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Salzhaus (Frankfurt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Farbbild der Fassade des Salzhauses um 1896, Ansicht vom Römerberg aus
Farbbild der Fassade des Salzhauses um 1896, Ansicht vom Römerberg aus
Zeichnung der Holzfassade, um 1890
Zeichnung der Holzfassade, um 1890
Detail des ersten Obergeschosses, 1886
Detail des ersten Obergeschosses, 1886
Inneres des Salzhauses, 1886
Inneres des Salzhauses, 1886
Schnitt / Grundrisse des Salzhauses um 1890
Schnitt / Grundrisse des Salzhauses um 1890
Detail des Erdgeschosses
Detail des Erdgeschosses
Gitter des Erdgeschosses
Gitter des Erdgeschosses
Renaissance-Treppe des Inneren
Renaissance-Treppe des Inneren
Gotisches Wandbild
Gotisches Wandbild
Seitenansicht des Salzhauses um 1900
Seitenansicht des Salzhauses um 1900
Seitenansicht des Salzhauses heute
Seitenansicht des Salzhauses heute
Das Mosaik des Phönix aus der Asche
Das Mosaik des Phönix aus der Asche

Das Salzhaus ist ein historisches Gebäude in Frankfurt am Main. Es bildet den nördlichen, vom Römerberg aus gesehen ganz rechts gelegenen Gebäudeteil des Frankfurter Rathauskomplexes. Während sein Giebel zum Römerberg gerichtet ist, erstreckt sich die Fassade der nördlichen Traufseite entlang der Braubachstraße, die den Römerberg vom Paulsplatz trennt. Das Salzhaus grenzt im Süden an das Haus Frauenstein und im Westen an das Haus Wanebach an, mit denen es im Innern seit dem 19. Jahrhundert verbunden ist.

Das Salzhaus wurde 1944 bei einem Bombenangriff zerstört und 1954 in vereinfachter Form wiederaufgebaut.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Baugeschichte

[Bearbeiten] Erste Erwähnung bis 16. Jahrhundert

Die erste Erwähnung des Gebäudes geht auf eine Urkunde vom 5. Mai 1324 zurück, nach der es ebenso wie das Nachbarhaus zu dieser Zeit im Besitz der vornehmen Frankfurter Patrizierfamilie Wanebach war. Obwohl noch im Volksmund als Haus zum Hohen Homperg bekannt, eine Bezeichnung, deren Etymologie nicht völlig geklärt ist, wurde es in verschiedenen Dokumenten des 14. Jahrhunderts auch schon als Salzhaus bezeichnet, was sich vom hier stattfindenden Salzhandel ableitete.

Der Salzverkauf war ein königliches Regal, die sogenannte Salzgerechtigkeit. Sie sicherte dem König hohe regelmäßige Einnahmen. Durch Verpachtung oder Verpfändung ging das Salzregal allerdings allmählich auf den Rat der Stadt über, der das Salz im Keller des Salzhauses in großen steinernen Becken lagern ließ. Aufgrund der wachsenden Stadtgröße gab es später auch andere „Salzhäuser“ in Frankfurt, bei denen diese Bezeichnung jedoch nie in den Volksmund überkam, unter anderem das Haus zum Pelikan an der Ecke von Kleiner Hirschgraben und Am Salzhaus.

Es ist wahrscheinlich, dass sich auf der mit dem gemeinhin als Salzhaus bekannten Parzelle bis ins frühe 17. Jahrhundert hinein zwei eigenständige, entsprechend sehr schmale Fachwerkgebäude befanden. Dies belegen sowohl Bilder des Römerbergs aus verschiedenen Krönungsdiarien als auch Konrad Fabers Belagerungsplan der Stadt aus dem Jahre 1552, der an der Stelle des Gebäudes zwei Dachgiebel erkennen lässt. Wenngleich es sich auch nicht historisch beweisen lässt, wäre dies eine Erklärung für die Erwähnung des Hauses zum Hohen Homperg, das dann wohl neben dem eigentlichen Salzhaus das zweite Gebäude auf dem Grundstück war.

Bis zum frühen 17. Jahrhundert finden sich nun nur noch drei weitere nennenswerte Erwähnungen des Salzhauses in historischen Dokumenten. 1387 war das Salzhaus demnach im Besitz des Gelnhäuser Bürgers Heinrich Bredemann, der es am 6. Februar desselben Jahres an einen Wigand Dagestel verkauften. Weiterhin versammelte sich in den Jahren 1417 - 1423 hier die Gesellschaft zur Güldenen Schmiede, die anschließend in das benachbarte Haus Frauenstein umzog.

Knapp 40 Jahre später, um 1460, diente das Salzhaus als privates Schuldengefängnis[1]. Auf Antrag des Gläubigers nahm der Rat der Stadt säumige Schuldner bis zu 4 Wochen in Haft, danach durfte ihn der Gläubiger bis zur Bezahlung der Schuld weiter festhalten, allerdings auf eigene Kosten. Hierzu dienten die im mittelalterlichen Frankfurt häufigen, durch genaue städtische Vorschriften geregelten Privatgefängnisse. Das Gefängnis im Salzhaus befand sich im Kellergewölbe, wo unter Zuhilfenahme von Holzlatten offenbar eine Art Käfig konstruiert worden war.

[Bearbeiten] Bürgermeister Kolers prächtiges Wohnhaus

Um 1600 ließ der damalige Besitzer, der Weinhändler Christoph Andreas Koler, das Salzhaus – vermutlich durch den Memminger Bildhauer Johann Michael Hocheisen[2] – im Stil der Spätrenaissance komplett umgestalten. Koler stammte aus Bingen und hatte durch Weinhandel ein beträchtliches Vermögen erworben. 1612, während des Fettmilch-Aufstandes, wurde er jüngerer Bürgermeister.

Im Rahmen der Umgestaltung wurden die beiden Häuser auf dem Grundstück in ein einziges, für die Zeit großes Fachwerkhaus umgebaut[1]. Dieser Maßnahme ging vermutlich ein Abriss wenigstens der oberen Geschosse der Vorgängergebäude voraus. Bestätigt wird dies durch Bilder aus Krönungstagebüchern, die das Salzhaus seit dieser Zeit als alleiniges Gebäude zeigen.

Das 22 m hohe Salzhaus galt fortan als eines der schönsten Gebäude Mitteleuropas: schon das Erdgeschoss war ein Meisterwerk des Frankfurter Steinmetzhandwerks - drei mit Diamantquadern verzierte Pfeiler an der Ostseite und sechs an der Nordseite trugen reichverzierte Bögen. Zwischen den Pfeilern befanden sich dreibahnige Fenster, die Oberlichter in den Bogenfeldern waren mit schmiedeeisernen Gittern geschützt. Über dem Erdgeschoss erhoben sich zwei auskragende Obergeschosse, darüber drei Giebelgeschosse. Die Konsolen, auf denen die Obergeschosse ruhten, trugen die Büsten des Erbauers und seiner Frau, ihres Sohnes und des Baumeisters. Die Ständer des Fachwerks, seine Füllungen und die Voluten des Giebels waren mit reichen Schnitzereien aus Eichenholz verziert; der Giebel selbst war mit aus Blei getriebenem Blattwerk umrankt.

Der Sockel des ersten Obergeschosses trug ein Fries mit sechs hölzernen Tafeln, die von links nach rechts folgenden Motive zeigten: Frühling, Sommer, zwei Putten mit Ring (als Symbol der Ehe), zwei Putten mit Blumen (als Symbol der Kinder), Herbst und Winter. Die Schnitzereien im zweiten Obergeschoss und auf dem Giebel bestanden aus antikisierenden Lorbeerrosetten und Akanthusmotiven. Zwei Felder unter den Fenstern des zweiten Obergeschosses zeigten Büsten des Erbauers und seiner Frau.

An der zur angrenzenden schmalen Wedelgasse gelegenen nördlichen Langseite blieben die Fachwerkbalken ohne Schnitzerei, allerdings waren die verputzten Wandteile nicht weniger reich durch Fresken verziert. Ihre Anordnung war, von vorne gesehen, wie folgt: je eins links und rechts unterhalb der Fenster des zweiten Obergeschosses, zwei links in Höhe der Fenster des ersten Obergeschosses, unterhalb dieser nocheinmal zwei links sowie zwei rechts. Die Fresken zeigten Motive aus der griechischen Mythologie sowie aus der Aeneis des Vergil.

Im Detail waren die Motive, in der oben genannten Reihenfolge: das Opfer Abrahams, als der Engel soeben die göttliche Botschaft überbringt; Kain und Abel; Galathea und Poseidon; der im Wald schlafende Endymion, welchem Selene naht, um ihn zu betrachten; Herkules, den Kentauren Nessos tötend; die Befreiung der an den Felsen geschmiedeten Andromeda durch Perseus; Paris mit dem Erisapfel, im Begriff, über die Schönheit der vor ihm stehenden drei Göttinnen Hera, Athene und Aphrodite sein Urteil abzugeben; und schließlich den Brand von Troja, vor dem Aeneas, seinen greisen Vater Anchises auf dem Rücken tragend sowie sein Sohn Askanios fliehen.

Zwischen den in medaillonförmigen Feldern aufgetragenen, einfarbig in grau gehaltenen Bildern war die Fläche des Weiteren durch aufgemalte Festons von Blumen und Früchten belebt, diese in rötlicher Farbe.

Die Vermischung von griechischer Mythologie mit biblischen Motiven deutet darauf hin, dass erstere Bilder etwas älter waren als letztere. Wenn auch nicht im konkreten Falle des Salzhauses, wohl aber in vergleichbaren Fällen in der Frankfurter Baugeschichte dokumentiert, nahm wahrscheinlich die Kirche oder ein späterer Besitzer Anstoß an den rein heidnischen Motiven. Entsprechend wurden die zwei biblischen Motive hinzugefügt. Diese Annahme wird durch die Tatsache untermauert, dass sich die beiden biblischen Motive so weit oben am Gebäude befanden, dass man sie in der schmalen und dunklen Wedelgasse von Bodenhöhe aus kaum richtig erkennen konnte. Auch widerspricht es der ansonsten am Haus, insbesondere der Schnitzfassade eingehalten Gestaltungsrichtlinie, den Detailreichtum mit zunehmenden Abstand vom Boden zu reduzieren. Erst als Anfang des 20. Jahrhunderts anstelle der Wedelgasse die Braubachstraße durch die angrenzenden Häuserblöcke gebrochen wurde, wurde die Nordfassade in ihrem vollen Detailreichtum sichtbar.

Die Giebelfassade war ursprünglich in den Frankfurter Farben rot, weiß und gold bemalt, wie ein Krönungsbild von 1658 zeigt und auch durch den Fund von Farbresten bei der Renovierung des Gebäudes Ende des 19. Jahrhunderts belegt wurde. Einer Legende nach wurde das Holz schwarz, als Kolers Frau starb und die Fassade dem Brauch nach für den Trauerzug mit schwarzen Tüchern abgehängt worden war. Kolers Frau war allerdings schon 1613 gestorben. Nach dem Ende des Fettmilch-Aufstandes wurde ihr Mann aus Frankfurt verbannt; er starb verarmt im Ausland.

[Bearbeiten] Nach der Ära Koler bis zum 19. Jahrhundert

Wenig ist in den nachfolgenden Jahrhunderten über die Geschichte des Salzhauses bekannt. Aufgrund seiner repräsentativen Gestaltung, der Verfügbarkeit eines Ladens im Erdgeschoss in Verbindung mit geräumigen Kellern als Lagerräumen und nicht zuletzt der optimalen Lage am Römerberg wegen dürfte es fast ausschließlich im Besitz reicher Frankfurter Kaufmannsfamilien gewesen sein.

Historisch belegbar[1] ist, dass 1637 im Salzhaus der reiche Seiden- und Tuchhändler Melchior Sultzer starb, und 1718 Friedrich Freyer im Haus eine Strumpfhandlung begründete, das das damals umfangreichste Geschäft seiner Art in Frankfurt war. Aufgrund seines geschäftlichen Erfolgs besaß er bald große Werkstätten in Offenbach und Hanau und hinterließ seiner Witwe bei seinem Tod 1752 ein gewaltiges Vermögen in Höhe von 212.000 Reichstalern.

[Bearbeiten] Stadtbesitz und Renovierung

Am 1. Mai 1843 erwarb die Stadt das Haus zum Preis von 32.000 Gulden[3] von seiner letzten Besitzerin, der Bürgerswitwe Sara Catharina Lindheimer. Die alteingesessene Frankfurter Familie Lindheimer war u. a. mit der Familie Goethes verwandtschaftlich verbunden[1]. Zusammen mit dem angrenzenden, im selben Jahr erworbenen Haus Frauenstein wurde das Salzhaus in den Gebäudekomplex um den Römer integriert.

In den Jahren 1887 - 1888 wurde die mittlerweile dringend nötig gewordene Renovierung[3] angegangen. Die modulartige Konstruktion der Eichenholztafeln des ersten Geschosses machte es bei diesen einfach, sie abzunehmen und in die Werkstätten von Schreinern und Bildhauern zu bringen, wo sie aufwendig restauriert wurden. Es zeigte sich, dass bei der vorangegangen, der Giebelinschrift nach 1707 erfolgten Renovierung des Gebäudes, angegriffene Stellen durch Tannenholz ersetzt worden waren. Dieses aus restauratorischer Sicht unfachmännische Vorgehen hatte das Problem der im Holz fortschreitenden Fäulnis weiter verschärft und die Fachwerkkonstruktion statisch betrachtet an den falschen Stellen belastet. Den Folgen, angebrochenen Balken an der gesamten Konstruktion, war unfachmännisch durch aufgenietete Metallbänder oder zusätzliche, untergelegte Balken entgegengesteuert worden. Tragende Elemente mussten daher an vielen Stellen vollständig ersetzt werden. Des Weiteren stellte sich heraus, dass die gesamten Schnitzereien des ersten Obergeschosses wohl aus einer anderen Zeit stammten, als die der weiter darüber liegenden Geschosse.

Während man unter den höchstwahrscheinlich in einer externen Werkstatt gestalteten Modulen des ersten Obergeschosses Reste verputzter, bemalter Fassade fand, waren in den Stockwerken darüber die Gefache nicht traditionell mit Strohlehm, sondern mit massiven, 10 cm starken Eichenholzplatten ausgefüllt worden. Anschließend war die nun einheitlich in Träger und Gefache gegliederte Holzfläche vor Ort bildhauerisch bearbeitet worden. Die auf der Hausinnenseite noch freie Fläche in den Gefachen hatte man mit Strohlehm aufgefüllt. Nur hervortretende Elemente wie die Löwenköpfe oder die Büsten der Familie Koler waren im Nachhinein aufgenagelt worden. Obwohl die Schnitzereien am gesamten Haus stilistisch in die selbe Epoche fallen und durchaus auch der Hand desselben Künstlers zugerechnet werden können, ist bis zur Gegenwart nicht völlig geklärt, ob beide oder nur eine der als Maßnahmen voneinander getrennten Bildhauerarbeiten Johann Michael Hocheisen zuzurechnen sind.

Zweifellos aus seiner Hand stammte dagegen die am ersten Obergeschoss, an der Nordostecke des Gebäudes angebrachte Frauenfigur. Sie war aus Lindenholz geschnitzt, welches noch weniger als Tannen-, geschweige denn Eichenholz wetterbeständig ist. Daher war sie nach fast 300 Jahren aufs Schwerste geschädigt. Hier wurden, wie auch an den Stellen am Haus, wo Substanzverlust aufgetreten war, dieser mit einem Kit aus Eichenspänen und verschiedenen Beimischungen aufgefüllt und die entsprechenden Partien nachgeschnitzt.

Die weiteren Umbaumaßnahmen beinhalteten, wegen der zukünftigen Nutzung als Teil des Rathauses, auch eine Neugestaltung der Innenräume. Dies geschah allerdings unter Erhaltung der Geschosseinteilung und der von den Restauratoren des 19. Jahrhunderts als kunsthistorisch wertvoll erachteten Ausstattung. Hierbei handelte es sich vor allem um die der Zeit Kolers zuzurechnende, aufwendig gearbeitete Holztreppe sowie einen derselben Epoche entstammenden Kamin. Auch wurde im Rahmen der inneren Neugestaltung beim Abbrechen einer Brandmauer ein hochgotisches Wandbild entdeckt. Es zeigte eine weibliche und männliche Figur beim Schach sowie eine dritte männliche Figur beim Spiel eines Saiteninstruments. Das Bild wurde kopiert und anschließend, aufgrund seines schlechten Zustandes als nicht erhaltenswert erachtet, mit der Brandmauer abgerissen[3].

Die Fresken an der Nordfront des Gebäudes waren zum Zeitpunkt der Umbauarbeiten so stark verwittert, dass man sich entschied, sie nicht zu restaurieren, sondern vollständig zu ersetzen. Nachdem man detaillierte Skizzen der Bilder gefertigt hatte, wurde der alte Verputz entfernt und vollständig ersetzt. Dabei trug man den neuen Verputz auf ein über das Fachwerk gespanntes, verzinktes Drahtnetz auf, um zukünftigen Verwitterungsschäden vorzubeugen. Erst nachdem der Putz vom Sommer 1887 - 1888 etwa ein Jahr lang getrocknet war und sich in seiner Festigkeit bewährt hatte, malte man die vorher dokumentierten Bilder unter Verwendung beständiger Mineralfarben neu auf.

Schließlich wurde das den Giebel umrankende Blattwerk, von dem nur noch wenig vorhanden war, anhand der vorhandenen Reste kopiert und vollständig ersetzt.

Um 1890 bezogen städtische Bedienstete das nun wieder in altem Glanz erstrahlende Salzhaus. Zunächst waren hier die Militärkommission und Teile des Statistischen Amts untergebracht, wenig später Dienststellen des Städtischen Gesundheitsamtes.

[Bearbeiten] Die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg zeichnete sich spätestens ab Juli 1942 ab, dass auch Frankfurt zum Ziel von schweren Bombenangriffen werden würde. Ein großer Teil der historisch bedeutenden Bauten in der Frankfurter Altstadt wurde daraufhin dokumentiert und bewegliche Kunstdenkmäler eingemauert oder ausgelagert. Darunter befanden sich auch alle abnehmbaren Relieftafeln des Salzhauses - einzig die in die tragenden Balken des eigentlichen Fachwerkhauses eingearbeiteten Schnitzereien mussten vor Ort verbleiben[2]. Am 5. Oktober 1943 traf der erste schwere Bombenangriff die Innenstadt. Brandbomben verwüsteten das Innere des Römer und des Bürgersaales. Das benachbarte Salzhaus blieb zunächst verschont. Am 18. März 1944 griffen etwa 750 Flugzeuge die östliche Innenstadt an. Wieder blieb das Salzhaus unbeschädigt, obwohl die auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegende Paulskirche getroffen wurde und vollkommen ausbrannte.

Am 22. März – Goethes Todestag – traf der schwerste Luftangriff die Altstadt. Mehr als siebentausend Gebäude wurden zerstört oder schwer beschädigt. Auch das Salzhaus wurde von Brandbomben getroffen und brannte nieder. Die gesamte Innenausstattung ging verloren, lediglich das steinerne Untergeschoss blieb stehen[4].

Im Frühsommer 1944 dokumentierte der Photograph Paul Wolff im Auftrag des Historischen Museums den Zustand der Innenstadt nach den Bombenangriffen in einer Serie von einzigartigen Farbaufnahmen.

[Bearbeiten] Wiederaufbau und Gegenwart

1946 begann man mit der Trümmerbeseitigung in der Altstadt. Bis 1950 waren Schutt und Ruinen vollständig verschwunden. Erst 1952 wurde die bereits 1945 verhängte Bausperre für die Altstadt aufgehoben. Inzwischen war die Entscheidung für einen modernen, an den damaligen Vorstellungen von Städtebau orientierten, Wiederaufbau gefallen. Im Mai 1952 begannen die Arbeiten zum Wiederaufbau der Altstadt, 1954 waren sie im wesentlichen abgeschlossen.

Auch das Salzhaus wurde als Giebelhaus in Stahlbetonskelettbauweise nach Entwürfen der Architekten O. Apel, R. Letocha, W. Rohrer und M. Herdt neu errichtet. Dabei wurde der historische Grundriss des ursprünglichen Gebäudes ignoriert und auf dem erhaltenen steinernen Erdgeschoss ein Neubau mit drei Obergeschossen und einem Dachgeschoss errichtet. Die sechs Holzrelieftafeln aus dem ersten Obergeschoss des ursprünglichen Baus wurden in die neue Front eingearbeitet. Auf der zur Braubachstraße gewandten Seite wurde die Fassade mit einem Mosaik versehen, das die Aufbau- und Aufbruchstimmung nach dem Krieg symbolisieren soll – es zeigt das Motiv des Phönix aus der Asche. Mit nur wenig Phantasie kann man aber auch das Wappentier der Stadt hineininterpretieren, welches sich auf dem gezeigten Bild aus den Ruinen zu erheben scheint.

Noch in den 80er Jahren gab es Bestrebungen, das Salzhaus im Zuge der Rekonstruktion der Ostzeile des Römerbergs originalgetreu wieder zu errichten, was jedoch schließlich verworfen wurde.

Eine Ausstellung der Fragmente im Historischen Museum Frankfurt im Dezember 2004 belegt, dass im Zweiten Weltkrieg längst nicht soviel Bausubstanz verlorenging, wie allgemein angenommen - noch rund 60 % der Fassade sind unversehrt in städtischen Magazinen eingelagert. Auch wurde im Rahmen der Ausstellung bekannt, dass sich am rückwärtige Giebel durch den dem Neubau vorhergehenden Abbruch weitere gotische Wandbilder offenbarten. Diese wurden, aus kunsthistorischer Sicht besonders schmerzhaft, zugunsten des Neubaus einfach abgerissen[2].

Heute dient das Salzhaus der Stadt als Verwaltungsgebäude. Im Erdgeschoss befindet sich ein Informationszentrum für Touristen.

[Bearbeiten] Vergleichbare Bauten

Als vergleichbar schön gestaltete Fachwerkhäuser gelten u. a. das ebenfalls im Zweiten Weltkrieg zerstörte, jedoch in den 80er Jahren originalgetreu wieder aufgebaute Knochenhaueramtshaus in Hildesheim sowie Haus Kammerzell in Straßburg, welches beide Weltkriege unbeschadet überstand.

[Bearbeiten] Literatur

  • Architekten- & Ingenieur-Verein (Hrsg.): Frankfurt am Main und seine Bauten. Selbstverlag des Vereins, Frankfurt am Main 1886
  • Hartwig Beseler, Niels Gutschow: Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Verluste, Schäden, Wiederaufbau - Band 2, Süd. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988, S. 812
  • Georg Hartmann, Fried Lübbecke (Hrsg.): Alt-Frankfurt. Ein Vermächtnis. Verlag Sauer und Auvermann, Glashütten 1971
  • Carl Wolff, Julius Hülsen, Rudolf Jung: Die Baudenkmäler von Frankfurt am Main - Band 2, Weltliche Bauten. Selbstverlag/Völcker, Frankfurt am Main 1898, S. 239 - 245
  • H. Heimpel: Das Salzhaus am Römerberg. In: Frankfurter Verkehrsverein (Hrsg.): Frankfurter Wochenschau. Bodet & Link, Frankfurt am Main 1939, S. 152 - 156
  • Historisches Museum präsentiert die Schnitzkunst vom "Salzhaus". In: Frankfurter Allgemeine : Zeitung für Deutschland (Hrsg.), Frankfurt am Main 9. November 2004

[Bearbeiten] Quellen

  1. a b c d Das Salzhaus am Römerberg. In: Frankfurter Verkehrsverein (Hrsg.): Frankfurter Wochenschau. Bodet & Link, Frankfurt am Main 1939, S. 152 - 156
  2. a b c Frankfurter Allgemeine : Zeitung für Deutschland, 9. November 2004, Rhein-Main-Zeitung
  3. a b c Die Baudenkmäler von Frankfurt am Main - Band 2, Weltliche Bauten. Selbstverlag/Völcker, Frankfurt am Main 1898, S. 239 - 245
  4. Kriegsschicksale Deutscher Architektur - Verluste, Schäden, Wiederaufbau - Band 2, Süd. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1988, S. 812

[Bearbeiten] Weblinks

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Commons
Commons: Salzhaus – Bilder, Videos und/oder Audiodateien

Koordinaten: 50° 6' 39" N, 8° 40' 55" O

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