Plan Wahlen
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Der Plan Wahlen war ein Programm zur Förderung des innerschweizerischen Lebensmittelanbaus seit 1940, auch Anbauschlacht genannt. Vor dem Zweiten Weltkrieg importierte die Schweiz die Hälfte ihrer Nahrungsmittel. Um eine Lebensmittelknappheit bei einem drohenden Embargo der Achsenmächte abzuwenden, setzte der Landwirtschaftsspezialist und spätere Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen seinen Vorschlag einer "Anbauschlacht" durch. Durch Erhöhung der Eigenproduktion, Reduzierung der Viehzucht unter gleichzeitiger Ausweitung des Ackerbaus und durch Rationierung sollte die Selbstversorgung in der Schweiz gesichert werden.
Bis auf grosse Höhen wurden nun Nahrungsmittel angepflanzt und zur Ausdehnung des Ackerbaus sollte Land durch Rodungen und durch den Einbezug von nicht-landwirtschaftlich genutzten Flächen wie Brachen oder öffentlichen Parks und Sportplätzen gewonnen werden. Die bepflanzte Fläche wurde zwischen 1940 und 1945 von 183.000 auf 352.000 Hektaren erweitert. Eine halbe Million Kleinpflanzer und die Arbeiter von 12.000 Industriebetrieben bewirtschafteten zusätzlich über 20.000 Hektaren. Dank dieses gemeinsamen Einsatzes musste die Schweiz als einziges Land in Europa Kartoffeln und Gemüse nie rationieren.
Das Ziel der Anbauschlacht wurde jedoch nicht erreicht, der Selbstversorgungsgrad der Schweiz mit Lebensmittel stieg von 1940 bis 1945 lediglich von 52 % auf 59 %. Trotzdem gelang es die schweizer Bevölkerung und die rund 300'000 Flüchtlinge vor Hunger und allzu grossen Entbehrungen zu bewahren. Die Anbauschlacht hatte vor allem eine psychologische Wirkung und galt als Symbol für den Widerstandswillen der Schweiz.
An die Schattenseiten der Anbauschlacht erinnert der Spielfilm "Der Schwarze Tanner" (1986) mit Dietmar Schönherr in der Hauptrolle. Regie: Xavier Koller.
Ein neuer Dokumentarfilm (2006) soll das Andenken an Friedrich Traugott Wahlen und sein Anbauwerk bewahren helfen. Zeitzeugen erzählen der heutigen Generation von dieser Zeit, in der eine Hungersnot abgewendet werden konnte. Der Verein zur Wahrung der Erinnerung an Bundesrat Prof. Dr. Friedrich Traugott Wahlen und den Anbauplan 1940 bis 1945» hat sich mit dem neuen Dokumentarfilm die folgenden Ziele gesetzt: Das Anbauwerk soll als markantes Stück der Schweizer Geschichte informativ und illustrativ erleuchtet werden. So auch Wahlen, der Denker, Initiator und Leiter dieses grössten Projekts der schweizerischen Landwirtschaft.
Ein ähnliches Programm im nationalsozialistischen Deutschland nannte sich Erzeugungsschlacht.