine Dreibogenbrücke. Über dem mittleren, etwas größerem Bogen befindet sich eine Reliefplatte mit einem Rankenornament. Die Brüstungen sind an den Enden mit je einer Sphinx geschmückt.
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[Bearbeiten] Bauwerke
[Bearbeiten] Das Schlösschen
Der im frühklassizistischen Stil von 1778 bis 1781 (Innenausbau bis 1787) errichtete Kurfürstliche Pavillon liegt unmittelbar an einem See und ist durch eine Sichtachse mit dem Stadtschloss Johannisburg verbunden. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Gebäude mit rechteckigem Grundriss. Die nach Westen gerichtete Längsseite ist die Schauseite, sie wird durch einen Mittelrisalit leicht betont. Das niedrige Walmdach wird durch eine Balustrade verdeckt. Die zehn Räume sind mit Möbeln im Louis-seize-Stil ausgestattet und bei einer Führung zugänglich. Unter den bayerischen Königen wurde der Bau ab dem 19. Jahrhundert Schloss Schönbusch genannt.
[Bearbeiten] Weitere Gebäude
Im nordöstlichen Parkbereich befinden sich die Orangerie (1784/85), der Speisesaal (1787/89) und der Tanzsaal (1801/02). Der Freundschaftstempel (1786/87) besteht aus einem Baukörper, der auf einem um zwei Stufen erhöhten, würfelförmigem Unterbau ruht. Ein achteckiger Tambour mit Lünettenfenstern an drei Seiten ist dem Dach, einer schiefergedeckten Kuppel, aufgesetzt. Die Vorderseite des Gebäudes kennzeichnet ein viersäuliger ionischer Portikus mit Dreiecksgiebel. Im Innenraum allegorischer Figurenschmuck, die Kuppel ist mit achteckigen, in Stuck ausgeführten Kassetten ausgelegt, die sich zur Kuppelmitte hin perspektivisch verkleinern. Das Philosophenhaus (1785/87) ist ein schlichter Bau über quadratischem Grundriss, mit an allen Seiten vorspringenden Risaliten, die von Dreiecksgiebeln bekrönt werden; das Dach ist ein flaches, schiefergedecktes Zeltdach.
[Bearbeiten] Staffagebauten
In die halboffene Landschaft kunstvoll einbezogen sind die Gebäude des Dörfchens, eine Gruppe kleiner Bauernhäuser, wie sie sich vergleichbar auch im Schlosspark Nymphenburg findet. Die Häuser wurden 1788 errichtet. Eine weitere Gruppe von Hirtenhäusern wird die Wacht genannt und stammt von 1784/85.
Am südlichen Zipfel des unteren Sees befindet sich neben der Fichtensaalbrücke das Kotzerbrünnlein. Es ist in Sandstein ausgeführt und besteht aus einem würfelförmigen Sockel mit pyramidenförmigem Aufbau. Als Wasserspeier dient ein bronzener Löwenkopf. Der Zweck des Brunnens ist unklar.
Auch für die Unterkunft von Tieren wurden kleinere Gebäude errichtet. So ein Bienenstand (1776) mit pagodenartigen Dächern und acht Schwanenhäuser (1777). Aus der Zeit des Jagdparks existierten noch Fasanenhütten.
Kleinere Staffagen befanden sich im Tal der Spiele: Es handelte sich um ein Caroussel, den Maulaff, ein Schaukelspiel, ein Kegelspiel und einen hölzernen Vogel (Spiel zum Vogelschießen). Diese ortsfesten Spielgeräte sind bereits 1777 nachweisbar.
[Bearbeiten] Spätere Ergänzungen
[Bearbeiten] Der Irrgarten
Der Hecken-Irrgarten im Park Schönbusch ist eine runde Sieben-Gang-Anlage, in deren Ziel sich ein Fächerblattbaum (Ginkgo biloba L.) befindet. Der Irrgarten entstand Ende der 1820er Jahre. 1898 wurde er neu angelegt. Um 1930 befanden sich zwei Buchen im Zentrum, die Hecken bestanden zu dieser Zeit aus Hainbuche und Flieder. Die Anlage wurde 1948 in Feld-Ahorn (Acer campestre L.) erneuert und dabei im Durchmesser vergrößert. 2006 wurde damit begonnen, den Irrgarten unter Beibehaltung des Wegesystems in Hainbuche (Carpinus betulus L.) neu zu pflanzen.
[Bearbeiten] Der neue Parkteil
Im Südosten schließt sich seit 1974 ein neuer Parkbereich an, der die gestalterische Absicht des historischen Parks fortsetzt. Dort befindet sich auch die Nilkheimer Kapelle, die bereits um 1720 errichtet wurde.
[Bearbeiten] Zugang
Der Park Schönbusch ist von der Aschaffenburger Altstadt fußläufig über die Kleine Schönbuschallee zu erreichen, welche parallel zur Darmstädter Straße verläuft. Er stellt somit ein wichtiges Naherholungsgebiet auch für die Einwohner des angrenzenden Rhein-Main-Gebiets dar. Durch Busverbindungen (Richtung Waldfriedhof) und Bundesstraße (B26, Parkplatz Höhe Leiderer Hafen) ist der Park gut erreichbar.
[Bearbeiten] Literatur
- Jost Albert, Werner Helmberger; Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (Hrsg.): Der Landschaftsgarten Schönbusch bei Aschaffenburg, (Beiträge zur Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege Bd.1), Worms: Wernersche Verlagsges., 1999, ISBN 3-88462-144-0
- Werner Helmberger (Bearb.), Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen (Hrsg.): Schloß und Park Schönbusch, Aschaffenburg: amtlicher Führer, München: Bayerische Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 1991
- Ulrich Ertl: Die Gehölze des Schönbusch, (Nachrichten des Naturwissenschaftlichen Museum Aschaffenburg; 105), Aschaffenburg: Naturwiss. Verein, 2001
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 49° 57' 30" N, 9° 6' 10" O