Polysemie
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Polysemie (von griechisch poly „viel“ und sema „Zeichen“) bezeichnet die durch unterschiedlichen Gebrauch herausgebildete Mehrdeutigkeit von Wörtern. Polyseme haben mehrere Bedeutungen, die untereinander ähnlich sind, was in vielen Fällen auf eine gemeinsame etymologische Wurzel zurückzuführen ist. Ist dies bei mehrdeutigen Wörtern nicht der Fall, so liegt stattdessen Homonymie vor. Als homonym gelten Wörter, deren Bedeutungen so verschieden sind, dass zwischen ihnen keine Ähnlichkeit zu erkennen ist. Eine eindeutige Abgrenzung zwischen Polysemie und Homonymie ist allerdings nicht immer möglich.
Die Polysemie ist ein linguistisches oder lexikologisches Phänomen, das sich nicht unmittelbar aus dem Gebrauch eines lexikalischen Zeichens ablesen lässt. In Wörterbüchern werden Polyseme unter einem Stichwort behandelt, Homonyme dagegen unter verschiedenen Stichwörtern. So findet man nur ein Stichwort Pferd, das u.a. die Bedeutungen "großes Säugetier" und "Turngerät" hat, aber zwei Stichwörter "Bank" mit den Bedeutungen "Sitzgelegenheit" oder "Geldinstitut"[1].
Polyseme können auf verschiedene Weisen entstehen. Dort, wo es auf die genaue Bedeutung ankommt, sollten durch die Verwendung von Polysemen entstehende Mehrdeutigkeiten vermieden oder aufgelöst werden.
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[Bearbeiten] Arten von Polysemie
[Bearbeiten] Polysemie durch Spezialisierung
Viele Polyseme entstehen dadurch, dass ein Ausdruck durch Verwendung in einem speziellen Kontext eine leicht veränderte Bedeutung erfährt. Auf diese Weise kann aus einem allgemeinen Begriff ein neuer Fachbegriff einer Fachsprache entstehen. Aber auch der umgekehrte Weg ist möglich, wenn ein spezieller Begriff mit der Zeit auch in generischer Bedeutung verwendet wird, wie dies bei generalisierten Markennamen der Fall ist.
[Bearbeiten] Reguläre Polysemie
Ein Spezialfall der Polysemie ist die reguläre Polysemie. Reguläre Polysemie liegt bei Gruppen von lexikalischen Zeichen vor, wenn von jeweils einer Bedeutung regulär eine zweite Bedeutung erschlossen werden kann. So kann bei lexikalischen Zeichen, die Institutionen bezeichnen auf eine weitere, die Mitglieder der Institution oder das Gebäude dieser Institution bezeichnende Bedeutung geschlossen werden.
In den folgenden Beispiel bezeichnet Schule eine Institution, eine Personengruppe und ein Gebäude:
- „Er geht noch zur Schule“ (= Institution)
- „Die Schule streikt heute“ (= alle Schüler, Lehrer, etc.)
- „Schulen sollten von außen als solche erkennbar sein“ (= Gebäude und bei als solche gleichzeitig Institution)
- „Unsere Schule steht unter Denkmalschutz!“ (= konkretes Gebäude)
Diese Form der Polysemie wird im Wörterbuch nicht erfasst.
[Bearbeiten] Polysemie durch Bedeutungserweiterung
Eine weitere Form der Mehrdeutigkeit ist die Bedeutungserweiterung durch übertragenen Gebrauch. In dem Satz Peter ist eine Banane wird das lexikalische Zeichen Banane nicht in einer neuen, Personen bezeichnenden Bedeutung verwendet. Es werden lediglich bananentypische Eigenschaften, z.B. die, lang und krumm zu sein, auf Peter übertragen. Auch diese Form der Mehrdeutigkeit wird nicht in Wörterbüchern kodiert. Wenn sich diese Form der Bedeutungsübertragung aber im Gebrauch verfestigt, wird dies auch in Wörterbüchern registriert (Beispiel Schwein in: Peter ist ein Schwein).
[Bearbeiten] Beispiele von Polysemen
Polysemie ist im Gegensatz zur Homonymie die Hauptursache für Mehrdeutigkeit. Beispiele für besonders viele Polyseme sind:
- Läufer - Laut Guinness-Buch der Rekorde 1997 ist Läufer das deutsche Wort mit den meisten (24) Bedeutungen.
- Brücke
- Atlas
- Flügel
- Schlag
[Bearbeiten] Erfassung von Polysemie
Bei der Wörterbucherstellung (Lexikografie) wird die Mehrdeutigkeit von sprachlichen Zeichen dadurch erfasst, dass in einem Artikel zu dem betreffenden sprachlichen Zeichen mehrere semantische Kommentare, zu jeder Bedeutung einer, erstellt werden.
Polyseme und homonyme lexikalische Zeichen erweisen sich auch als Problem bei der Indexierung innerhalb der Dokumentation, wo durch einzelne, definierbare Schlagwörter ein Sachverhalt erschlossen werden soll. Aus diesem Grund werden die Schlagwörter in einem kontrollierten Vokabular voneinander abgegrenzt.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Pethö, Gergely: What is Polysemy? A Survey of Current Research and Results. In: Németh, Enikö T. / Bibok, Károly: Pragmatics and the Flexibility of Word Meaning. Amsterdam:Elsevier 2001, S. 175-224.
[Bearbeiten] Einzelnachweise
- ↑ Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Dudenverlag, Mannheim/Wien/Zürich 1983. ISBN 3-411-02175-6