Publius Sulpicius Rufus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Publius Sulpicius Rufus (* um 121 v. Chr.; † 88 v. Chr.) war ein Redner und Politiker in der römischen Republik, Legatus 89 v. Chr. für Gnaeus Pompeius Strabo während des Bundesgenossenkriegs sowie Volkstribun 88 v. Chr.
[Bearbeiten] Leben
Der in eine patrizische Familie geborene Sulpicius trat nach dem Bundesgenossenkrieg in die Plebs über, um für das Volkstribunat kandidieren zu können. Er setzte sich für Marius und die Popularen ein. Außerdem brachte er ein Gesetz ein, das alle Neubürger gleichmäßig auf alle Tribus verteilte. Damit hätten die neu wahlberechtigten italischen Alliierten und die Freigelassenen (siehe Lex Plautia Papiria) die bisherigen Wähler überstimmen können. Die ältere Forschung nimmt an, dass dies Wahlgesetz dazu dienen sollte, die Übertragung des Kommandos auf Marius zu sichern. Demnach hätte Marius dem nach Aussage der ihm wenig günstig gesinnten Quellen verschuldeten Sulpicius finanzielle Hilfe versprochen. Neuere Forschungen dagegen nehmen an, dass das Wahlgesetz den Kern von Sulpicius’ politischem Programm in der Nachfolge des Marcus Livius Drusus dargestellt habe, zu dem er Marius als Helfer habe heranziehen wollen.
Die Mehrheit des Senats stemmte sich allerdings vehement gegen Sulpicius’ Gesetze; ein iustitium wurde durch die Konsuln erklärt, aber Marius und Sulpicius erzeugten einen derartigen Aufruhr, dass die Konsuln in Todesangst das iustitium zurückzogen. Sulpicius’ Vorschlag wurde Gesetz, und das Kommando wurde mit Hilfe der neuen Wähler an Marius übergeben.
Sulla, der zu dieser Zeit in Nola war, marschierte umgehend auf Rom. Marius und Sulpicius sahen sich außerstande, ihm zu widerstehen, und flohen aus der Stadt. Marius gelang es, nach Africa zu fliehen, während Sulpicius in einer Villa in Laurentum aufgespürt und getötet wurde; sein Kopf wurde Sulla gesandt, der ihn auf dem Forum Romanum ausstellte; seine Gesetze wurden annulliert.
Sulpicius scheint ursprünglich ein moderater Reformer gewesen zu sein, der durch die Umstände in den Strudel der Gewalt hineingerissen wurde, der für die Krise der römischen Republik so typisch ist. Obwohl er den stürmischen Tribun Gaius Norbanus angeklagt hatte und dem Vorschlag, richterliche Entscheidungen durch Verfügungen des Volkes aufheben zu lassen, widerstand, zögerte er nicht, das Missfallen der Julier zu erregen, indem er gegen die Kandidatur des Gaius Iulius Caesar Strabo Vopiscus zum Konsul opponierte, der nie zuvor Praetor und somit in der Konsequenz nicht wählbar war.
Vom Redner Sulpicius sagt Cicero (Brutus, 55): Er war bei weitem der würdevollste unter allen Rednern, die ich gehört habe, und sozusagen der tragischste; seine Stimme war laut, aber gleichzeitig süß und klar; seine Gestik war voller Grazie; seine Sprache war schnell und wortreich, aber nicht überflüssig oder weitschweifig; er versuchte Crassus zu imitieren, aber dazu fehlte ihm die Anmut. Sulpicius hinterließ keine geschriebenen Reden. Die, die seinen Namen tragen, stammen von Publius Canutius (oder Cannutius). Sulpicius ist einer der Gesprächspartner in Ciceros De oratore.
[Bearbeiten] Quellen
- Appian, bellum civile I. 55–60
- Plutarch, Sulla und Marius
- Velleius Paterculus ii. 18
- Livius, 77
[Bearbeiten] Literatur
- E. A. Ahrens: Die drei Volkstribunen, Leipzig 1836.
- Theodor Mommsen: Römische Geschichte, Buch iv. Kapitel 7.
- Longs: Decline of the Roman Republic, Band ii. Kapitel 17.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Sulpicius Rufus, Publius |
KURZBESCHREIBUNG | Politiker in der römischen Republik, Legatus und Tribun |
GEBURTSDATUM | um 121 v. Chr. |
STERBEDATUM | 88 v. Chr. |
STERBEORT | Laurentum |