Pyu
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Die Pyu waren ein Tibeto-burmisches Volk, das im ersten nachchristlichen Jahrtausend im heutigen Myanmar lebte. Die Pyu sind eine der ersten Hochkulturen in Südostasien.
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[Bearbeiten] Anfänge
Seit der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends entwickelte sich in Myanmar eine vorgeschichtliche eisenzeitliche Kultur, die vor allem von einem Platz namens Taungthaman bekannt ist. Es gibt Anzeichen für starke soziale Differenzierungen und Fernhandel. Das Aufkommen der Pyu als Nachfolgekultur ist bisher nicht geklärt. Sie mögen entweder eingewandert sein oder sich aus dieser Kultur entwickelt haben. Die Pyu errichteten Stadtstaaten bei Binnaka, Mongamo, Sri Ksetra, Beikthano-myo, und Halin am Mittellauf des Irrawaddy. Seit dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert ist starker (süd)indischer Einfluss festzustellen. Dieser gab wohl den Anstoß zur Schriftentstehung und hatte Auswirkungen auf die Kunstentwicklung. Von dort kam auch der Buddhismus, der in der Folgezeit in Myanmar dominieren sollte.
[Bearbeiten] Quellen
Chinesische Quellen, die die Pyu P'iao nennen und deren älteste um 240 n. Chr. datiert, berichten von 18 Stadtstaaten. Zu dieser Zeit lag Myanmar auf der Handelsroute von China nach Indien, weshalb die Pyu aus chinesischen Quellen recht gut bekannt sind. Daneben gibt es Inschriften der Pyu und auch spätere Chroniken, wie die Glass-Palast-Chronik, die weitere Informationen und auch Königslisten und Legenden liefern. Die Authenzität dieser Listen und Legenden ist nur schwer überprüfbar. Der Großteil des Pyu-Schrifttum ist sicherlich mit dieser Kultur untergegangen, so dass wir nur wenig von ihnen selbst erfahren. Auch die erhalten Pyu-Inschriften beschränken sich oftmals nur auf kurze Texte auf Urnen, die eine Jahreszahl und den Namen des Verstorbenen nennen. Immerhin sind aus diesen Quellen einige Königsnamen bekannt [1]. Die Inschriften sind teilweise in der indischen Sprache Pali verfasst, jedoch mit einer eigenen Pyu-Schrift geschrieben. Es gibt aber auch Texte in Pyu und Sanskrit. Die alphabetische Pyu-Schrift ist seit dem späten 5. Jahrhundert bezeugt und war bis im 13. Jahrhundert im Gebrauch. Die Pyu-Sprache ist mit der Birmanischen Sprache verwandt. Die Pyu-Schrift kann erst seit 1911 gelesen und verstanden werden. In diesem Jahr wurde eine Inschrift (Myazedi-Inschrift) in vier Sprachen, darunter Pyu, bearbeitet und übersetzt. Trotz dieser schriftlichen Quellen sind die Pyu vor allem durch ihre materiellen Hinterlassenschaften bekannt und gehören daher eher in den Bereich der Vor- und Frühgeschichte.
[Bearbeiten] Die Städte
Die Stadtstaaten der Pyu vereinigten sich niemals zu einem Königreich und sind wohl jeweils von einem eigenen König regiert worden. Die wichtigste Quelle für das Königtum und die Regierung sind chinesische Berichte. Fan Chuo, der im 9. Jahrhundert schrieb, berichtet in seinem Manchou genannten ethnografischen Werk:
- Der Name des Königs ist Maharaja. Sein engster Minister ist Mahasena. Wenn er auf eine kurze Reise geht, dann wird er in einem Korb aus goldenen Stricken getragen, bei längeren Reisen reitet er einen Elefanten. Seine Frauen und Konkubinen sind sehr zahlreich. Ihre normale Zahl ist 100.
Die Pyu werden in den chinesischen Berichten als ausgesprochen friedliebend beschrieben. Streitigkeiten sollen durch Duelle oder Bauwettstreite gelöst worden sein. Alle Kinder sollen bis zum Alter von 20 Jahren in Tempeln ausgebildet worden sein. Legenden um die Pyu berichten aber auch von Kriegszügen, so dass man diesen chinesischen Berichten wohl mit einiger Skepsis begegnen sollte.
Die wohl erste große, bedeutende Stadt der Pyu war Beikthano-myo, die wohl schon seit dem zweiten oder ersten vorchristlichen Jahrhundert bestand. Dieser Ort verlor im 5. Jahrhundert an Stellung. Die mächtigste Stadt wurde nun Sri Ksetra, die auch nach archäologischen Resten die größte Stadt der Pyu war. Die Stadt soll nach späteren Chroniken 94 n. Chr. gegründet worden sein (nach anderen Quellen: 544 v. Chr.) und wurde 656 wieder verlassen oder verlor zumindest ihre führende Bedeutung, doch galt sie auch noch nach dem Untergang der Pyu als bedeutende Stadt, die in vielen alten Legenden immer wieder erscheint. In der Bagan-Periode wurden hier weiterhin Kapellen und Tempel errichtet. Auch Bagan ist wohl eine Pyu-Gründung.
Die ummauerten Städte der Pyu sind entweder rund, wie Sri Kestra [2] oder rechteckig [3]. Die rechteckige Form ist eventuell aus Indien importiert worden. In allen Städten gab es einen inneren ummauerten Palastbezirk. Die ummauerten Stadtanlagen sind dabei überraschend groß, wobei aber nicht das ganze Stadtgebiet bebaut gewesen zu sein scheint, sondern viele Bereiche auch als Ackerland dienten.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Die Pyu hatten ein rafiniertes Bewässerungssystem entwickelt, um Landwirtschaft effektiv zu betreiben. Vor allem um die Stadtanlagen lassen sich noch heute Kanalsysteme nachweisen, die auch das innere der Stadtanlagen mit einbezogen. Für Bikthano-myo ist vermutet worden, dass das bebaubaure Land aus ca. 350 km² bestand (35 000 ha). Reis war die Nahrungsgrundlage, daneben dürften aber auch andere Gemüse, Tierhaltung und der Fischfang eine Rolle gespielt haben. Die meisten Städte liegen dabei nicht, wie später z.B. Bagan, direkt am Irrawaddy sondern etwas landeinwärts an seinen Nebenflüßen. Der Grund für diese Lage ist unbekannt, vor allem da diese Regionen im Jahresschnitt recht trocken sind. Es ist vermutet worden, dass die Ortschaften landeinwärts leichter zu verteidigen waren, als die die direkt am Irrawaddy gelegen hätten.
Eisen, Bronze, Blei, Gold und Silber waren bekannt und wurden verarbeitet. In den Pyu-Städten fanden sich besonders viele Eisenartefakte, die Teile von Holzbauten (z.B. Nägel) gewesen sind.
Während Urnen reich mit Ornamenten verziert waren, war die Gebrauchskeramik eher einfach. Eine Ausnahme stellen Gefäße mit einem mit Siegel eingestempelten Mustern dar, die wohl aus Indien importiert wurden.
Die Pyu benutzten Silbermünzen, die mit den Pyu verschwinden und erst im 17. Jahrhundert in Myanmar wieder eingeführt wurden. Die Funktion der Pyu-Münzen als solche ist jedoch nicht ganz sicher, es mag sich auch um Amulette gehandelt haben.
[Bearbeiten] Religion
Die Pyu folgten wohl zunächst eine Form des Hinduismus und sind im 2. und 3. Jahrhundert Buddhisten geworden, wobei alle Inschriften auf den Theravada-Buddhismus deuten; Darstellungen lassen aber auch auf das Vorhandensein anderer Buddhasekten schließen. In Sri Ksetra gibt es Anzeichen, dass Vishnu neben dem Buddhismus verehrt wurde. Die in Ziegeln errichteten Stupas und buddhistischen Klöster sind oftmals die best erhaltenen Baureste in den Städten.
Die Pyu verbrannten ihre Toten und beerdigten sie in reich dekorierten Urnen, die oftmals unter dem Fussboden in Bauten vergraben wurden, die speziell als Begräbnisshäuser dienten. Andere Urnen fanden sich nahe bei Tempeln und Stupas. Die Urnen wurden oftmals in kleinen Gruppen deponiert, so dass der Anschein entsteht, dass hier Familienmitglieder zusammen beerdigt wurden. Die Urnen der Könige von Sri Ksetra sind aus Stein, beschriftet und besonders groß. In der frühen Phase der Pyu Kultur (bis zum vierten Jahrhundert) wurden den Bestattungen keine Beigaben mitgegeben. Erst ab dem fünften Jahrhundert werden kleine Votivstatuen, Votivtafeln oder Perlen neben die Urnen gelegt.
[Bearbeiten] Kunst
Aus Beikthano-myo, der wohl ältesten Stadt der Pyu, stammen kaum Bildwerke, nur am Eingang zum Palastbezirk fanden sich Sockel von Großplastiken, die wohl als Wächterfiguren dienten und immerhin belegen, dass es hier auch Skulpturen gab. Die meisten Belege für Skulpturen stammen aus Sri Ksetra. Es fand sich eine große Bandbereite an Darstellungen, als auch an Techniken. So gibt es Steinskulpturen, solche aus Bronze, aber auch in Silber und Gold und in Ton (siehe Bild: [1]). Darstellungen des Buddha oder aus seinem Leben dominieren (siehe Bild: [2]). Bei den Werken in Stein handelt es sich meist um Reliefs, die Figuren haben so gut wie immer eine Rückenplatte. Werke des Hinduismus stellen so gut wie immer Vishnu dar. Neben diesen Werken von Großplastik gibt es noch viele kleinere Figuren, oftmals in Metall oder Ton, sie können kleine Stupas, Tiere, Pflanzen, aber auch Musikanten wiedergeben.
An Bauformen sind vor allem Stupas, kleine Tempel, Totenhäuser und Klöster ergraben. Sie sind meist aus Ziegeln errichtet und teilweise mit Figuren dekoriert gewesen. Diese Gebäude tragen aber im Vergleich zu späteren Epochen relativ wenig Bauschmuck. Dieser war entweder aus Stuck und ist daher vollkommen vergangen oder diese Schlichtheit war ein bewusstes Stilmittel. In einigen Bauten konnten auch bescheidene Reste von Wandmalereien festgestellt werden, die immerhin diese Kunstform belegen.
[Bearbeiten] Untergang
Die Pyu wurden nach chinesischen Quellen in der Mitte des 9. Jahrhunderts von den Nanzhao vernichtet. Es wird berichtet, dass Halin erobert und 3000 Einwohner in Gefangenschaft geführt worden sind. Archäologische Ausgrabungen zeigen aber kaum Anzeichen, dass die Pyu-Städte gewaltsam vernichtet wurden. Es wird deshalb heutzutage eher angenommen, dass die Kriege die Pyu schwächten, so dass in der Folgezeit die Burmesen einwandern konnten und die Pyu langsam verdrängten. Die Sprache und Teile der Kultur der Pyu sind jedoch noch bis ins 13. Jahrhundert belegt, so dass wohl nicht von einem abrupten Ende auszugehen ist.
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Literatur
- G. H. Luce: Phases of Pre Pagan Burma, Oxford, 1985, vol.1 & 2.
- Janice Stargardt: The ancient Pyu of Burma I: Early Pyu Cities in a Man-Made Landscape, Cambridge 1990, ISBN 1873178018
- Aung Thaw: Historical Sites in Burma, Rangoon 1972
- Michael Aung Thwin: Burma Before Pagan: The Status of Archeology Today, In Asian Perspectives, XXV, (1982-83), pp. 121. [Published 1988]