Saint-Gobain Glass Deutschland
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Saint-Gobain Glass Deutschland Stolberg (SGGD Stolberg) ist ein Produktionsstandort in Stolberg der Saint-Gobain Glass Deutschland GmbH (bis 2000 VEGLA Vereinigte Glaswerke GmbH) mit Sitz in Aachen.
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[Bearbeiten] Geschichte des Produktionsstandortes
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde im Zuge der Expansion von St. Gobain nach Deutschland nicht nur – noch von der Manufacture Royale – als erste Niederlassung in Deutschland im badischen Waldhof, das heute ein Stadtteil von Mannheim ist, eine Spiegelmanufaktur gegründet, sondern auch 1857 – diesmal direkt seitens Saint-Gobain – die seit 1837 bestehende Spiegelglashütte in Stolberg-Münsterbusch, deren Firmenhauptsitz die 1853 gegründete Aachener Spiegelmanufaktur AG war, gepachtet und modernisiert. Daher rührt der lange Zeit in Stolberg gebräuchliche Name „Spiegelmanufaktur“. 1854 beschäftigte die neue Spiegelglasfabrik 1.400 Arbeitskräfte.
1863 kaufte Saint-Gobain die Spiegelmanufaktur in Stolberg und begann mit dem Bau eines neuen Werkes am heutigen Standort im Schnorrenfeld an der Einmündung des Vichtbachs in die Inde. Hier entstand 1866 die erste Gussglashalle Deutschlands.
Um 1872 macht die Produktion der Fabriken in Waldhof und Stolberg rund 40% an der gesamten Produktion von Saint-Gobain aus. Im Ersten Weltkrieg wird das Werk Stolberg vom dortigen Zwangsverwalter weiter geführt. Jedoch bricht auch dort, wie in der gesamten deutschen Glasindustrie, auf Grund des Mangels an Kohle und an Arbeitskräften die Produktion bis 1918 auf rund ein Fünftel des Vorkriegsniveaus ein. 1936 entsteht aus dem Zusammenschluss von vier Glashütten VEGLA Vereinigte Glaswerke, Zweigniederlassung der Compagnie de Saint-Gobain, mit Sitz in Aachen.
Am 29. Juli 1942 quartierten die Stolberger Vereinigten Glaswerke in einem Lager auf ihrem Betriebsgelände 68 männliche Zwangsarbeiter ein.
[Bearbeiten] Aktuell
Nach 1966 wurde eine Floatanlage in Betrieb genommen, die kontinuierlich modernisiert wurde und heute SGG Planilux; Standardtonnagen von 600 - 700 t/d Spiegelbelegeband für die Produktion von Miralite Evolution herstellt. Im Jahre 2000 sind am Produktionsstandort Stolberg 278 Mitarbeiter beschäftigt. Die NOX-Emission lag 1996/97 bei 1.131.811 kg/a, diejenige von Clor- und HCl-Verbindungen bei 11.914 kg/a. Ausführliche Daten finden sich unter [1]. Der sog. Vegla-Polder verunreinigt Vichtbach, Saubach und Inde.
[Bearbeiten] Bahnanbindung
Die Spiegelmanufaktur gab den Auftakt zum Bau der Stolberger Talbahn. Am 11. Dezember 1867 eröffnet die Rheinische Eisenbahn nur für Güterverkehr eine Strecke Stolberg - Stolberg-Spiegelmanufaktur mit 1,4 km Länge. Der ursprüngliche Werkbahnanschluss an der Eisenbahnstraße ist nicht mehr vorhanden. Er liegt heute an der Münsterbachstraße. Bis in die 1990er Jahre wurde der Betrieb mit eigenen Lokomotiven abgewickelt, seitdem kommt der ältere Zweiwege-Unimog eines Subunternehmers zum Einsatz. Ein Glaszug mit einer Deutz 46385/1947 als Denkmallok steht am Museum Zinkhütter Hof. Als rollfähiges Denkmal steht die Dampflokomotive Hanomag 6825/1913 noch heute auf dem Werksgelände.
[Bearbeiten] Literatur
- Hamacher, Richard, Geschichte der Stolberger Industrie ohne Berücksichtigung der Messingindustrie seit 1815 – Ein Überblick. Beiträge zur Stolberger Geschichte und Heimatkunde Bd. 7, Stolberg 1956.