Prinzip von Inklusion und Exklusion
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Prinzip von Inklusion und Exklusion (auch Prinzip der Einschließung und Ausschließung oder Einschluss/Ausschluss-Verfahren) ist eine hilfreiche Technik zur Bestimmung der Kardinalität einer Menge. Sie findet vor allem in der Kombinatorik und in der Zahlentheorie Anwendung.
Das Prinzip drückt dazu die Kardinalität einer Ursprungsmenge X durch die Kardinalitäten ihrer Teilmengen aus. Diese sind in aller Regel einfacher zu bestimmen. Namensgebend ist dabei das Vorgehen, bei welchem zunächst durch die Summe der Größe nicht notwendigerweise disjunkter Teilmengen die Größe von X überschätzt wird (Inklusion), anschließend jedoch durch die Subtraktion der Größe des gemeinsamen Schnittes der Teilmengen dies wieder zu korrigieren versucht wird (Exklusion).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Das Prinzip
Es ist ein bekanntes Ergebnis, dass für je zwei Mengen A und B
gilt. Hierbei kann man bereits das Prinzip von Inklusion und Exklusion erkennen. Durch | A | + | B | wird zunächst die Kardinalität von überschätzt. Dieser Fehlbetrag wird anschließend durch korrigiert.
Im Allgemeinen wollen wir die Kardinalität der Vereinigung von n Mengen
bestimmen. Als erste Näherung erhalten wir durch Inklusion die Summe der Kardinalitäten der Ai. Diese Summe ist in aller Regel jedoch zu groß, da wir Elemente aus dem Schnitt zweier Mengen mehrfach zählen würden, also
Um dies zu korrigieren können wir nun durch Exklusion die Summe über die Kardinalität aller paarweisen Schnittmengen wieder abziehen. Dann gilt jedoch
denn Elemente des Schnittes dreier Mengen würden – obwohl nur zweimal zu häufig bei der Inklusion mitgezählt – durch , durch | und durch | dreimal wieder abgezogen. Dies nun durch Inklusion, also durch Addition der Summe der Größe aller Schnitte aus drei Mengen, zu korrigieren führt zu
darauf folgt durch Exklusion
und so weiter.
[Bearbeiten] Satz
Es lässt sich folgende, allgemeine Aussage beweisen. Gegeben seien n Teilmengen und . Bezeichne im folgenden zu einer Indexmenge die Menge AI , den Schnitt über alle durch die Indexmenge gegebenen Teilmengen, also , wobei entspricht. Dann gilt
Mit anderen Worten: Betrachtet man alle möglichen Schnitte AI (außer dem leeren Schnitt ), so entspricht die Kardinalität von X der Summe der Kardinalität aller Schnitte einer ungeraden Anzahl an Teilmengen (Inklusion) weniger der Summe der Kardinalität aller Schnitte einer geraden Anzahl an Teilmengen (Exklusion), formal:
[Bearbeiten] Anwendung
Eine Anwendung des Prinzips liefert die Siebformel von Poincaré und Sylvester oder Additionssatz für Wahrscheinlichkeiten:
Für die Wahrscheinlichkeit von beliebigen Ereignissen Ai gilt:
- .
Aufgrund der Eigenschaft von Maßen, additiv zu sein, lässt sich der oben angegebene heuristische Beweis für das Prinzip von Inklusion und Exklusion, der mit Mitteln der elementaren Mengentheorie geführt wurde, direkt auf Wahrscheinlichkeiten übertragen.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Bonferroni-Ungleichung
- doppeltes Abzählen
- Schubfachprinzip
[Bearbeiten] Literatur
- Klaus Dohmen, Improved Bonferroni Inequalities via Abstract Tubes - Inequalities and Identities of Inclusion-Exclusion Type, Springer-Verlag, 2003, ISBN 3-540-20025-8.
- Stasys Jukna, Extremal Combinatorics, Springer, Mai 2001, ISBN 3-540-66313-4.