Saken
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Die Saken (in Indien Shaka) waren ein indogermanisches Nomadenvolk in Zentralasien aus der Gruppe der Iranier. Sie werden überwiegend zu den Skythen gezählt.
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[Bearbeiten] Siedlungsgebiet und Kultur
Sie nomadisierten in der heutigen Kasachensteppe zwischen dem Aralsee und dem Gebiet beiderseits des Tienschan-Gebirges. Ihr Zentrum wird aufgrund eines königlichen Grabungsfundes im Gebiet von Almatay vermutet. Die Saken trugen im Unterschied zu den meisten Skythen in Europa spitze Filzmützen, weshalb sie von vielen antiken Autoren Spitzhütige Skythen genannt wurden.
Die Lebens- und Wirtschaftsweise, Totenkult und Sachkultur weisen viele Gemeinsamkeiten mit anderen Stämmen der skythischen Welt zwischen Sibirien und dem Schwarzmeerraum auf. Grabungsfunde in ihrem Zusammenhang datieren ins 7./6. Jahrhundert v. Chr., frühere Datierungen wie etwa in Sibirien sind fraglich. Die Funde gehen mit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. zu Ende.
Entlang des Syrdarja waren Teile der Saken aufgrund ausreichenden Ackerlands auch sesshaft (Städte, Dörfer) und hinterließen besser ausgebaute Grabmäler (z.B. Kuppelgrab von Balandy). Es gab hier offenbar eine gewisse Koexistenz von Sesshaften und Nomaden.
Ihre unmittelbaren Nachbarn waren die nördlich des Jaxartes lebenden (sarmatischen) Massageten, wobei die griechischen Autoren keine wesentliche Unterscheidung beider Stämme treffen konnten. Weiterhin werden von Herodot die Issedonen genannt, ferner die Argippäer, wobei deren Lokalisierung problematisch ist. Gemäß der griechischen Überlieferung kamen auch die Skythen des Schwarzmeerraums aus dem Osten.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Massageten-Konföderation und die Saken führten gemeinsam Krieg gegen das expandierende persische Großreich (Tod von Kyros II. durch die Massagetenkönigin Tomyris 529 v. Chr.). Allerdings werden die Saken auch als persische Hilfstruppen und zur Zeit von Darius I. als Tributbringer dargestellt.
Alexander der Große musste schwierige Kämpfe mit den Saken und Massageten bestehen, die aus der Steppe dem Sogder Spitamenes zu Hilfe kamen (329-327 v. Chr.).
Die chinesische Überlieferung bezeichnet die Saken als Sai oder Schaka. Der Druck der von den Xiongnu vertriebenen Yuezhi trieb sie über den Pamir bis ins Gebiet des heutigen Afghanistan (Sakastana = Sistan, um 139 v. Chr.).
In Sakastana/Sistan gerieten sie unter die Oberhoheit der Parther Mithridates II. (reg. 123-88 v. Chr.) und griffen nach Indien über (Indoskythen, Shaka), wo sie unter König Maues (reg. ca. 94-58 v. Chr.) ein kurzlebiges Reich errichteten. Maues gab in Taxila Münzen heraus, aber möglicherweise kam er auch bis Ujjayini im heutigen Madhya Pradesh. Ihm folgte Azes I., der Sohn seiner Schwester, der wieder unter die Oberhoheit der Parther geriet.
Unter den sogenannten Kshatrapa-Königen regierten die Shaka von Ujjayini aus Teile Nordwestindiens und stellten z.B. unter Rudradaman I. (reg. ca. 130-150) eine Konkurrenz der Satavahana-Könige dar. Dabei waren sie anfangs noch von den Kuschan abhängig. Das Kshatrapa-Reich wurde nach 397 anscheinend vom Gupta-König Candragupta II. (reg. 375-413/15) übernommen, denn er ahmte Münzen Rudrasimha III. (reg. bis 397) nach.
- siehe Hauptartikel: Indo-skythische Dynastie
[Bearbeiten] Verwendung des Namens "Saken"
Von den Persern wurden die Skythen Saken genannt. Heute gibt es auch Türkvölker die sich so nennen, etwa die Sacha(Sakha) in Sibirien. Wie im spätantiken und mittelalterlichen Europa war bei den Persern "Skythe"/"Sake" oft einfach eine allgemeine Bezeichnung für jeden Steppenbewohner (dazu siehe auch Ethnogenese).
[Bearbeiten] Überbleibsel in heutiger Zeit
Die heutigen Nachfahren sind unter anderem - rein theoretisch - einige Völker Zentralasiens, wie z.B. die Sakha Sacha, die Kirsak [Türkisch:Kirsak=Bergsake] Kasachen, welche heute sprachlich den Turkvölkern zugeordnet werden. Im heutigen Pamir gibt es möglicherweise noch etwa 100.000 sprachliche Nachfahren der Saken, die genauere Untersuchung steht jedoch noch aus. Ebenfalls als Nachkommen und sprachliche Verwandte der Saken gelten die Paschtunen in Afghanistan und Pakistan.
[Bearbeiten] Literatur
- Hermann Parzinger: Die Skythen, München 2004, ISBN 3406508421
- Autorenkollektiv: Fischer Weltgeschichte: Zentralasien, Frankfurt/M. 1991, ISBN 3596600162
[Bearbeiten] Weblinks
- Eintrag (englisch) in der Encyclopædia Iranica (inkl. Literaturangaben)
- Knapper, nicht-fachwissenschaftlicher Überblick