Rote Stummelaffen
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Rote Stummelaffen | ||||||||||||
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Westafrikanischer Stummelaffe (Piliocolobus badius) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Piliocolobus | ||||||||||||
Rochebrune, 1887 |
Die Roten Stummelaffen (Piliocolobus) sind eine Primatengattung aus der Gruppe der Stummelaffen innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten (Cercopithecidae).
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Beschreibung
Rote Stummelaffen haben meist ein schwarzes oder braunes Rückenfell, die Arme, Beine und der Kopf sind rot oder gräulich. Die Unterseite ihres Körpers ist rötlichgelb bis grau oder weiß. Manche Arten haben weiße Haare um den Kopf herum. Die Weibchen sind kleiner als die Männchen, sehen aber im übrigen gleich aus. Wie alle Stummelaffen sind sie durch den fehlenden Daumen charakterisiert, was eine Anpassung an die baumbewohnende Lebensweise darstellt. Die Tiere erreichen eine Kopfrumpflänge von 45 bis 67 Zentimeter, der Schwanz wird 52 bis 80 Zentimeter lang, und ihr Gewicht beträgt 5 bis 11 Kilogramm.
[Bearbeiten] Verbreitung und Lebensraum
Rote Stummelaffen sind im mittleren Afrika verbreitet, ihr Verbreitungsgebiet reicht vom Senegal über den Norden der Demokratischen Republik Kongo bis Tansania. Ihr Habitat sind Regen- und Sumpfwald, manchmal auch baumbestandene Savannen, meistens halten sie sich in Wassernähe auf.
[Bearbeiten] Lebensweise
Diese Tiere sind tagaktive Baumbewohner, die bei der Nahrungssuche wie geübte Akrobaten von Baum zu Baum springen. Sie bilden größere Gruppen von 20 bis 80 (durchschnittlich 50) Tieren, die aus mehreren Männchen und rund zwei- bis dreimal sovielen Weibchen bestehen. Innerhalb der Gruppe etablieren sie eine ausgeprägte Rangordnung, die sich in bevorzugtem Zugang zu Nahrung und Schlafplätzen sowie Vorrang bei der Paarung widerspiegelt. Sie sind weniger territorial, haben aber in Anbetracht der größeren Gruppen auch größere Reviere (bis über 100 ha) als die Schwarz-weißen Stummelaffen.
Die Nahrung dieser Tiere besteht vorwiegend aus Blättern und unreifen Früchten.
[Bearbeiten] Fortpflanzung
Rote Stummelaffen dürften keine bestimmte Fortpflanzungssaison kennen, es kann das ganze Jahr über zur Paarung kommen. Die Tragzeit beträgt rund 4,5 bis 5,5 Monate, danach kommt meist ein Jungtier zur Welt. Im Gegensatz zu den Schwarz-weißen Stummelaffen ist nur die Mutter und nicht auch andere Weibchen für die Aufzucht der Jungen zuständig. Nach einer Tragezeit von 4-6 Monaten bringt die Mutter ein Junges zur Welt, das sie ganz allein aufzieht, bis es nach 9-12 Monaten entwöhnt ist.
[Bearbeiten] Bedrohung
Aufgrund der fortschreitenden Zerstörung ihres Lebensraums und der Bejagung ihres Fleisches wegen zählen alle Arten der Roten Stummelaffen zu den bedrohten Tieren.
[Bearbeiten] Systematik
Die Systematik innerhalb der Stummelaffen ist nicht restlos geklärt. Während die Roten Stummelaffen früher mit dem Grünen Stummelaffen in die Gattung Procolobus gerechnet wurden, werden sie heute meist als eigene Gattung Piliocolobus geführt. Auch die Anzahl der Arten ist unklar, da zahlreiche Unterarten manchmal als eigenständige Spezies geführt werden. Moderne Systematiken unterscheiden folgende acht Arten:
- Der Westafrikanische Stummelaffe (Piliocolobus badius) lebt in Westafrika (von Senegal bis Ghana). Die Unterart Miss Waldrons Roter Stummelaffe (P. b. waldronae) gilt seit 2000 als ausgestorben.
- Der Zentralafrikanische Stummelaffe (P. foai) ist vorwiegend im Norden der Demokratischen Republik Kongo beheimatet.
- Der Uzungwa-Stummelaffe (P. gordonorum) bewohnt ausschließlich die Uzungwa-Berge in Tansania.
- Der Sansibar-Stummelaffe (P. kirkii) ist auf der Insel Sansibar endemisch. Die Gesamtpopulation beläuft sich auf 1000 bis 1200 Tiere, die Art gilt als bedroht.
- Der Pennantstummelaffe (P. pennantii) ist vom südöstlichen Nigeria bis zur Republik Kongo verbreitet.
- Der Preuss-Stummelaffe (P. preussi) lebt im Grenzgebiet von Nigeria und Kamerun und gilt ebenfalls als bedroht.
- Der Tana-Stummelaffe (P. rufomitratus), der nur in einem kleinen Gebiet in Kenia lebt, gilt als stark bedroht. Schätzungen aus Mitte der 1990er-Jahre beziffern die Gesamtpopulation auf 1000 bis 1300 Tiere.
- Der Uganda-Stummelaffe (P. tephrosceles) ist in Uganda beheimatet.
- Der Thollon-Stummelaffe (P. tholloni) lebt im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo.
[Bearbeiten] Literatur
- Thomas Geissmann: Vergleichende Primatologie, Springer-Verlag 2002, ISBN 3540436456
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899