Sandstreuer
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Unter Sandstreuer (umgangssprachlich auch Sandbremse) versteht man eine in Bahnfahrzeugen verwendete Einrichtung, bei der mit Hilfe von Druckluft (ca. 8 bar) oder von Hand bedient Sand aus einem Vorratsbehälter (Sandkasten) durch Sandfallrohre auf die Schienen vor den angetriebenen Rädern gebracht wird, um die Reibung zu erhöhen und so ein durch hohe Anfahrkräfte und schwere Anhängelasten, etwa bei schweren Güterzügen, bedingtes Durchrutschen ("Durchdrehen" oder "Schleudern") der Räder zu verhindern. Dieses Rutschen geschieht vor allem im Herbst oder Winter, wenn durch Eis oder nasses Laub auf den Schienen verringerte Reibung besteht.
Der Sandvorrat ist so bemessen, dass insgesamt etwa 2 Minuten Sand gestreut werden kann, genug also, um auch bei häufigem Halten und Wiederanfahren jedes mal Sand streuen zu können. Es sind jedoch sehr hohe Anfahrkräfte und ein sehr rutschiger Schienenbelag vonnöten, damit Räder durchrutschen, im Normalbetrieb im gemäßigten Klima kommt es sehr selten vor, anders als bei Dampflokomotiven, wo durchrutschende Räder zur Tagesordnungs gehörten.
Für den Betrieb des Sandstreuers ist es sehr wichtig, dass der Bremssand trocken gehalten wird. Bei Dampflokomotiven befand sich der Sandkasten daher regelmäßig auf dem Scheitel des Langkessels in einem separaten Sanddom, wo der Sand durch die Kesseltemparatur warm und trocken gehalten wird. Bei modernen Fahrzeugen ist zumeist eine elektrische Heizspirale im Sandvorratsbehälter eingebaut, der den Sand trocken hält.
Als Bremssand kommt sehr feiner Sand mit hoher Festigkeit durch einen hohen Quarzanteil zum Einsatz. Der Sand sollte eine Körnung von 0,8–1,6 mm gemäß TL 918 2243-5 bzw. 0,71–1,6 mm gemäß BN 918 224 (s. Grobsand) haben und lehmfrei sein. Der Sandvorrat ist im Rahmen der Abschlussarbeiten am Fahrzeug zu überprüfen und gegebenenfalls aufzufüllen.
[Bearbeiten] Bedienung des Sandstreuers
Die Bedienung des Sandstreuers erfolgt vom Führerstand des Bahnfahrzeuges aus. Bei Dampflokomotiven erfolgte die Betätigung mittels mechanischem Gestänge oder Seilzug. Der Sand fällt dann allein durch die Schwerkraft über die Sandrohre vor beide Räder der Achse auf die Schiene.
Bei modernen Triebfahrzeugen erfolgt auf Tastendruck eine elektrische Ansteuerung des Ventils am Sandvorratsbehälter. Über ein Magnetventil wird mittels Druckluft aus der Hauptluftbehälterleitung (HBL) Bremssand in eine Düse der Sandungsvorrichtung gepresst und über eine Schlauch- oder Rohrleitung auf die Schiene gebracht.
Der Quarzsand wird durch das erste darüber rollende Rad zerrieben und erhöht für dieses und weiter folgende Räder den Haftbeiwert.
Auf schlüpfrigen Schienen und sobald zu erwarten ist, dass die Räder gleiten, die Gleitschutzvorrichtungen ansprechen oder übermäßiger Schlupf auftritt, muss gemäß Bahnnorm DS 915 01 (BreVo) die Sandungsvorrichtung eingeschaltet werden. Auf Brücken, Weichen, Drehscheiben, Schiebebühnen, Gleiswaagen und im Bereich von Tankstellen von Schienenfahrzeugen darf jedoch gemäß der Bahnrichtlinie DS 913.0201 außer bei Gefahr im Verzug nicht gesandet werden. Denn hier könnte durch Sanden die Funktion beweglicher und empfindlicher Bauteile beeinträchtigt werden. Auf übermäßiges Sanden sollte jedoch verzichtet werden, da der zerriebene Quarzsand kurzfristig den elektrischen Kontakt zwischen Rad und Schiene und damit bei elektrischen Schienenfahrzeugen den Stromrückfluss beeinträchtigen könnte.