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Saliera - Wikipedia

Saliera

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Saliera (italienisch) ist ein Salz- oder Pfefferfass, also der Vorgänger unseres heutigen Salzstreuers.

[Bearbeiten] Das Salzfass von Benvenuto Cellini

Das Salzfass von Benvenuto Cellini.
Das Salzfass von Benvenuto Cellini.

Meist wird mit dem Begriff Saliera im deutschsprachigen Raum jenes Salzfass bezeichnet, das der italienische Bildhauer und Goldschmied Benvenuto Cellini für Franz I. von Frankreich von 1540-1543 anfertigte. Es gelangte später als Geschenk des französischen Königs Karl IX. an Erzherzog Ferdinand II. von Tirol in habsburgischen Besitz. Das Salzfass war Teil der Kunstsammlung von Schloss Ambras und wurde im Zuge der Auflösung dieser Sammlung im 19. Jahrhundert in das Kunsthistorische Museum in Wien überführt. Der Landeshauptmann von Tirol, Herwig van Staa, bemühte sich vergebens darum, die Saliera wieder nach Tirol zu holen.

Die Saliera gilt als die einzige erhalten gebliebene Goldschmiedearbeit Benvenuto Cellinis. Sie ist eine Arbeit der Spätrenaissance und zeigt eine allegorische Darstellung des Planeten ErdeNeptun, der Gott des Meeres, mit einer Hand ein Schiff als Salzbehälter haltend und von vier pferdeartigen Wesen mit Rossleib und Fischschwänzen getragen, und Tellus, die römische Göttin der Erde. An ihrer Seite befindet sich ein Tempelgebäude, das als Behälter für Pfeffer dient, sowie die Darstellungen von Landtieren und einem von Blüten und Früchten strotzendem Füllhorn.

Die Figur des Neptun symbolisiert hier das Meer, welches das Salz hervorbringt, wohingegen Tellus die Erde symbolisiert, welche den Pfeffer hervorbringt. Cellini schreibt zu seinem ikonographischen Programm diesbezüglich: Beide hatten die Beine anmutsvoll ineinander geschoben; das eine hielten sie gestreckt, das andere gebogen; welche Stellung Berg und Ebene der Erde bedeuten sollte. Der Sockel der Skulptur ist in acht Nischen eingeteilt, in denen allegorische Darstellungen der Jahreszeiten einerseits und Morgenröte, Tag, Dämmerung und Nacht andererseits dargestellt sind.

Die Figuren wurden von Cellini, der zu dieser Zeit in Frankreich eine große Werkstatt mit vielen Mitarbeitern aus Frankreich, Italien und Deutschland unterhielt, freihändig aus Goldblech getrieben – wie er in seiner Werkbeschreibung schrieb, von so schöner Gestalt und so anmutig, als ich nur wußte und konnte – und teilweise emailliert. Der Sockel besteht aus Ebenholz mit Verzierungen aus Gold. Die Skulptur ist rund 26 cm hoch und 33 cm breit. Das Salzfass ruhte auf vier lose in das Ebenholz eingelassenen Elfenbeinkugeln, so dass es nach allen Seiten rollbar war.

Der ursprüngliche Auftraggeber war der Kardinal von Ferrara, Hippolyt d'Este. Für ihn fertigte Cellini in Rom einen Pokal und ein Becken aus Silber, wobei das Salzfass als Ergänzung dazu gedacht war. Der Kardinal zog seinen Auftrag allerdings zurück, als er das Wachsmodell sah und es für nicht ausführbar hielt. Cellini nahm das Modell später mit auf seine Reise nach Frankreich und zeigte es dort Franz I., der bereits als Geschenk des Kardinals von Ferrara dessen Pokal und Becken besaß. Er erteilte Cellini den Auftrag zur Ausführung des Salzfasses.

Benvenuto Cellini und sein Werk gerieten im Laufe der Zeit sehr bald in Vergessenheit, was die heute nur noch geringe Anzahl seiner erhaltenen Arbeiten erklärt. Auch die Saliera wurde in der Sammlung von Schloss Ambras als anonymes Werk geführt. Das wiedererwachte Interesse an Benvenuto Cellini geht im deutschsprachigen Raum in erster Linie auf Johann Wolfgang von Goethe zurück, der die Vita des Künstlers ins deutsche übersetzte, oder besser, bearbeitete. Im Anschluss an die Veröffentlichung setzte eine fieberhafte Suche nach noch vorhandenen Werken Cellinis ein. Varnhagen von Ense berichtete in dem Zusammenhang von einem Besuch des Herzogs von Sachsen-Weimar in Wien, der die Möglichkeit hatte, die gerade dorthin gebrachte Sammlung aus Ambras zu besichtigen und dabei die in der Vita beschriebene Saliera entdeckte, worüber er unverzüglich seinem Freund Goethe Bericht erstattete.

[Bearbeiten] Der Diebstahl der Saliera

Am 11. Mai 2003 wurde die Saliera aus dem wegen Bauarbeiten eingerüsteten Kunsthistorischen Museum entwendet. Die Alarmanlage löste zwar aus, das Wachpersonal nahm aber zuerst einen Fehlalarm an, wodurch der Diebstahl erst am nächsten Morgen vom Reinigungspersonal entdeckt wurde. Kriminalisten stellten fest, dass die Täter nicht mehr als 46 Sekunden für die Tat zur Verfügung gehabt hatten.

Nachdem angeblich Inserate in den großen Tageszeitungen geschaltet worden waren, die sich an den oder die Diebe richteten, blieb es weitgehend ruhig um die Saliera. Vom FBI wurde der Diebstahl auf Platz fünf der wertvollsten gestohlenen Kunstgegenstände gesetzt. Trotz allem blieb die Saliera drei Jahre lang verschollen.

Nach dem Durchsickern von Fahndungsdetails gab die Polizei am Freitag, dem 20. Jänner 2006, in Wien bekannt, dass ihr bereits am 27. Oktober 2005 ein Teil der Figur – der Dreizack – zugesandt worden war. Es wurde auch von einem Informanten berichtet, der weitere Hinweise über den Verbleib der Figur geben könne. Gleichzeitig wurde das Foto eines mutmaßlichen Täters in den Medien veröffentlicht und eine Großfahndung gestartet. Das Bild stammte von einer Sicherheitskamera in einem Handyshop in der Wiener Mariahilfer Straße, wo der Mann ein Wertkartenhandy erworben hatte, von dem er dann eine der Erpressungs-SMS verschickte. Er verlangte von der UNIQA-Versicherung 10 Millionen Euro, sonst – so drohte er – würde er das Kunstwerk einschmelzen und diese Tat auch auf Video dokumentieren. Der Verdächtige, der von Bekannten nach der Veröffentlichung des Fotos erkannt worden war, stellte sich am nächsten Tag der Polizei. Nachdem er vorerst bestritt, an dem Diebstahl beteiligt zu sein, legte er schließlich ein Geständnis ab und führte die Polizei am 21. Jänner 2006 in einen Wald beim Dorf Brand bei Zwettl, wo er die Saliera in einer Kiste vergraben hatte.

Der geständige Täter, Robert Mang, war zur Tatzeit 47 Jahre alt, ist Vater zweier Kinder und Chef einer Alarmanlagenfirma in Wien-Neubau. Laut seiner Aussage habe er Schwachstellen im Alarmsystem des Museums entdeckt und die Tat in alkoholisiertem Zustand begangen. Er hatte das Diebesgut zuerst unter seinem Bett gelagert. Er wurde am 7. September 2006 zu vier Jahren Haft wegen schweren Einbruchdiebstahls verurteilt (noch nicht rechtskräftig).

Kurioserweise gab der Mann im Jahr 2004, als er noch nicht ausgeforscht war, ein Radio-Interview für den Sender Radio Orange 94,0, in dem er als Sicherheitsexperte nicht nur über Alarmanlagen im allgemeinen, sondern auch über die Saliera und ihre schlechte Absicherung im speziellen elaborierte. Dieser Zusammenhang wurde jedoch erst im Jänner 2006 aufgedeckt.

Am 22. Jänner 2006 wurde die Saliera im Rahmen einer Pressekonferenz von Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) an die Bundesministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur Elisabeth Gehrer (ÖVP) übergeben und damit an das Kunsthistorische Museum zurückgeführt.

Nach einem ersten Befund von Sachverständigen blieben an der Saliera einige leichte Beschädigungen zurück, vor allem Kratzer in der Oberfläche der goldenen Figuren durch Glassplitter der bei der Tat eingeschlagenen Vitrine und die nicht fachgerechte Lagerung. An mehreren Stellen sind auch Teile der Emailverzierungen abgesplittert.

Der Wert der Skulptur wird laut Medienberichten auf rund 50 Millionen Euro geschätzt. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung vom 24. Jänner 2006 ist diese Summe jedoch inkorrekt — ein Mitarbeiter des Museums sei nach dem Wert der Beute befragt worden und habe von "mindestens 50 Millionen" gesprochen, dabei aber nicht Euro, sondern Schilling gemeint, woraus sich ein Wert von ca. 3,6 Millionen Euro ergäbe.

Vom 31. Jänner bis zum 19. Februar 2006 war das wiedergefundene Objekt wieder im Kunsthistorischen Museum zu bewundern. Danach folgte eine dreiwöchige Restaurierungsphase. Ab 14. März kehrte das goldene Salzfass dann im Rahmen der Ausstellung "Europa ohne Grenzen" wieder ins Museum zurück.

Der Diebstahl einer – allerdings fiktiven – Cellini-Skulptur aus einem Museum durch Auslösen eines Fehlalarms war schon im Jahr 1966 Gegenstand des Spielfilms Wie klaut man eine Million?

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