Projektiver Test
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Projektive Tests sind eine Gruppe psychologischer Untersuchungsmethoden, die meist anhand von auslegungsfähigem Bildmaterial (z.B. standardisierten Tintenklecksen beim Rorschachtest mit der Frage: "Was könnte das sein?") Projektionen des Probanden abrufen, die dann Rückschlüsse über seine Persönlichkeit erlauben. Dahinter steht der Gedanke, dass diese Projektionen von Einstellungen, Motiven und innersten Wünschen des Probanden beeinflusst sind, und daher eine diagnostische Aussage zulassen.
Neben dem Rorschach gibt es andere bekannte und relativ häufig verwendete projektive Testverfahren, z.B. Thematischer Apperzeptionstest (TAT), hier werden Bilder von mehrdeutigen Situationen gezeigt, der Proband soll erzählen, was seiner Meinung nach geschieht. Besonders für die Arbeit mit Kindern ist Familie in Tieren (FIT) geeignet. Das Kind wird aufgefordert alle Familienmitglieder als Tiere zu malen.
Der Vorteil von projektiven Tests liegt unter anderem darin, dass es keine richtigen oder falschen Antworten gibt, der Proband tut sich also schwer "sozial erwünscht" zu antworten. Gleichzeitig ist dies auch ihr größter Nachteil. Wenn nicht klar vorgegeben ist, was als richtig oder falsch bewertet wird, hängt die Qualität der Auswertung und damit die Qualität der Diagnose allein vom Auswerter ab (man spricht hier auch von niedriger Auswertungsobjektivität). Auch die anderen wichtigen Gütekriterien eines psychologischen Tests (Reliabilität, Validität) fallen für projektive Verfahren weit schlechter aus als für objektive Tests.
Es hat durchaus Berechtigung in der Auswertung projektiver Tests mehr eine Kunst, als eine wissenschaftliche Methode zu sehen. Nichts desto trotz finden projektive Testverfahren zum Teil immer noch häufige Anwendung. In den USA ist 1993 die bislang jüngste Auflage des Rorschach erschienen.
[Bearbeiten] Literatur
- M. Amelang & L. Schmidt-Atzert: Psychologische Diagnostik und Intervention. Springer, Heidelberg, 2006, ISBN: 3-540-28462-1.