Purpurlinie
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Purpurlinie, auch Purpurgerade (englisch purple line) genannt, ist die Linie, welche die zwei äußersten Punkte des Spektralfarbenzugs (das kurzwellige Violett mit dem langwelligen Rot) so verbindet, dass die Projektion des Farbkörpers auf der CIE-Normvalenztafel geschlossen wird.
Die Purpurlinie ist eine theoretische Schlussfolgerung aus der mathematischen Umschreibung der menschlichen Farbwahrnehmung, die auf den drei Farbrezeptoren für das Tagsehen (vereinfacht gesagt, rot, grün und blau) des Standardbeobachters basiert.
Einfach ausgedrückt stellt die Purpurlinie jene Farbvalenzen dar, die ein normalsichtiger Mensch (also ein Mensch, der keine Anomalie des Sehapparates hat) wahrnehmen und unterscheiden kann, die nicht eine Spektralfarbe sind, sondern sich erst durch Mischung mindestens zweier Spektralfarben ergeben.
Da die Theorie hinter dem CIE-Normvalenzsystem bereits sehr komplex ist, und diese Theorie für das vollständige Verständnis der Purpurgerade die Grundlage bildet, wird zuerst versucht, durch einfache nachvollziehbare Vergleiche einen ersten Überblick zu bieten. Als Grundlage für das Verständnis ist es gut zu wissen, dass man sich unterschiedliche "Farben" als unterschiedliche prozentuale Erregungen der drei Farbrezeptoren im Auge vorstellt (siehe Bild auf der linken Seite).
Vergleicht man den Verlauf der sichtbaren Spektralfarben mit dem der CIE-Normfarbtafel, so kann man sich vorstellen, dass in erster Näherung die Spektralfarben gekrümmt über den oberen Verlauf der CIE-Normfarbtafel laufen.
Beim "Durchlaufen" der Spektralfarben von langwellig zu kurzwellig werden zuerst die Zapfen aktiviert, die hauptsächlich für das Rotsehen zuständig sind. Die orangenen Spektralfarben regen die Zapfen für das Rotsehen und für das Grünsehen an, grüne Farben stimulieren hauptsächlich die Zapfen für das Grünsehen. Cyan erregt die Zapfen für das Grünsehen und Blausehen. Blau schließlich regt hauptsächlich die Zapfen für das Blausehen an. Noch kurzwelligere Lichtwellen lösen keine Reizung mehr aus.
Beim obigen Erregungsverlauf, bei dem man von den langwelligen zu den kurzwelligen Lichtbereichen gewandert ist, durchlief man die Zapfenerregung in der Reihenfolge (rot, rot-grün, grün, grün-blau, blau). Man sieht, dass jene Zapfenerregungen fehlen, die den blauen Bereich mit den roten Bereich verbinden, also die mischung blau-rot. Eben genau jene Farben befinden sich auf der Purpurlinie. Bekannte Farben auf der Purpurlinie sind zum Beispiel Magenta, aber auch das namengebende Purpur.
Wie oben beschrieben, konnten die Farben der Purpurlinie nicht beim Durchlaufen der Spektralfarben "gefunden" werden. Die Farben der Purpurlinie können nur als Mischfarben mehrerer Spektralfarben, beispielsweise blaues Licht bei 480 nm mit rotem Licht bei 600 nm dargestellt werden. Das "weiße" Sonnenlicht enthält so gut wie alle sichtbaren Spektralfarben. Spaltet man dieses mit einem Prisma, so wird man sehen, dass man zum Beispiel die Farbe Magenta in dem Lichtspektrum der Sonne nicht finden kann. Erst, wenn man "viel" rötliches Spektrallicht mit "etwas" bläulichem Spektrallicht mischt, erhält man die Valenzfarbe Magenta.
Eine bildliche Vorstellung der Purpurlinie kann man sich aus dem Vergleich des Spektralfarbenverlaufs mit dem Farbkreis auf dem linken Bild erschließen: "verbiegt" man die beiden Enden des Spektralfarbenverlauf so, dass man sie fast zusammensetzen kann, und verwischt die Farben zwischen ihnen, um den Kreis zusammenzuschließen, erhält man den geschlossenen Farbkreis. Die hinzugefügten Farben zum Schließen des Kreises kann man sich als die Farben der Purpurlinie vorstellen.