Proletarische Frauenbewegung
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Die proletarische Frauenbewegung ging aus der Arbeiterinnenbewegung hervor und ist eng mit dem Namen Clara Zetkin (1857-1933) verbunden.
Als es am Ende des 19. Jahrhunderts zu wachsenden Unstimmigkeiten in der (noch) breiten Front der Frauenbewegung kam, formierten sich die proletarischen Frauen zu einer eigenen Organisation. Sie wollten sich mit diesem Schritt nicht gegen die bürgerliche Frauenbewegung (wie z.B. den Deutsch-Evangelischen Frauenbund, den Katholischen Frauenbund oder den Jüdischen Frauenbund) stellen, sah sich aber von der bürgerlichen Bewegung nicht ernst genug genommen. Aufgrund der verschiedenen Lebenswelten zwischen Arbeiterinnen und bürgerlichen Hausfrauen, kämpften alle Frauen für die Emanzipation, verbanden aber verschiedene Forderungen mit dieser Bewegung.
Während sich für die bürgerlichen Frauen zunehmend Mann und Familie trennten, waren die proletarischen Frauen im Arbeitsalltag integriert. Die Familie sollte für die bürgerlichen Frauen der Platz sein, an dem sich der Mann erholt, so dass er den nächsten Tag wieder arbeiten konnte. Die Frauen machten den Haushalt, der ihnen durch praktische Erfindungen (wie beispielsweise technische Geräte oder Konserven) zunehmend erleichtert – und damit monoton wurde. Um aus dieser Monotonie auszubrechen, begannen sich diese Frauen verstärkt für karitative Projekte einzusetzen. Mit der wachsenden Organisierung der bürgerlichen Frauen wuchsen auch ihre Forderungen nach politischem Mitspracherecht.
Die Situation der Frauen aus der Arbeiterschicht sah hingegen anders aus. In dieser Schicht hatten zuvor noch den Großteil der osteuropäischen Einwanderinnen gesammelt. Die Frauen waren arm und daher häufig auf Wohltätigkeiten angewiesen. Viele Frauen aus der Arbeiterschicht mussten arbeiten, denn das Gehalt des Mannes reichte für den Unterhalt nicht aus, sich eine „passive“ Frau zu unterhalten. Während im Bürgertum, die passive Frau als Statussymbol galt, ging es den ärmeren Arbeiterfamilien ums Überleben.
Da sie Arbeiterfrauen durch ihre Rechtlosigkeit auch keine Lohnforderungen stellen konnten, waren sie von Anfang an billigere Arbeitskräfte. Diese Ungleichbehandlung mit den Männern stellte die Auseinandersetzung mit der industriellen Frauenarbeit (und ihre Gleichberechtigung mit den Männern) im Zentrum der proletarischen Frauenbewegung. Während die Arbeiterfrauen mit der Emanzipation eher eine Gleichberechtigung in der Arbeitswelt verbanden, sahen die bürgerlichen Frauen in der Emanzipation eher den Ausbruch aus ihrer bürgerlich verordneten Passivität. Sie bewirkten mit der organisierten Sozialarbeit auch nach und nach mehr Mitspracherecht in der Politik. Da die bürgerlichen Frauen auch zunehmend die proletarischen Frauen als Adressaten ihrer karitativen Arbeit einbezogen, verstärkte sich die Distanz zwischen den beiden Gruppen.