Safer Use
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Safer Use ist eine Strategie, um gesundheitliche Schäden beim Konsum von Drogen zu minimieren. Zu den unter Safer Use bekanntesten Maßnahmen zählen Spritzentausch und Safer Sniffing. Safer Use stellt zusammen mit Safer Sex einen Grundpfeiler der Bekämpfung von Aids und anderen Infektionskrankheiten dar und gilt als Handlungsweise, die ebenso dem eigenen Gesundheitsschutz dient wie auch dem dritter Personen. Empfehlungen zu Safer Use fundieren im Respekt vor der Unversehrtheit von Leib und Leben anderer Menschen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Mitte der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts breitete sich Aids vor allem im Kreise homosexueller Männer und intravenös injizierender Drogengebraucher überproportional stark aus. Um der Ausbreitung dieser Krankheit in den betroffenen Kreisen entgegenzuwirken, wurden Strategien entwickelt und propagiert, die unter den Begriffen Safer Sex (u.a. der Gebrauch von Kondomen) und Safer Use (u.a. der Spritzentausch) bekannt wurden. Vor allem die AIDS-Hilfen und das bundesweite Selbsthilfenetzwerk Junkies Ehemalige Substituierte (JES) engagierten sich für die Akzeptanz von Safer Sex und Safer Use in den betroffenen Szenen.
Um die Jahrtausendwende erschienen die ersten wissenschaftlichen Studien, in denen ein überproportional häufiges Vorkommen von Hepatitis C-Infektionen bei Konsumenten von Kokain, die diesen Stoff schnupfen (nasal applizieren), beschrieben wurde. Das Selbsthilfenetzwerk JES startete deshalb nach dem Vorbild des in Paris ansässigen Vereins „Techno Plus“ in Deutschland die erste Safer Sniffing Kampagne (jedem sein eigenes Schnupfröhrchen). In der Folge schlossen sich rasch weitere Szenenorganisationen für Drogenaufklärung in Frankfurt am Main, Berlin und Leipzig dieser Kampagne an. Im Rahmen dieser Kampagne werden Informationsmaterialien und saubere Schnupfröhrchen verteilt. In der Schweiz wird Safer Sniffing nicht nur von Szenenorganisationen, sondern auch von amtlichen Stellen propagiert. Safer Sniffing ist eine spezielle Strategie von Safer Use.
[Bearbeiten] Schutzmaßnahmen gegen Infektionskrankheiten
Durch den gemeinsamen Gebrauch von Spritzen (Spritzentausch) bei der intravenösen Applikation von Drogen wie Heroin oder Kokain besteht eine hohe Ansteckungsgefahr mit Infektionskrankheiten wie Aids, Hepatitis B oder Hepatitis C. Durch den gemeinsamen Gebrauch von Schnupfröhrchen bei der nasalen Applikation von Kokain, Amphetamin oder Methamphetamin besteht eine erhöhte Ansteckungsgefahr vor allem mit Hepatitis C.
Safer Use zu praktizieren heißt für Fixer, sterile Spritzen und sterile Utensilien für die Zubereitung des zu injizierenden Stoffes zu gebrauchen. Spritzen und andere Utensilien werden zumeist von gemeinnützigen Organisationen wie der Deutschen AIDS-Hilfe zur Verfügung gestellt respektive gegen gebrauchte Spritzen ausgetauscht. In Großstädten und Ballungsgebieten und auch in Gebieten, von denen bekannt ist, dass dort viele Abhängige leben, werden auch Safer Use-Sets in Automaten angeboten. In diesen Automaten können im allgemeinen auch gebrauchte Spritzen entsorgt werden. Die Automaten gewährleisten einen Spritzentausch rund um die Uhr und werden vor allem auch von Abhängigen, die es vorziehen, nicht erkannt zu werden, genutzt, da diese Automaten meist an unauffälligen Orten aufgestellt werden. Diese Automaten leisten einen evidenten und effizienten Beitrag zu Safer Use und somit zur Eindämmung der Ausbreitung von tödlichen Infektionskrankheiten.
Safer Use zu praktizieren heißt für Konsumenten, die ihre Drogen schnupfen, immer ein sauberes Schnupfröhrchen zu gebrauchen und dieses nicht gemeinsam mit anderen zu benutzen. Szeneorganisationen für Drogenaufklärung wie Eve & Rave in Berlin oder Drugscouts in Leipzig verteilen auf Partys saubere Schnupfröhrchen und Informationsmaterialien zu Safer Sniffing und leisten damit einen proaktiven Beitrag zur Schadensminderung beim Schnupfen psychotroper Substanzen und somit zur Erhaltung von Gesundheit.
[Bearbeiten] Informationen über Drogenwirkungen und Gefahrenminimierung
Gesundheitshinweise zum Konsum von Drogen, z.B. über Gefahren bei Mischkonsum oder verschiedene körperliche Auswirkungen unter bestimmten Voraussetzungen, deren Ziel der verantwortungsbewusste Umgang mit Rauschmitteln und eine bessere Drogenmündigkeit ist, werden ebenfalls als Safer Use bezeichnet. Gerade bei auf dem Schwarzmarkt erhältlichen illegalen Substanzen gilt auch das Drug-Checking als wichtiger Bestandteil des Safer Use. Die Aufklärung zu gefahrenminimierendem Konsum wird häufig als Aufruf zum Drogenkonsum kritisiert. Organisationen, die sich um die Verbreitung von Safer Use-Hinweisen bemühen, verweisen jedoch auf den trotz gesetzlicher Regelungen tatsächlich stattfindenden Konsum und sehen ihre Aufgabe darin, eine gefährliche durch die Illegalität der Substanzen und die daraus folgende Tabuisierung entstandene Informationslücke zu schließen und verweisen auf ein zusätzliches Risiko durch auf dem Schwarzmarkt erhältliche verunreinigte Stoffe.
Von Drogenmischkonsum wird in den meisten Fällen auf Grund von erhöhtem Risiko abgeraten. Ebenso verweisen Safer Use-Empfehlungen auf vorsichtige Dosierung sowie erhöhte Gefahren beim Konsum verschiedener Substanzen und deren Wirkungen bei entsprechenden gesundheitlichen Problemen.
[Bearbeiten] Cannabis
Die Nebenwirkungen von Cannabis können sich bei jüngeren Personen intensiver auswirken. Besonders schwer zu dosieren sind Cannabisprodukte, wenn sie gegessen oder getrunken werden (z.B. als Space-Cookies oder Tee). Dabei kann es häufig zu einer Überdosierung kommen. Problematisch ist der Konsum besonders während einer Zeit mit erhöhter Leistungsanforderung, da THC die Konzentrationsfähigkeit erheblich beeinträchtigen kann. Beim Rauchen können gesundheitliche Schäden durch die richtige Wahl des Filters reduziert werden, z. B. durch die Verwendung eines Aktivkohlefilters oder eines Vaporizers.
Personen mit Lungenerkrankungen oder Herzbeschwerden sind einem besonderen Risiko ausgesetzt. Ebenso besteht bei Schizophrenie oder psychischen Problemen die Gefahr eines Rückfalls oder einer Verschlimmerung beim Konsum von Cannabis[1].
[Bearbeiten] Ecstasy
Gerade bei Ecstasy wird vor einem erhöhten Risiko durch verunreinigte Tabletten gewarnt und bei Möglichkeit eine chemische Analyse durch Drug-Checking empfohlen. Von Alkoholkonsum wird abgeraten und auf einen erhöhten Wasserbedarf hingewiesen. Nicht zu unterschätzen sind mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten. Da Ecstasy häufig auf Tanzveranstaltungen konsumiert wird, besteht eine besondere Gefahr durch erhöhte Körpertemperatur, wenn nicht ausreichend Tanzpausen, möglichst an frischer Luft, eingelegt werden. Nach Abklingen der Wirkung führt weiterer Konsum zu einer erhöhten Toxizität von MDMA und intensiveren Verwirrungszuständen. Statt dessen wird unbedingt eine angemessene Erhohlungsphase zur Regeneration empfohlen. Für Personen mit Bluthochdruck, Herzproblemen, Schilddrüsenüberfunktion, Leberkrankheiten oder Kreislaufproblemen ergeben sich aus dem Konsum zusätzliche Gefahren, die über die Summe der Einzelgefahren hinaus gehen. Zudem können von der Droge Asthmaanfälle und epileptische Anfälle ausgelöst werden[2].
[Bearbeiten] LSD
LSD (Acid, Pappen, Trips) ist ein Halluzinogen, das durch die Weiterverarbeitung eines Alkaloids aus dem Pilz Mutterkorn gewonnen wird. LSD ist bereits ab Mengen von 50 Mikrogramm wirksam - und damit die mit Abstand potenteste halluzinogene Droge, die je entdeckt wurde. Ebenso unerreicht ist die Toleranzbildung: an drei aufeinanderfolgenden Tagen genommen, zeigt die entsprechende Menge am dritten Tag bereits keinerlei Wirkung mehr (siehe "safer-use").
Die psychoaktive Wirkung von LSD kann sich bei schwacher psychischer Verfassung und unangenehmem Umfeld als ein sogenannter Horrortrip auswirken. Dies kann durch Ängste und Unsicherheiten vor der Droge selber gefördert werden. Gegen die Wirkung anzukämpfen führt gegebenenfalls ebenso zu Angstzuständen. Bei einem Panikanfall ist umgehend ein Notarzt zu alamieren. Bei LSD ist besonders die Gefahr einer Überdosierung, auch durch voreiligen weiteren Konsum nach der ersten Dosis, gegeben. Bei Kreislaufbeschwerden wird Traubenzucker empfohlen. Da es während des Rausches zu einem Orientierungsverlust kommen kann, stellt z. B. der Aufenthalt in stark frequentierten Verkehrsgebieten eine erhöhte externe Gefahrenquelle dar. Um intensive Erfahrungen verarbeiten zu können, wird nach dem Rausch zu viel Ruhe und Erholung geraten.
Besonders gefährlich kann sich die Droge auf Menschen mit psychischen Problemen, Erkrankungen und Herz- oder Kreislaufproblemen auswirken[3]. LSD sollte nicht gebraucht werden, um die Stimmung zu verändern.
[Bearbeiten] Gebrauch
LSD ist eine farb-, geruch- und geschmacklose Lösung, die auf verschiedene Trägerstoffe aufgetragen wird, z. B. auf saugfähiges Löschpapier, das je nach Labor mit unterschiedlichen Motiven bedruckt wird. Seltener wird es als Minitabletten („Micros“) angeboten. Die übliche Konsummenge liegt bei 50-150 Mikrogramm. Der sogenannte Trip, auch „Pappe“ genannt, besteht aus einem 5x5 mm großen Blättchen und enthält ca. 20-100 Mikrogramm LSD. Da die genaue Dosierung meist unbekannt ist, sollte für den ersten LSD-Trip eine möglichst kleine Dosis gewählt werden; 1/4 Pappe kann völlig reichen.
[Bearbeiten] Wirkung
LSD entfaltet seine Wirkung in Phasen:
30-60 Minuten nach der Einnahme scheinen Farben deutlicher, bewegliche Dinge hinterlassen Spuren. Zwei Stunden später sind die Effekte noch intensiver, so dass die Wahrnehmungen auch bei geöffneten Augen sichtbar sind, beim Wirkungshöhepunkt scheint die Zeit still zu stehen. Visionen sind möglich. Das Gefühl, in einer anderen Welt zu sein, löst bei einigen Menschen ein tiefes mystisches Erlebnis, bei anderen eher ein Angstgefühl aus. Die Grenzen zwischen der eigenen Person und der Umgebung werden gelockert bzw. aufgelöst Denkabläufe werden verändert: die Konstanz der Gedankengänge ist unterbrochen, neue Ideen überlagern schnell die alten, ohne dass ein Gedanke zu Ende gedacht wurde. Das Selbstwertgefühl ist verändert, meist gehoben - manche Personen entwickeln die Überzeugung fliegen zu können. Fremdartiges erleben des eigenen Körpers. Etwa 5-6 Stunden nach der Einnahme lässt die Drogenwirkung nach. Nach 8 Stunden ist der Trip normalerweise vorbei, wobei einige Rauscheffekte auch nach dem Ausschlafen noch spürbar sein können. Während leichte Trips ca. 5-6 Stunden wirken, können starke auch mehr als 12-16 Stunden andauern. Da die Rauschwirkung die Fähigkeit vermindert, Dinge in Perspektive zu rücken, kann Unsicherheit zu Paranoias umschlagen. Nicht realisierte Ängste können an die Oberfläche treten. Persönlichkeitsveränderungen, Panikattaken und ernste Angstzustände sind eher die Ausnahme Die Risiken beim LSD-Konsum liegen eindeutig im psychischen Bereich und sind im Wesentlichen von der Persönlichkeitsstruktur, der vorherrschenden Grundbefindlichkeit und der aktuellen psychischen Verfassung des Konsumenten abhängig.
[Bearbeiten] Mögliche Kurzzeitfolgen des LSD-Konsums
Ungefähr eine halbe Stunde nach der Einnahme von LSD kann es zu unangenehmen Gleichgewichtsstörungen, Gehstörungen sowie fremdartigem Erleben des eigenen Körpers kommen. Nicht selten ist auch ein leichter Brechreiz mit Schwindel, Hitze- oder Kältegefühl und Schweißausbrüchen Die Körpertemperatur steigt an, das Herz schlägt schneller, die Atemfrequenz nimmt zu und der Blutdruck steigt. Wird LSD in einer gelösten Stimmung genommen, sind eher Veränderungen der Stimmung in Richtung Euphorie zu beobachten. Es kann aber auch unkontrollierbar zum Umschlagen in Angst und Verfolgungswahn kommen. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass derjenige in Verkennung der Situation- sich etwas antut. Nach Abklingen der Rauschwirkung: u. U. noch einige Tage nach der Drogeneinnahme Müdigkeit, Abgeschlagenheit sowie eine Verminderung der Hirnleistung und des Gedächtnisses. In selteneren Fällen kann es auch ohne erneute Drogeneinnahme zu psychoseartigen Zuständen kommen, den sogenannten Flashbacks.
[Bearbeiten] Folgen bei Dauerkonsum
Bei dauerhaftem LSD-Konsum steigt die Gefahr, einen "schlechten Trip" zu haben. Schwere psychotische Symptome können ausgelöst werden. Bei häufigen Gebrauch kann es zu Kontakt und Realitätsverlust kommen. Selbst bei Langzeitgebrauch sind keine körperlichen Schäden bekannt. "Hängenbleiben": für Menschen mit bestimmten psychischen Veranlagungen kann es nach LSD-Konsum zu länger anhaltenden mentalen Störungen kommen.
[Bearbeiten] Safer Use
LSD sollte nicht gebraucht werden, um die Stimmung zu verändern. Der Trip sollte gut vorbereitet sein und im richtigen Umfeld stattfinden. Bei einem erstmaligen Trip ist es wichtig, einen Freund oder eine Freundin in der Nähe zu haben, der den Sinn der Realität versichert. Halluzinogene Drogen nicht an unsicheren oder unkontrollierbaren Plätzen konsumieren. Angenehme Musik und eine ruhige Atmosphäre können die Rauschwirkung positiv beeinflussen. Für die Verarbeitung einer LSD Erfahrung braucht man viel Zeit, so dass es wichtig ist, sich für die nächsten zwei bis drei Tage nichts vorzunehmen. LSD-Trips können sehr intensiv sein, so dass größere Zeitabstände (3-4-Wochen) zwischen den Trips eingehalten werden sollten. LSD und andere Halluzinogene sollten nie mit anderen Drogen gemischt werden, da die gegenseitige Wirkung nicht einschätzbar ist. Das Führen von Fahrzeugen unter dem Einfluss von LSD ist besonders gefährlich, da die Wahrnehmung stark verändert ist.
Unter LSD-Einfluss kann, wie bei anderen Drogen auch, bei Überdosierung eine Atemlähmung auftreten.
Jeder LSD-Konsum birgt individuelle Risiken. Informationen helfen, die Risiken lediglich besser einzuschätzen, ausschließen kann man sie jedoch nie.
[Bearbeiten] Poppers
Bei Poppers wird darauf hingewiesen, dass erhöhter Konsum in Folge zu einem Kreislaufkollaps führen kann. Besonders birgt auch der Mischkonsum mit Alkohol ein erhöhtes Risiko. Die Kombination mit Viagra kann Herzversagen auslösen. Kommt es zum Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten, müssen diese sofort mit Wasser gespült und umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Beim Trinken können schwere Verätzungen entstehen. Einer besonderen Gefahr unterliegen Personen mit Atemwegserkrankungen, Herz- und Kreislaufproblemen, Epileptiker und Schwangere[4].
[Bearbeiten] Weblinks
- JES − das bundesweite Netzwerk von Junkies, Ehemaligen und Substituierten
- Das JES-Journal
- Eve & Rave - Informationen & Aufklärung zu Partydrogen in der Raveszene
- AIDS-Hilfe Dresden - Gegenmittel
- Junge Linke - Stoffkundebroschüre - Opium : Safer Use von Heroin
- Kokainkonsum.info: Safer Use bei Kokainkonsum, Therapieangebote für Menschen mit Kokainproblemen
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ www.know-drugs.ch Cannabis
- ↑ www.know-drugs.ch Ecstasy
- ↑ www.know-drugs.ch LSD
- ↑ www.know-drugs.ch Lachgas und Poppers
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